Das seit Jahren bei Anwohnern und im Gemeinderat umstrittene Baugebiet am Rand des Ostfilderner Stadtteils Parksiedlung wird komplett neu geplant. Die Entwicklung des Projekts dauert schon jetzt bereits neun Jahre an.

Ostfildern - Man kann wirklich nicht sagen, dass dieses Baugebiet unter einem guten Stern steht“, gibt der Ostfilderner Stadtplaner Karl-Josef Jansen unumwunden zu. Er meint damit die attraktive rund drei Hektar große Fläche nordöstlich des Stadtteils Parksiedlung, von wo sich ein schöner Blick ins Neckartal bietet. Weit weniger malerisch sind jedoch die Planungen für das Areal der ehemaligen Gärtnerei Raisch bisher verlaufen. Zahlreiche Einwände und wütende Proteste von Anwohnern, die Umsiedlung schützenswerter Eidechsen sowie richterliche Beschlüsse haben sie immer wieder gekippt. Nun gehen sie in die nächste Runde. Laut Jansen befasst sich der Gemeinderat in seiner Sitzung am 27. März mit einem neuen Aufstellungsbeschluss, der einen „ganz neuen städtebaulichen Entwurf“ für das Gebiet vorsehe. Der Stadtplaner rechnet nicht damit, dass sich in den kommenden beiden Jahren „auf dem Gelände etwas tut“.

 

Viel Kritik und wütende Proteste

Weiterhin seien zwar 100 bis 120 Wohneinheiten geplant, sagt Jansen, allerdings in einer völlig anderen Struktur als bisher. Damit komme jetzt ein Entwurf zum Zug, der im Zuge eines städtebaulichen Wettbewerb lediglich von der Stadt angekauft worden war, nicht aber zu den vier Preisträgern gezählt hatte. Dieser berücksichtige allerdings zwei Punkte, die sich im alten Plan als Manko erwiesen hätten. Sogar der Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Mannheim hatte sich im Jahr 2017 mit den Einwänden und Beschwerden gegen das Baugebiet an der Aufstiegsstraße von Esslingen befasst. Nur in einem, aber entscheidenden Punkt machten die Richter eine Schwäche des Bebauungsplans aus: das Thema Lärmschutz sei nur unzureichend berücksichtigt worden, urteilten sie. Dem trage der neue Plan ebenso Rechnung wie dem „Zusatzthema“ einer bisher nicht geklärten Parkplatznot, die von einer Shisha-Bar am Rand des künftigen Wohngebiets ausgehe „und im bisherigen Plan nicht gelöst werden konnte“, so Jansen.

Manch einer der zuständigen Mitarbeiter in der Stadtverwaltung wird insgeheim jenen Tag verfluchen, an dem man auf die Idee gekommen ist, das Wohngebiet zu entwickeln. Denn dieses kam bei den Anwohnern nicht gut an. Die zu geringe Zahl von Parkplätzen wurde kritisiert, ein den Plänen zum Opfer fallender Bolzplatz löste wütende Proteste aus. Große Bedenken gab es zudem wegen eines möglichen Anstiegs der Lärmbelastung durch mehr Verkehr, und es wurden Zweifel an einem geologischen Gutachten, an der Barrierefreiheit und an den Kosten laut. Bisweilen wurde der Ton der Verwaltung und den Stadträten gegenüber sehr rau. Der Oberbürgermeister Christof Bolay hatte im Oktober 2015 moniert, es werde in zweifelhaftem „Ton und Stil“ gegen das geplante Wohngebiet gekämpft. Er räumte damals aber auch ein, die Verwaltung habe mit ihrer unglücklichen Informationspolitik zur Verschärfung der Situation beigetragen. Und so sind neun Jahre vergangen, seit der Gemeinderat mit einem Beschluss für eine entsprechende Änderung des Flächennutzungsplans das Projekt eingeleitet hatte.

Planung wird komplett neu aufgerollt

Doch jetzt wird alles auf Null zurückgesetzt, die Planung komplett neu aufgerollt, und es wird ein neuer Aufstellungsbeschluss notwendig. Auch bei den Eidechsen sieht Jansen womöglich einen erneuten Handlungsbedarf, denn „sie werden sich vielleicht wieder dort angesiedelt haben“.

Im Ostfilderner Gemeinderat war das Projekt bisher ebenfalls sehr umstritten. Einer erneuten Auslegung des immer wieder nachgebesserten Bebauungsplans hatten im August 2017 nur 14 Stadträte zugestimmt, elf das Ansinnen abgelehnt, einer hatte sich enthalten.