Der Künstler Gert Wiedmaier zeigt in seiner Ausstellung „Blickrichtungen“ Stadtmotive auf eigenwillige Art. Am Sonntag, 2. April, wird sie um 11.15 Uhr in der Städtischen Galerie im Stadthaus eröffnet.

Ostfildern - Blickrichtungen“ – passender könnte der Titel für die Ausstellung des Stuttgarter Künstlers Gert Wiedmaier nicht gewählt sein. Denn seine verfremdeten Fotoarbeiten zeigen in der Städtischen Galerie im Stadthaus im Scharnhauser Park Eigenheiten der sechs Stadtteile Ostfilderns aus einer ganz „subjektiven Sicht“, wie Wiedmaier selbst sagt. Mit drei verschiedenen Techniken verleiht er seinen Motiven eine besondere Tiefe, die selbst vom ortskundigen Betrachter fordert, sich auf die Werke einzulassen, um ihnen auf den Grund gehen zu können.

 

Zwar zeigen die Werke ortsspezifische Szenen, sie sind aber weit davon entfernt, herkömmliche Postkartenidylle zu erzeugen. Im Gegenteil: Bisweilen wirken die Ansichten in ihrer Unschärfe unwirklich und teilweise regelrecht traumhaft.

Besonderheiten der Stadtteile

Gert Wiedmaier gelingt es, mit seinen Aufnahmen und der späteren Bearbeitung Dinge herauszuarbeiten, „die ich als Eigenheit empfinde“. Auf der Suche nach seinen Motiven für die Ausstellung „Blickrichtungen“ ist er rund zwei Jahre durch die Stadtteile gezogen. Dabei seien ihm ebenso dörfliche wie industrielle Strukturen aufgefallen, aber auch „viel Landschaft zwischen den Orten“. Dem eigentlich „künstlichen Konstrukt“ Stadt, gebildet aus vier kleineren Orten und zwei Siedlungen, wolle er einen Zusammenhang geben.

Diesem Thema hat er sich mittels dreier Techniken angenähert. Zum einen projiziert er seine Aufnahmen auf große Wachstafeln, wodurch das Licht gebrochen und eine Unschärfe erzeugt wird. Die zweite Serie seiner Aufnahmen ist durch Doppelbelichtungen entstanden, und zwar vor Ort in der Kamera, „nicht im Computer“, wie der Künstler betont. Dadurch habe er „das Moment des Zufalls“ eingefangen. In der Ferne liegende und in der Nähe aufgenommene Motive überlappen sich und lösen beim Betrachter Augenblicke der Verunsicherung aus. Die dritte Reihe seiner von Sonntag, 2. April, bis zum Dienstag, 20. Juni, in der Städtischen Galerie zu sehenden Werke wirkt, als seien sie von einer Art Erinnerungsschicht überzogen. Tatsächlich sind über die Fotografien 40 bis 50 Wachsschichten gelegt.

Besonders reizvoll ist das in den Raum gestellte „Kartenhaus“, das außen mit 16 verschiedenen Wiedmaier’schen Postkartenmotiven beklebt ist, die als Set auch in der Ausstellung gekauft werden können. Im Innern finden sich rund 120 historische Aufnahmen aus den Stadtteilen, die zum größten Teil aus dem Stadtarchiv stammen, teils aber auch von Bürgern zur Verfügung gestellt worden sind.

Ein „Glücksfall“ für die Galerie

Für die Galerieleiterin Holle Nann ist es „ein Glücksfall“, dass sich ein Künstler gezielt für eine Ausstellung auf eine Stadt und ihre Besonderheiten einlässt. Gert Wiedmaier scheint ähnlich zu empfinden, denn er sagt, er arbeite gerne ortsspezifisch und vertiefe sich mit Freude in solche Stadtporträts. Dabei seien eben nicht nur die Ansichten von San Francisco, Hongkong, London oder New York reizvoll.

Eröffnung: Die Ausstellung „Blickrichtungen“ wird am Sonntag, 2. April, um 11.15 Uhr eröffnet. Es sprechen der Oberbürgermeister Christof Bolay und die Galerieleiterin Holle Nann. Die Galerie im Stadthaus kann dienstags und donnerstags von 15 bis 19 Uhr, samstags von 10 bis 12 Uhr und sonntags von 15 bis 18 Uhr besucht werden. Sonderöffnungen gibt es am Ostermontag, 17. April, und am Pfingstmontag, 5. Juni, jeweils von 15 bis 18 Uhr.