Ein Neunjähriger ist bei einem Unfall vor der Schule im Scharnhauser Park in Ostfildern von einem Auto angefahren worden. Das hat die Diskussion über das Für und Wider eines Zebrastreifens an dieser Stelle neu entfacht.

Ostfildern - Ein schwerer Unfall oberhalb des sogenannten Baumhains im Ostfilderner Stadtteil Scharnhauser Park hat die Diskussion über das Für und Wider eines Zebrastreifens in der Nähe des Unfallorts neu entfacht. Am Dienstag, 21. Oktober, war ein Neunjähriger laut der Polizei gegen 15.30 Uhr von der Schule im Park kommend, „ohne auf den Verkehr zu achten“, auf die Gerhard-Koch-Straße gelaufen und dort vom Auto einer ordnungsgemäß fahrenden 21-Jährigen erfasst und schwer verletzt worden. In die Ermittlungen zur Unfallursache ist ein Sachverständiger eingeschaltet worden. Sein Gutachten liegt der Staatsanwaltschaft zufolge noch nicht vor.

 

Dem Jungen geht es inzwischen glücklicherweise besser. Doch seit dem Unfall schlagen die Wogen hoch, hatten doch eine Elterninitiative und die Freien Wähler im Vorfeld für die Einrichtung eines Fußgängerüberwegs am Baumhain gekämpft (wir berichteten). Bisher sind sie mit ihrem Vorhaben gescheitert. Denn die Stadtverwaltung hat inzwischen einen Zebrastreifen direkt am Kreisverkehr aufpinseln lassen, sträubt sich aber gegen einen weiteren Überweg weiter oben vor der Schule. Dort, an dem in einer Tempo-30-Zone liegenden Übergang, der zudem mit Warnschildern gekennzeichnet ist, sei eine solche Maßnahme nicht notwendig, so das Argument. Diese Ansicht vertritt auch das Regierungspräsidium Stuttgart, das einen Zebrastreifen an dieser Stelle als möglich, aber nicht notwendig erachtet.

Verwaltung bleibt bei ihrem Standpunkt

Nach dem Unfall sehen sich die Befürworter eines Fußgängerüberwegs in ihrer Forderung jedoch bestätigt. Und zum Teil erheben sie schwere Vorwürfe gegen die Stadtverwaltung, in einem Fall wird ihr gar „völliges Versagen“ unterstellt. Diese Wortwahl hält der Oberbürgermeister Christof Bolay für „nicht angemessen“, wenngleich er verstehe, dass dieses Thema die Menschen gerade nach dem tragischen Unfall „emotional bewegt“. Er aber müsse die Gesamtumstände „einsortieren und bewerten“ und komme deshalb zu einem anderen Ergebnis. Der tragische Unfall habe sich rund 30 bis 40 Meter oberhalb jener Stelle ereignet, an der der Zebrastreifen gefordert werde. Deshalb könne er der Diskussion, ob der Unfall durch einen Fußgängerüberweg hätte verhindert werden können, „nicht folgen“. Die Stadtverwaltung von Ostfildern sei nach wie vor der Ansicht, dass er an dieser Stelle „nicht notwendig“ ist, erklärt Christof Bolay.

Rainer Roos, einer der Mitbegründer der Initiative, sieht das anders. Die Gegner der Maßnahme könnten auch nicht mit „hundertprozentiger Sicherheit“ behaupten, der Unfall wäre selbst mit einem Zebrastreifen passiert. „Da bin ich doch lieber auf der sicheren Seite und versuche es mit dem Zebrastreifen“, sagt Rainer Roos. Im Moment herrsche am Baumhain sowohl für die Kinder als auch für die Autofahrer keine eindeutige Verkehrssituation. Manche hielten wegen der Warnschilder an, um die Kinder passieren zu lassen, manche wiederum nicht. Und manche Kinder wähnten sich beim Überqueren der Fahrbahn in einer nicht vorhandenen Sicherheit. Ein Fußgängerüberweg würde hier Klarheit schaffen, glaubt Roos.

Elternbeirat spricht sich für Zebrastreifen aus

Die Freien Wähler verstehen die Haltung des Oberbürgermeisters nicht. Wenngleich auch deren Fraktionsvorsitzender Theo Hartmann einräumt, dass der Unfall an einer Stelle weiter oberhalb passiert ist. Dass sich der Rathauschef so vehement gegen die Forderung der Freien Wähler stemme, erachte er als „kleines Machtspielchen“. Doch der Beschluss sei nun gefasst, „jetzt sind die Eltern gefragt“.

Mit denen will sich Christof Bolay eigenem Bekunden nach noch einmal zusammensetzen. Allerdings wird er sich wohl hauptsächlich Befürwortern des Zebrastreifens gegenüber sehen. Denn in einer Sitzung am Donnerstagabend hat sich der Elternbeirat der Schule im Park dem Vernehmen nach dafür ausgesprochen, für einen Fußgängerüberweg einzustehen.