Paten, die Asylsuchende in verschiedenen Lebensbereichen betreuen, tragen zu einer erfolgreichen Integration bei. Das vom Freundeskreis Asyl, der Bürgerstiftung und der Stadtverwaltung Ostfildern getragene Projekt besitzt verbindlichen Charakter.

Ostfildern - Das Mentoring-Projekt in Ostfildern hat sich laut dem Verein Freundeskreis Asyl als wichtiger Bestandteil für eine erfolgreiche Integration von Flüchtlingen in die Gesellschaft erwiesen. Seit dem Start Mitte Mai wurden schon mehr als 100 Kooperationsvereinbarungen von engagierten Bürgern unterzeichnet, die Asylsuchende beispielsweise beim Deutschlernen, in der Freizeit, bei der Ausbildung oder beim Einstieg in den Beruf unterstützen. Auch Flüchtlinge, die mit ihren eigenen Erfahrungen anderen geflohenen Menschen helfen möchten, seien bereits als Mentoren tätig – unter anderem im Zuge eines Gewaltpräventionsprojekts.

 

Marcela Ulloa koordiniert das Projekt

Mit dem Vertragsabschluss zwischen Mentoren und Mentees werde eine „gewisse Verbindlichkeit“ geschaffen, wie der Freundeskreis Asyl mitteilt, der das Projekt gemeinsam mit der Bürgerstiftung und der Stadtverwaltung Ostfildern trägt. Koordiniert wird das Projekt von Marcela Ulloa. Sie ist nach Ansicht von Peter Stapelberg vom Vorstand der Bürgerstiftung „die Idealbesetzung für diese Aufgabe“. Die Diplompsychologin mit dem Schwerpunkt Migration und interkulturelle Beziehungen war im vergangenen Jahr zum Freundeskreis Asyl gestoßen, für den sie als ehrenamtliche Koordinatorin die inzwischen aufgelöste Notunterkunft Blumenhalle im Stadtteil Scharnhauser Park betreut hat.

Aber auch für die Stadtverwaltung ist das Mentoring-Projekt offenbar von Bedeutung. Es bilde einen „wichtigen hauptamtlichen Knoten im Netzwerk zur Aufnahme und Integration von Neuankömmlingen“, betont Jörg Berrer, der Leiter des städtischen Bereichs Soziales. Das Haupt- und das Ehrenamt wirkten hier eng zusammen. So gebe die zuständige Stelle in der Verwaltung die Kontaktdaten und Bedürfnisse von Flüchtlingen, die eine Patenschaft wünschten, an Marcela Ulloa weiter. Diese vermittle dann einen geeigneten ehrenamtlichen Helfer. Über die Flüchtlinge in den Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises wird die Patenschaftskoordinatorin über die Sozialarbeiterin der zuständigen Arbeiterwohlfahrt informiert.

Freundeskreis Asyl lobt die „Nachhaltigkeit der Betreuung“

Bisher habe sie immer die geeigneten Mentoren für die jeweiligen Flüchtlinge finden können, sagt Marcela Ulloa – egal, ob die Interessenten von der Stadtverwaltung oder vom Freundeskreis Asyl an sie verwiesen worden seien.

Für Ursula Zitzler, die Vorsitzende des Freundeskreises Asyl, ist das Mentoring-Projekt schon jetzt „ein unverzichtbarer Bestandteil der Flüchtlingsarbeit in Ostfildern“. Vor allem deshalb, weil es für eine „Nachhaltigkeit in der Betreuung“ sorge. Zudem seien im Zuge des Projekts schon einige Freundschaften entstanden.

Auch andere Menschen mit Migrationshintergrund profitierten von der Initiative. Denn aus dieser seien andere Unterprojekte wie beispielsweise eine dokumentierte Vorbereitung zur Anhörung bei der Ausländerbehörde entstanden. Und in Kooperation mit einem weiteren Projekt der Bürgerstiftung, dem „eins plus b“ – ein Netzwerk zur Sprachvermittlung für Eltern –, haben sich zwei international besetzte Frauengruppen in Kemnat und in der Parksiedlung gebildet. Von dieser profitierten deutsche Frauen ebenso wie Migrantinnen.

Das Mentoren-Netzwerk strebt 150 Patenschaften an

Freundeskreis
Der Verein Freundeskreis Asyl ist Anfang des Jahres 2014 auf Initiative der Stadtverwaltung von Bürgern Ostfilderns ins Leben gerufen worden. Inzwischen zählt er rund 100 Mitglieder.

Projekt
Das Mentoring wurde durch die Teilnahme der Bürgerstiftung am Projekt „Bürgerstiftungen stiften Patenschaften“ ermöglicht, das der Bundesverband Deutscher Stiftungen anbietet.

Fortsetzung
Das Netzwerk mit Mentoren für Flüchtlinge ist dem Freundeskreis zufolge auch für 2017 so gut wie gesichert. Ziel sei es, im kommenden Jahr die Zahl von 150 Patenschaften zu erreichen.