Die mit der Erweiterung der Nellinger Kläranlage beauftragte Rohbaufirma Bergauer Bau ist pleite. Nun sucht Ostfildern nach einer neuen Firma.

Ostfildern - Seit der letzten Januarwoche herrscht absoluter Stillstand auf Ostfilderns größter Baustelle. Die Erweiterungsarbeiten an der Nellinger Kläranlage sind eingestellt worden, weil für die insolvente Rohbaufirma Bergauer Bau kein Käufer gefunden werden konnte. Die Stadt Ostfildern möchte schnellstmöglich ein neues Unternehmen für den Rest des 4,4-Millionen-Euro-Auftrags engagieren. Doch unabhängig davon, wie schnell eine neue Firma gefunden wird, sei der ursprüngliche Zeitplan nicht mehr einzuhalten, so der Ostfilderner Baubürgermeister Michael Assenmacher.

 

Kein Käufer für Bergauer

Bei der im bayerischen Waldsassen ansässigen Bergauer Bau handelt es sich um eines von sechs Tochterunternehmen der Firma Reinhold Meister. Das vor allem im Tief- und Verkehrswegebau tätige Bauunternehmen hatte seine Pleite bereits Ende November 2011 verkündet. Der Grund an der Misere waren laut der Unternehmensleitung offene Rechnungen „eines großen börsennotierten Unternehmens aus Deutschland“. Dabei soll es sich um einen Betrag in zweistelliger Millionenhöhe gehandelt haben. In der Folge waren alle sechs Tochterunternehmen Meisters davon betroffen.

Der Münchner Insolvenzverwalter Hanns Pöllmann hat sich bemüht, einen neuen Käufer für Bergauer zu finden, doch das hat nicht geklappt. „Diese Hoffnung hat sich leider zerschlagen, und nun verhandeln wir mit dem Insolvenzverwalter, wie es weitergehen kann“, sagte Michael Assenmacher. Am liebsten wäre ihm, wenn sich eine der nächstplatzierten Firmen aus der früheren Ausschreibung noch für den Auftrag interessieren würde. Zwar könnte auch eine neue Ausschreibung erfolgen, doch dies würde länger dauern. Aufgrund des Umfangs müsste das nämlich europaweit passieren.

„Ob es sich verteuert, wird sich zeigen“

So oder so „kann der Zeitplan vermutlich nicht eingehalten werden“, sagte der Baubürgermeister. Ursprünglich sollte die Kläranlage 2015 fertig gestellt werden. Wie sehr sich alles verzögert, könne zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorausgesagt werden, so Assenmacher. Ähnliches gelte für die weiteren Kosten. „Ob es sich verteuert, wird sich zeigen. Es ist jedoch davon auszugehen“, erklärte er. Für die Ostfilderner entsteht laut dem Bürgermeister dagegen kein Entsorgungsproblem: „Die alte Kläranlage funktioniert schließlich.“

Die Modernisierung der Kläranlage ist bisher mit 12,3 Millionen Euro eines der teuersten Projekte der Stadt Ostfildern. Aktuell befindet man sich im zweiten der drei Bauabschnitte. Bereits seit 1992 beschäftigt der Ausbau die Verwaltung und den Gemeinderat regelmäßig. Denn die Sammelkläranlage, in der das Abwasser der Stadtteile Ruit, Scharnhausen, Nellingen, Scharnhauser Park sowie des Gewerbegebietes Lichtäcker der Gemeinde Denkendorf gereinigt wird, entsprach nicht mehr den gesetzlichen Vorgaben. Zudem war sie aufgrund gestiegener Einwohnerzahlen an den Rand ihrer Kapazität gelangt.