Der vom Landkreis auserkorene Standort für eine Flüchtlingsunterkunft im Scharnhauser Park bringt Anwohner auf den Plan. Dem Freundeskreis Asyl und der Stadtverwaltung missfällt die Art, wie die Interessengemeinschaft gegen die Einrichtung vorgeht.

Ostfildern - Im Ostfilderner Stadtteil Scharnhauser Park machen Anwohner gegen eine geplante Flüchtlingsunterkunft mobil, die der Landkreis an der Straße In den Holzwiesen bauen lassen will. Die unter dem Namen Interessengemeinschaft (IG) Holzwiesenanwohner firmierende Gruppe wirbt unter anderem mit Flugblättern und einer Umfrage im Internet für ihr Ansinnen, das Asylbewerberheim in der Nähe des Holzheizkraftwerks im südöstlichen Teil des Orts zu verhindern. Nach Ansicht des Ostfilderner Oberbürgermeisters Christof Bolay schießt sie mit der „Art des Protests“ über das Ziel hinaus. Auch Andrea Koch-Widmann, die Vorsitzende des Ostfilderner Freundeskreises Asyl, erachtet Behauptungen der IG als das „Schüren von Angst“.

 

Etwa jene, dass es nicht bei einen Unterkunft „für 80 bis 140 Flüchtlinge“ In den Holzwiesen bleibe. In einem Flugblatt, das die IG an Haushalte im Scharnhauser Park verteilt hat, behauptet sie, dort würden weitere Einrichtungen gebaut, weil „das gesamte Areal entlang der Holzwiesen als Bebauungsfläche ausgewiesen“ sei. Wer als Anwohner derzeit nicht unmittelbar betroffen sei, „wird dies im Laufe des nächsten oder übernächsten Jahres sein“, wirbt die IG – eigenem Bekunden nach gehören ihr „mehr als 50 Familien an“ – für Mitstreiter im Protest gegen die Unterkunft.

Die IG will alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen

Für Andrea Koch-Widmann sind das „Falschinformationen“, die bewusst auf „Stimmungsmache abzielen“. Das Mittel Angst für seine Interessen einzusetzen, empfinde sie als „unerträglich“. Ebenso die Tatsache, dass sich die IG-Akteure „in der Anonymität verstecken“. Tatsächlich ist keines der Flugblätter unterschrieben. Auch für die „versteckte Umfrage“ auf einer anonymen Internetseite, an der sich 137 nicht namentlich genannte Teilnehmer beteiligt haben, zeichnet keiner der Anwohner verantwortlich. Lediglich ein Protestschreiben, unter anderem an den Landrat Heinz Eininger und den Oberbürgermeister Christof Bolay, ist im Namen der IG von zwei Personen unterschrieben. In dem Brief kündigt die IG schon jetzt an, sich „gegen eine Realisierung der bisher bekannt gewordenen Planung mit sämtlichen zur Verfügung stehenden rechtlichen Instrumenten und mit allen Mitteln bürgerschaftlichen Protests“ zur Wehr zu setzen.

Die Unterstellung, dort würden weitere Unterkünfte gebaut, verärgert auch den Ostfilderner Oberbürgermeister Christof Bolay. Diese Behauptung „entbehrt jeder Grundlage“, erklärt er. Das sei an dieser Stelle „weder vorstellbar, noch machbar“. Zumal sich die Verwaltung und der Gemeinderat der Stadt Ostfildern auf eine dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen geeinigt hätten. Das werde auch dem Landkreis gegenüber klar vertreten. Angesichts der Notlage, weit mehr Flüchtlinge als erwartet unterbringen zu müssen, würden In den Holzwiesen statt der geplanten 80 möglicherweise bis zu maximal 100 Menschen aufgenommen. „An diesem Konzept halten wir fest“, so Bolay. Auch vom Kreis wird das bestätigt.

Der Rathauschef kann die Sorgen nachvollziehen

Die IG Holzwiesenanwohner, die betont, ihre Initiatoren hegten keinerlei Vorbehalte bezüglich der Herkunft, Religion oder Kultur der Hilfe suchenden Menschen, führt weitere Argumente ins Feld, die ihrer Ansicht nach gegen eine Unterkunft vor dem Heizkraftwerk in den Holzwiesen sprechen. Die Angst vor Kriminalität, Lärm oder der Einschränkung der Wohn- und Lebensqualität wird ebenso erwähnt wie eine Brandschutzproblematik an dieser Stelle. Denn vor rund sieben Jahren hatte in dem Holzheizkraftwerk ein Feuer gewütet, weshalb mehrere Häuser in der Nachbarschaft evakuiert werden mussten. „Für den Brandfall, sowohl des Heizkraftwerks als auch der geplanten Unterkunft, stellen sich ungeklärte Fragen“, ist auf einem der Flugblätter zu lesen.

Im Scharnhauser Park hatte sich schon zuvor heftiger Widerstand gegen einen inzwischen verworfenen Standort ganz in der Nähe des jetzt vom Kreis auserkorenen Gebiets geregt (wir berichteten). Für Bolay sind die Sorgen unmittelbarer Nachbarn der Unterkünfte „nachvollziehbar“. Das sei in anderen Stadtteilen nicht anders, aber dort sei „das Verständnis für unsere und die Notsituation des Kreises stärker ausgeprägt“. Er bezweifle zudem, ob die IG Holzwiesenanwohner mit ihrer Art des Protests stellvertretend für die Meinung der Mehrheit im Scharnhauser Park stehe.