Die Deutsche Bank hat einem 19-jährigen syrischen Studenten die Eröffnung eines Sperrkontos verweigert. Eine Begründung für die Ablehnung des Antrags gibt das Geldinstitut nicht an.

Ostfildern - Eigentlich ist davon auszugehen, dass es keine allzu großen Probleme bereitet, bei einer Bank ein Sperrkonto einzurichten. Doch für einen syrischen Studenten aus Ostfildern scheint das nicht zu gelten. Die Deutsche Bank hat dem 19-Jährigen, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, diesen Service verweigert. Warum er ihm verwehrt bleibt, hat ihm die Esslinger Bankfiliale nicht mitgeteilt. Auf Englisch wurde lediglich lapidar erklärt, man könne für ihn „unglücklicherweise kein Konto eröffnen“. Die Bank bedaure ihre Entscheidung und entschuldige sich für die „Unannehmlichkeit“.

 

Doch für den 19-Jährigen aus Syrien ist das Anlegen eines solchen Kontos wichtig, um für Deutschland ein Studentenvisum zu erhalten. Denn das von Verwandten mit 8000 Euro als Sicherheit bestückte Konto benötigt er dafür ebenso wie die Zusage einer Universität und den Nachweis, krankenversichert zu sein. Das einzige, was ihm noch fehlt, ist das Sperrkonto. Dieses verfügt über eine ausreichende Deckung und einen Sperrvermerk, dass monatlich nicht mehr als rund 650 Euro abgehoben werden können. Das Konto soll garantieren, dass der Student sein Studium in Deutschland auch finanzieren kann. Für den 19-Jährigen hatten Verwandte bereits ein Sperrkonto bei der Sparkasse in Aachen angelegt. Doch er wollte seine Geldgeschäfte in der Nähe seines Wohnorts erledigen.

Gründe werden nicht genannt

Siegfried Wörner vom Ostfilderner Freundeskreis Asyl betreut den 19-Jährigen, der ihn wegen des Kontos um Hilfe bat. Wörner hakte Ende des vergangenen Monats bei der Deutschen Bank in Esslingen nach und erhielt lediglich zur Antwort, das Geldinstitut könne grundsätzlich Sperrkonten einrichten – auch für Syrer. Aber in diesem Fall werde dies abgelehnt. Gründe dafür „sind mir keine genannt worden“, berichtet Siegfried Wörner, angeblich aus Gründen des Datenschutzes. Weitere Nachfragen seien zwecklos, habe eine Bankmitarbeiterin ihm mitgeteilt. Es werde keine weiter gehenden Begründungen für die Ablehnung geben.

Das bestätigt auch ein Sprecher der Deutschen Bank. Nach einer Anfrage bei der Esslinger Filiale rief er direkt aus Frankfurt in unserer Redaktion an, um zu erklären, dass es keine weitere Auskunft gebe. Die Bank prüfe von Fall zu Fall, ob sie dem Antrag zur Eröffnung eines Sperrkontos nachkomme, „und in diesem Fall wurde dagegen entschieden“, sagte der Sprecher. Eine Begründung dafür liefert er nicht, lediglich die Beteuerung: „Das hat nichts mit Diskriminierung zu tun“.

Deutsche Bank wirbt für das Angebot

Darüber, womit es tatsächlich zu tun hat, lässt sich nur mutmaßen. Möglicherweise scheut die Bank den relativ großen Aufwand für die Einrichtung eines vergleichsweise kleinen Kontos. Denn das Geldwäschegesetz schreibt für Banken in diesen Fällen eine aufwendige Identitätsprüfung und Dokumentation des Geldwechsels vor.

Andererseits wirbt die Deutsche Bank bei ausländischen Studenten aus Nicht-EU-Ländern, ihre Sperrkonten bei ihr einzurichten. Und auch die deutsche Botschaft betont auf einem Informationsblatt, man könne sich „an jede Bank in Deutschland wenden“, um ein Sperrkonto zu eröffnen. Als exemplarisch wird das Verfahren bei der Deutschen Bank beschrieben.

Die Kontoverweigerung für den 19-Jährigen aus Ostfildern ist indes kein Einzelfall. Einem 26 Jahre alten syrischen Studenten aus dem Kreis Ludwigsburg war es ebenso ergangen. Wie berichtet, war für ihn seitens der Deutschen Bank, der Sparda-Bank, der Volksbank und der Kreissparkasse Ludwigsburg die Eröffnung eines Sperrkontos abgelehnt worden. Er hat inzwischen eine Lösung gefunden. Die Sparkasse in Germersheim, seinem künftigen Studienort, richtet ihm ein altmodisches Sparbuch mit einem Sperrvermerk ein. Dies wird von der Ausländerbehörde akzeptiert.

Eine Lösung ist in Sicht

Auch für den jungen Mann aus Ostfildern scheint sich das Problem zu lösen. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Zweigstelle Ostfildern-Ruit, hat sich laut Siegfried Wörner bereit erklärt, für den Syrer, dessen Vater bereits als anerkannter Asylbewerber hier lebt, ein Sperrkonto zu eröffnen.

Dann wäre es dem 19-Jährigen, der zurzeit Deutsch am Deutschkolleg in Stuttgart-Vaihingen lernt, möglich, sein Studentenvisum zu verlängern und sich für einen Studienplatz der Fachrichtung Bauingenieurswesen einzuschreiben.