Im Scharnhauser Park in Ostfildern ist die bundesweit erste Paketkastenanlage eingeweiht worden. Die Entwicklung der Firma Renz ermöglicht es, rund um die Uhr Päckchen zu empfangen, aber auch aufzugeben.
Ostfildern - Wer kennt das nicht? Ein Paket mit der im Internet bestellten Hose soll angeliefert werden – und man ist nicht zu Hause. Dann befindet sich lediglich eine Benachrichtigung im Briefkasten, und das sehnlichst erwartete Päckchen muss abgeholt werden oder wird erst Tage später geliefert. Eine sogenannte Paketkastenanlage, die am Dienstag an einem Mehrfamilienhaus im Scharnhauser Park in Ostfildern vorgestellt worden ist, soll die Lösung dieses Problems sein.
Entwickelt hat die Anlage der bekannte Briefkastenhersteller Renz aus Kirchberg/Murr. Ihm zufolge kann sie als „bundesweit erstes Pilotprojekt“ von den 93 Haushalten der Wohnanlage in der Ostfilderner Bettina-von-Arnim-Straße 4 in den kommenden zwei Jahren kostenlos getestet werden. Die Bewohner sind künftig davon unabhängig, wann der Paketdienst ihre Bestellungen liefert. Denn der Mitarbeiter der Zustellerfirma autorisiert sich mittels eines Chips an einem Empfangsmodul, tippt dort die Größe des Pakets – von S bis XL – ein und wählt aus einer Liste den Namen des Empfängers. Schon öffnet sich ein passendes der 31 Fächer, in dem er das Paket deponiert. Derjenige, für den es bestimmt ist, wird über die Anlage per E-Mail oder SMS informiert, dass es geliefert wurde. Der Kunde hat über einen Chip und den Touchscreen ebenfalls Zugriff auf das Fach.
Auch Rücksendungen können deponiert werden
Aber auch umgekehrt funktioniert die elektronische Anlage, deren Erfindung laut Karin Autenrieth vom Bau- und Heimstättenverein Stuttgart „der Veränderung des Konsumverhaltens geschuldet ist“. Denn es ist auch möglich, sein Paket zurückzuschicken oder aber ein neues aufzugeben. In dem Fall wird der entsprechende Paketdienst benachrichtigt, dass ein in der Anlage hinterlegtes Versandpaket abzuholen ist. Neben dem Service für die Bewohner schont das Angebot Karin Autenrieth zufolge auch die Umwelt, weil so manche Fahrt zur erneuten Anlieferung oder Abholung des Pakets entfalle.
Wer die Anlage nutzen will, muss zuvor einen Ablagevertrag mit dem jeweiligen Paketdienst schließen und eine Nutzungsvereinbarung mit dem Gebäudeeigentümer. Für Service, Wartung und Softwareaktualisierungen falle monatlich nicht mehr als eine Gebühr von höchstens einem Euro an, erklärt Ralf Benzler, der Renz-Vertriebsleiter Deutschland. Drei weitere Pilotanlagen sollen in den nächsten Wochen in Kornwestheim, Reutlingen und Villingen-Schwenningen installiert werden, „im Januar wollen wir damit an den Markt gehen“, sagt Benzler. Interessant sei das Angebot zunächst für Wohnungs- und Baugenossenschaften, die eine solche Anlage an Mehrfamilienhäusern anbieten wollten.
90 Prozent der Deutschen bestellen Waren online
Angesichts der Tatsache, dass schon jetzt rund 90 Prozent der Deutschen Waren online bestellen, geht Armin Renz, der Geschäftsführer des Briefkastenherstellers, davon aus, dass solche Anlagen künftig zu einem „elementaren Bestandteil unseres Lebensalltags“ werden könnten.