Der Ostfilderner Gemeinderat stimmt für die Auflösung der Werkrealschule im Scharnhauser Park. Vor der Abstimmung entbrennt jedoch ein Streit über das Für und Wider einer Gemeinschaftsschule.

Ostfildern - Die Schule im Park wird aufgelöst. Der Ostfilderner Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig für den Vorschlag der Verwaltung votiert, die Werkrealschule im Stadtteil Scharnhauser Park mangels Schülern aufzuheben. Gerade einmal elf Jungen und Mädchen waren angemeldet worden, weshalb schon für das laufende Schuljahr keine 5. und 6. Klasse gebildet werden konnten.

 

Damit gibt es mit der Erich-Kästner-Schule (EKS) nur noch eine Werkrealschule in der Stadt. Dort kann eine Zweizügigkeit gewährleistet werden, zuletzt gab es dort 26 neu angemeldete Kinder. Der EKS werden die noch verbliebenen Klassen der Schule im Park (SIP) zugeordnet. Im Scharnhauser Park wird vom kommenden September an eine Außenstelle der EKS eingerichtet.

Hitzige und kontroverse Debatte

Die Stadträte beschlossen zwar einmütig, die Werkrealschule in der SIP aufzulösen, doch zuvor hatte sich eine außerordentlich hitzige und kontroverse Debatte über die Schulpolitik der Stadt und des Landes entfacht, denn dem Ansinnen der Stadtverwaltung, aus der Nellinger Riegelhof-Realschule eine Gemeinschaftschule zu machen, hatte deren Gesamtlehrerkonferenz im vergangenen Monat eine Absage erteilt. Eine solche Umsetzung erfordere viel Energie, einige der pädagogischen Ansätze würden an der Schule ohnehin schon verfolgt, und es erfordere hohe Investitionen, die notwendigen Räumlichkeiten für eine Gemeinschaftschule zu schaffen, so argumentierte das Kollegium. Damit legte es das Projekt zumindest für die kommenden beiden Jahre auf Eis.

Mit ihrer Entscheidung zogen die Pädagogen der Riegelhof-Realschule nicht nur den Unmut des Ostfilderner Oberbürgermeisters Christof Bolay auf sich, der angesichts der Entscheidung mutmaßte, „dass Lehrer nicht automatisch auf der Höhe der bildungspolitischen Diskussion sind“. Auch unter den Gemeinderatsfraktionen herrschten völlig konträre Meinungen zum Thema Gemeinschaftschule vor.

Vorwurf an die CDU

Der Stadtrat Jürgen Kleih (Bündnis 90/Grüne) machte die „Fundamentalopposition der CDU“ verantwortlich für die Entscheidung der Lehrer. Insbesondere deren Fraktionsvorsitzender und frühere Rektor der Riegelhof-Realschule, Norbert Simianer, „instrumentalisiert“ die Lehrer, so Kleihs Vorwurf. Simianer konterte dies umgehend und pochte auf sein Recht, „meine Meinung zu sagen“. Darin sprang ihm auch der Rathauschef Christof Bolay zur Seite. Es sei legitim, „sich in dieser Frage zu positionieren“.

Das tut auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Werner Schmidt, der wie Kleih keinen Hehl aus seiner Enttäuschung über die Absage für die Gemeinschaftsschule macht. Die Stadträtin Petra Hönschel-Gehrung (Freie Wähler), selbst Lehrerin, empfindet es hingegen als „Frechheit“, wie die Entscheidung der Pädagogen – auch vom Oberbürgermeister – kommentiert werde. Sie warf vielmehr der Verwaltung vor, „die Signale nicht erkannt“ zu haben.

Individuelle Förderung ist wichtig

Margarete Schick-Häberle, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, ist eine Befürworterin der Gemeinschaftsschule. Aber sie blickt nach vorne und besinnt sich auf das Wesentliche: „Es geht um die individuelle Förderung der Kinder. Die muss uns wichtig sein“, sagte sie.

Daran erinnerte auch der Erste Bürgermeister Rainer Lechner. Letztlich gehe es bei der Gemeinschaftsschule um das Ziel, „jedem Kind einen mittleren Bildungsabschluss zu ermöglichen“, sagte er. Entscheidend sei dabei nicht die Bezeichnung der Schulart, sondern deren pädagogische Arbeit. Man sollte sich deshalb „von plakativen Überschriften lösen und den Inhalt in den Mittelpunkt stellen“.