Ein Unternehmer hat im Ostfilderner Stadtteil Scharnhausen Flüchtlingen ein Grundstück zur Verfügung gestellt, auf dem sie vom kommenden Frühjahr an Gemüse anbauen können. Die Fläche ist bereits umgepflügt worden.

Ostfildern - Die im Ostfilderner Stadtteil Scharnhausen untergebrachten Flüchtlinge können vom kommenden Frühjahr an ihre landwirtschaftlichen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Denn Thomas Durst, der Geschäftsführer des gleichnamigen Scharnhausener Autohauses, stellt ihnen unentgeltlich ein rund 160 Quadratmeter großes Grundstück zur Verfügung, auf dem sie Gemüse und Obst anbauen können.

 

Auf die Idee, Integration ein Stück weit durch Ackerbau zu fördern, kamen Thomas Durst und weitere engagierte Scharnhauser Bürger in einem Gespräch mit dem Ostfilderner Freundeskreis Asyl. Dessen Vorsitzende Andrea Koch-Widmann hatte von ihrem Traum erzählt, einen interkulturellen Garten anzulegen, in dem Flüchtlingsfamilien mit Einheimischen gärtnern, ernten, spielen und feiern.

Viele Flüchtlinge kennen die Landwirtschaft

Dieser Wunsch wird mit dem Gartengrundstück ganz in der Nähe der Wohncontainer auf dem ehemaligen Tennisgelände zwar nicht erfüllt. Aber eine Ackerfläche, welche die aus ihrer Heimat geflüchteten Menschen selbst bewirtschaften können, empfindet Koch-Widmann allemal als ersten Schritt in diese Richtung.

Der Unternehmer Thomas Durst ist überzeugt, dass die landwirtschaftliche Arbeit durchaus einen Beitrag zur Integration der Menschen leisten kann. Wer in der Fremde den Tag hauptsächlich mit Warten verbringen müsse, „ist für jede Beschäftigung dankbar“.

Eine Gruppe, die sich vom Frühjahr an mit Spaten, Hacke und Gießkanne betätigt, sei zwar noch nicht ins Leben gerufen worden, erklärt Gina Puzic, die die Scharnhausener Unterkunft für den Freundeskreis Asyl leitet. Aber einige der jungen Männer im Alter zwischen 18 und 30 Jahren hätten bereits ein Interesse an der Arbeit bekundet. „Viele von ihnen kennen die Landwirtschaft aus ihrer Heimat sehr gut und freuen sich darauf.“

Der Traum vom interkulturellen Garten lebt weiter

Rund zehn der Geflüchteten sollen dann auf dem Acker in mehreren Parzellen Gemüse und Obst anbauen, das sie für den Eigenverbrauch nutzen dürfen. Wie die Arbeit gestaltet werden kann, dafür hat Gina Puzic viele Ideen. Zunächst müsse ein Zaun um das Grundstück gezogen werden, damit sich in der Nähe weidendende Schafe nicht über die Beete hermachen. Später sollen dann selbst geschreinerte Bänke aufgestellt und das Feld – möglicherweise zusammen mit Anwohnern aus der Nachbarschaft – bestellt werden.

Der Ostfilderner Oberbürgermeister Christof Bolay ist von der Idee sehr angetan. Durch die Gartenarbeit werde den Flüchtlingen „ein Stück Normalität“ geboten und es werde eine weitere Möglichkeit zur Begegnung geschaffen.

Eigentlich sei angedacht gewesen, dass die späteren Nutzer die Wiese selbst umgraben. Doch seien sie noch nicht mit der passenden Kleidung, mit Gummistiefeln und den dafür notwendigen Arbeitsgeräten ausgestattet, berichtet Thomas Durst. Daraufhin habe er das Angebot eines Bekannten, das Grundstück mit einem Traktor umzupflügen, gerne angenommen.

Ihren Traum vom interkulturellen Garten als Integrationsprojekt hat die Freundeskreis-Vorsitzende Andrea Koch-Widmann übrigens noch längst nicht aufgegeben. Sie hofft, dass sich dafür noch ein möglichst großes Gartenstückle oder eine brachliegende Streuobstwiese findet.