Die von den Zweitliga-Handballerinnen und den Schulen genutzte Sporthalle I in Ostfildern-Nellingen ist in die Jahre gekommen. Nun soll der Gemeinderat entscheiden, ob sie saniert oder neu gebaut wird.

Ostfildern - Die Stimmung in der Sporthalle I in Ostfildern-Nellingen ist bei den Gegnern der Zweitliga-Handballerinnen des TV Nellingen gefürchtet. Denn zwischen 650 und 680 Zuschauer feuern die Heimmannschaft mit ordentlichem Rabatz an. Schon seit zehn Jahren wird die Atmosphäre der zweithöchsten Spielklasse mehr als gerecht, was man von der in die Jahre gekommenen Halle nur bedingt behaupten kann. Deshalb soll in der nächsten Sitzung des Gemeinderats darüber entschieden werden, ob die Sporthalle I saniert oder neu gebaut werden soll.

 

Wenn Bernd Aichele, der Geschäftsführer der TV Nellingen Handball Bundesliga GmbH, das Wort Sanierung im Zusammenhang mit der Spielstätte seiner auch als Hornets – Hornissen – bekannten Handballerinnen hört, zuckt er unweigerlich zusammen. Denn es würde rund zwei Jahre dauern, um die im Jahr 1974 eingeweihte Sporthalle auf Vordermann zu bringen und zu erweitern. Das wären zwei Jahre, „in denen wir keine Halle mehr hätten“, sagt Aichele. Der Trainingsbetrieb wäre für die diversen Frauen- und Jugendteams in dieser Zeit nicht aufrecht zu erhalten, befürchtet er. Und er bezweifelt, ob die Fans der vom Verein in eine GmbH ausgegliederten Zweitligahandballerinnen in dieser Zeit nach Stuttgart pilgern würden, um die Heimspiele in der unter die Tribüne der Mercedes-Benz-Arena gebauten Scharrena zu besuchen.

Handballer plädieren für Neubau

Damit ist auch klar, dass die Handballer für einen Neubau an einer vom jetzigen Standort rund 200 Meter entfernten Stelle in der Nähe des Vereinsheims am Stadion plädieren. Wie dieser im Idealfall aussehen soll, sei in verschiedenen Workshops schon erarbeitet worden, sagt Bernd Aichele. Er sollte rund 1000 Zuschauern Platz bieten und vor allem eine vernünftige, für die Spitzenhandballerinnen existenziell wichtige Bewirtung gewährleisten. Das sei bisher nur mit großen Abstrichen möglich, weil es schlicht am Platz mangle. Es sei kein Foyer vorhanden, es fehlten Sitzmöglichkeiten „und den Glühwein müssen wir vor der Tür ausschenken“. In der Halle guten Handball zu spielen, sei kein Problem, sagt Aichele, aber die Sanitäranlagen und der Brandschutz ließen zu wünschen übrig, ebenso die energetischen Gegebenheiten: „Mit der Halle heizt die Stadt ganz Nellingen.“

Das sieht auch Peter Heinzmann, der Leiter der städtischen Abteilung technisches Gebäudemanagement, nicht anders. Das Gebäude habe einen hohen Energiebedarf „und wir müssen dort häufig die Leitungen durchspülen, um Legionellen vorzubeugen“. Eine Sanierung samt Umbau und Erweiterung erachte er als „nicht sehr wirtschaftlich“. Allein die Dachkonstruktion müsste komplett abgetragen und erneuert werden.

Kosten werden auf rund zwölf Millionen Euro geschätzt

Doch die Entscheidung Neubau oder Sanierung müsse letztlich der Gemeinderat in seiner Sitzung am 9. Dezember treffen. Ebenso, wie die des Standorts, sollte eine neue Halle als beste Lösung gelten. Aus städtebaulicher Sicht sei die Stelle an der die Sporthalle I jetzt steht „am besten geeignet“. Allerdings sehe auch die Verwaltung, dass dann enorme Ausfallzeiten für die Handballer und den Schulsport entstünden, für den die Halle tagsüber ebenfalls genutzt wird. Deshalb schlage die Verwaltung außerdem den Standort vor, den die TV-Handballer ins Auge gefasst haben.

Im Gemeinderat deutet sich eine Mehrheit an, die für einen Neubau plädiert. Zumindest haben die Freien Wähler und die CDU dies jüngst in ihren Haushaltsreden kund getan. So, wie sich die Verwaltung die Ausstattung einer neuen Halle vorstellt, würden sich die Kosten Peter Heinzmann zufolge auf rund zwölf Millionen Euro belaufen. Würde alles umgesetzt, wovon die Handballer träumen, würde eine Investition von mehr als 14 Millionen Euro fällig, so Heinzmann. Und Norbert Simianer, der CDU-Fraktionschef, merkt vorab an, „auch bei einer bundesligatauglichen Halle gibt es eine Normal- und eine Luxusversion“.

Der „ganz große Traum“ von Bernd Aichele wäre ein Neubau beim Vereinsheim und eine Trainingshalle am bisherigen Standort, wie er mit einem Schmunzeln erklärt. Ebenfalls mit einem Lächeln im Gesicht erwidert darauf Peter Heinzmann: „Das wird es mit Sicherheit nicht geben.“