Herbert Rösch ist seit kurzem der erste und bisher einzige Ehrenbürger der Stadt Ostfildern. Als ehemaliger Oberbürgermeister hat er das Bild der Kommune stark mitgeprägt. Obwohl er seit 2005 im Ruhestand ist, engagiert er sich nach wie vor.

Ostfildern – Herbert Rösch ist an seinem 70. Geburtstag die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt Ostfildern verliehen worden. Als Bürgermeister und später als Oberbürgermeister hat er in den Jahren 1975 bis 2005 die Entwicklung der Kommune maßgeblich mit geprägt. Doch mit dem Eintritt in den Ruhestand hat er nicht die Hände in den Schoß gelegt. Er engagiert sich weiterhin in vielen Institutionen und Verbänden ehrenamtlich. Sein großer Einsatz für die Allgemeinheit ist ihm nach wie vor vielmehr Lust als Last.
Herr Rösch, nachträglich Glückwunsch zum 70. Geburtstag und zur Ehrenbürgerschaft von Ostfildern. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung, zumal Sie der erste Ehrenbürger der Stadt sind?
Es hat mich sehr berührt und bewegt, dass mir meine Heimatstadt diese Auszeichnung zugedacht hat. Übrigens genau am Abend meines Geburtstages, das war mir eine besondere Freude. Für mich bedeutet die Ehrenbürgerschaft eine ganz außergewöhnliche Wertschätzung, weil sie im Namen der Bürger verliehen wird, die mich seit 37 Jahren kennen.

Und sich offenbar gerne an ihren ehemaligen Oberbürgermeister erinnern.
Wenn man wie ich 30 Jahre an verantwortlicher Stelle die Geschicke der Stadt mitgestaltet hat, trifft man immer wieder auf Menschen, die sich an das erinnern, was man angekündigt, gehofft und versprochen hat. Wenn dadurch Vertrauen wächst, das dann zu einer solchen Anerkennung führt, erfüllt mich dieses mit großer Dankbarkeit und Zufriedenheit.

Solche Ehrungen werden meist Menschen zuteil, die längst den Ruhestand genießen. Sie sind aber nach wie vor aktiv, unter anderem als Präsident des Württembergischen Fußballverbandes (WFV) oder als geschäftsführender Vorstand der Gradmann-Stiftung, die an Demenz erkrankte Menschen unterstützt. Was treibt Sie an, sich nach wie vor ehrenamtlich zu engagieren?
Wir Menschen brauchen Ziele und Aufgaben, um mit unserem Leben etwas anzufangen. Wir verwirklichen uns durch unsere Gedanken und Taten und nicht durch Untätigkeit. Solange mir Gesundheit und Neugierde bleiben, will ich mich für unsere Gesellschaft engagieren. Für mich hat jeder die Pflicht, sich nach der beruflichen und damit bezahlten Tätigkeit ehrenamtlich zu engagieren und seine Möglichkeiten und Talente nicht verkümmern zu lassen. Und das Allerwichtigste: Ehrenamt macht Spaß, es vermittelt interessante Kontakte und befriedigt zutiefst.

Bleibt dabei überhaupt noch Zeit für den Sport, Hobbys und die Familie?
Nicht immer, aber sehr oft. Ich organisiere meine Aufgaben so, dass ich gelegentlich auch gänzlich freie Tage habe. Das Schönste ist für mich, dass ich selten mit dem Wecker aufwachen muss. Und im übrigen bin ich nur ausgeglichen und zufrieden, wenn es meiner Familie und insbesondere meiner Frau gut geht, ich ungefähr 5000 Kilometer jährlich mit meinen Freunden Rennrad fahren und ich im Monat – neben allen aktuellen Zeitungen – mindestens ein Buch lesen kann. Daneben schaffe ich mir Freiräume für Kino- und Theaterbesuche oder um mir Konzerte anzuhören und Ausstellungen anzuschauen.

In Ihrer Amtszeit als Rathauschef von Ostfildern waren Sie maßgeblich an der Entwicklung des Scharnhauser Parks beteiligt. Wurde es Ihnen damals nicht mitunter mulmig bei dem Gedanken, auf 150 Hektar Fläche einen neuen Stadtteil schaffen zu müssen?
Das war schon eine riesige Herausforderung. Immerhin musste ich eine städtische Investition von mehr als 300 Millionen Euro verantworten und unendliche Wege ebnen. Aber wie bei allen großen Projekten sind wir letztendlich auch bei diesem nur Schritt für Schritt zum Erfolg gekommen. Und wir hatten das große Glück, keine Rückschläge zu erleiden. Der Gemeinderat und die gesamte Verwaltung waren außerordentlich motiviert, immer der besonderen städtebaulichen Qualität verpflichtet und begeistert von der außergewöhnlichen Herausforderung. Meine schlaflosen Nächte liste ich hier besser nicht auf. Tief dankbar bin ich allen Mitstreitern und Partnern, die mich unterstützt haben.

Der Scharnhauser Park ist ein international anerkanntes Modell, aber in der Region wird er kaum als solches wahrgenommen.
Ja, das ist verwunderlich. Offenbar stimmt es, dass der Prophet im eigenen Land nichts gilt. Aber es ist tatsächlich so, dass er mit vielen Preisen ausgezeichnet wurde und international hoch angesehen ist. Es kommen von überall her Delegationen, die sich über diese Art der Stadtentwicklung informieren möchten.