In der Stadt Ostfildern sind in nahezu allen Stadtteilen gesundheitsgefährdende Lärmwerte an den Straßen gemessen worden. Die Verwaltung will nun generell Tempo 30 durchsetzen, um den Verkehrslärm erträglicher zu machen.

Ostfildern - Auf Ostfilderns Straßen ist es vielerorts zu laut. Das ist das Ergebnis von Lärmmessungen in den sechs Stadtteilen. Laut einer Mitteilung der Stadtverwaltung ist der vom Verkehrs ausgehende Krach entlang der Hauptstraßen sogar „gesundheitsgefährdend hoch“. Als Lösung schlagen die Verantwortlichen eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer vor.

 

Die Stadt hat das Karlsruher Stadtplanungsbüro Modus Consult mit der Untersuchung des Verkehrsaufkommens und der Lärmbelastung beauftragt. Der Stadtplaner Frank Gericke von Modus Consult hat jüngst gemeinsam mit dem Ostfilderner Oberbürgermeister Christof Bolay und dem Baubürgermeister Michael Assenmacher im Saal des Stadthauses im Scharnhauser Park die Werte und die daraus resultierenden Konsequenzen vorgestellt. Die Experten hatten alle Straßen Ostfilderns geprüft, auf denen täglich 4000 Fahrzeuge und mehr unterwegs sind. Zudem wurde der von der Stadtbahn ausgehende Krach in die Messungen mit einbezogen. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Für die Anwohner der Hauptstraßen in allen Stadtteilen seien bis auf wenige Ausnahmen gesundheitsgefährdende Geräuschpegel registriert worden.

Grenzwerte teilweise deutlich überschritten

Lediglich in den Stadtteilen Parksiedlung und Scharnhauser Park seien nur punktuelle Lärmspitzen aufgetreten. Ansonsten seien die Schwellenwerte von 67 Dezibel am Tag und 57 Dezibel in der Nacht „teilweise deutlich überschritten“, erklärte Frank Gericke, der mit seinen Kollegen entsprechende Lärmkarten für die Große Kreisstadt ausgearbeitet hat.

Mit diesen Dokumenten will die Verwaltung gegenüber dem Regierungspräsidium belegen, dass auf den Straßen der Stadt unbedingt Maßnahmen für eine Lärmminderung umgesetzt werden müssen. Als wichtig erachten die Experten, auf den Hauptstraßen nur noch Tempo 30 zuzulassen. Gericke zufolge bringt das eine Reduzierung des Lärms „um 2,5 bis drei Dezibel“. Werde die Geschwindigkeitsreduzierung mit einem Flüsterasphalt kombiniert, seien sogar vier Dezibel drin.

Noch im Juli befasst sich der Gemeinderat mit dem Thema

Wichtig, so Gericke sei aber, „dass bei Tempo 30 der gesundheitlich relevante Schwellenwert enorm sinkt“. Rein akustisch bemerkten die Anwohner 2,5 Dezibel weniger Lärm zwar kaum, aber der Körper reagierte darauf und „es geht schließlich um die Gesundheit der Bürger“. Das sei auch rechtlich der entscheidende Parameter.

Noch in der Sitzung im Juli soll sich der Gemeinderat mit dem sogenannten Lärmaktionsplan und der damit verbundenen generellen Einführung von Tempo 30 befassen. Spätestens im Dezember könnte dann der Beschluss gefasst werden und ein Antrag beim Regierungspräsidium eingereicht werden. Die Behörde müsse das Anliegen absegnen. „Dort werden wir entsprechend Druck machen, damit die Sache nicht ewig dauert“, versprach der Baubürgermeister Assenmacher. Er und Bolay sicherten zudem zu, dass die Einhaltung der Geschwindigkeit dann von den städtischen Mitarbeitern „intensiv kontrolliert“ werde, falls nötig auch mit externen Dienstleistern.

Die Bürger im Stadthaus werden das gerne gehört haben, denn sie stehen dem Vorhaben laut der Mitteilung „durchweg aufgeschlossen“ gegenüber. Eine Anwohnerin der Hindenburgstraße im Stadtteil Nellingen erachtet die Temporeduzierung als „wichtig, denn vor allem abends wird bei uns durchgebraust, das ist manchmal eine regelrechte Rennbahn“.