Anwohner im Scharnhauser Park wehren sich gegen den Vorschlag der Verwaltung, an der Straße „In den Holzwiesen“ eine Flüchtlingsunterkunft einzurichten. Sie befürchten eine Verschlechterung ihrer Lebens- und Wohnqualität.

Ostfildern - Im Scharnhauser Park, dem jüngsten Stadtteil Ostfilderns, regt sich Widerstand gegen eine dort geplante Flüchtlingsunterkunft an der Straße In den Holzwiesen. Anwohner wehren sich gegen den Standort, den die Stadtverwaltung dem Landkreis zur Pacht angeboten hat. Sie monieren, ihre Bedenken und ein von ihnen unterbreiteter Alternativvorschlag würden von den Verantwortlichen im Rathaus nicht ernst genommen. Der Oberbürgermeister Christof Bolay dementiert das.

 

Vor der Urlaubszeit seien es „bis zu 80 Leute“ gewesen, die sich laut einer Anwohnerin – sie will nicht namentlich genannt werden – an Dienstagabenden zu einem „Informationsaustausch“ auf der Wiese getroffen hätten. Auf dem im städtischen Eigentum befindlichen Grundstück soll möglicherweise eine Unterkunft für 60 bis 80 Flüchtlinge errichtet werden. Die Menschen im Umfeld befürchteten durch die Einrichtung vor ihrer Haustür mehr Lärm, weniger Licht sowie eine Einschränkung ihrer bisherigen Lebens- und Wohnqualität, erklärt die Frau, die eigenem Bekunden nach auch für ihre Nachbarn spricht.

Entscheidung noch nicht gefallen

Sie und ihre Mitstreiter fühlten sich von der Stadtverwaltung übergangen. Auf ein entsprechendes Schreiben habe der Oberbürgermeister Christof Bolay lediglich mit einem Standardbrief geantwortet. Auf eine von ihnen vorgeschlagene Alternative „gleich ums Eck“ werde nicht eingegangen, obwohl sich auch dieses Grundstück im Besitz der Stadt befinde. Die Anwohner mahnten mehr Transparenz an und forderten eine „frühzeitige Einbindung in die Pläne der Stadt und des Kreises – bevor Fakten geschaffen sind“, so die Sprecherin.

Eine Entscheidung ist laut dem Rathauschef Christof Bolay noch nicht gefallen. Ein Vertreter des Landkreises habe den Standort begutachtet, seine Beurteilung werde noch im Laufe der Sommerferien erwartet. „In dem Moment, in dem wir Infos haben, geben wir die auch weiter. Das war auch bisher der Fall“, erklärt er auf Nachfrage. Wer erwarte, eine Unterkunft verhindern zu können, wenn er nur „lange genug und ziemlich laut“ mit der Verwaltung rede, „liegt falsch“, sagt Bolay. Gleichwohl würden die Ängste und Bedenken der Menschen aber intensiv diskutiert.

Einige Voraussetzungen müssen erfüllt sein

Die von den Anwohnern ins Spiel gebrachte benachbarte Fläche befinde sich tatsächlich in städtischem Besitz, erklärt der Rathauschef. Aber sie liege von der Erschließung her nicht besonders günstig. Es werde ein öffentlicher Abwasseranschluss benötigt, der zudem ein Gefälle brauche und ausreichend für 60 bis 80 Personen dimensioniert sein müsse. Wenn für einen alternativen Standort nachgearbeitet werden müsse, „habe ich kein Problem damit, wenn es sich dabei um einen kleinen Betrag handelt“, so Bolay. Aber im Tiefbau sei es meist „nicht mit 500 Euro getan“. Das werde auch im Landratsamt so gesehen, das ebenfalls „Steuergelder zu verantworten“ habe. Im Stadtgebiet gebe es keinen der von der Verwaltung vorgeschlagenen Standorte, der nicht umstritten sei, berichtet Christof Bolay. „Dennoch müssen wir die Hilfe suchenden Menschen unterbringen, die uns zugewiesen werden.“

Werde das Grundstück In den Holzwiesen vom Landratsamt als geeignet erachtet, sei vorgesehen, dieses zunächst für fünf Jahre mit einer Verlängerungsoption zu verpachten. Die Stadt wünsche sich statt einer Containerlösung ein zweistöckiges Gebäude in einfacher Holzmodulbauweise.