Für den Ostfilderner Rathauschef Christof Bolay ist die Prioritätenliste der städtischen Aufgaben klar definiert. Wohnen, Bildung und Integration sind die Topthemen, mit denen sich die Kommune befasst hat und auch künftig befassen muss.

Ostfildern - Fragt man zurzeit landauf und landab die Rathauschefs, welche Themen in ihren Kommunen die drängendsten sind, werden die Antworten wohl ähnlich ausfallen. Und so ist es auch kein Wunder, dass der Ostfilderner Oberbürgermeister Christof Bolay – wie aus der Pistole geschossen – „die drei Topthemen Wohnen, Bildung und Integration“ nennt, die die Entscheidungsgremien der Stadt in diesem Jahr beschäftigt haben und mit denen sie sich auch im kommenden befassen werden.

 

Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum gestaltet sich im Ballungsraum rund um die Landeshauptstadt freilich besonders schwierig. Das gilt auch für den Filderbereich, „da sind wir außen schnell im Landschaftsschutzgebiet“, sagt Christof Bolay. Deshalb ist er froh, dass die Bagger auf dem Gelände der ehemaligen Schillerschule im Stadtteil Ruit (rund 35 Wohneinheiten) bereits röhren. Weitere Wohngebiete werden auf dem Areal der ehemaligen Justinus-Kerner-Schule in Ruit (etwa zehn Wohneinheiten) sowie mit den Projekten „Ob der Halde“ in Scharnhausen (rund 90 Wohneinheiten) und Nellingen-West (etwa 450 Einheiten) geschaffen. Bei Letzterem läuft zurzeit ein städtebaulicher Wettbewerb. Und Bolay hofft, dass nach jahrelangem Hin und Her und mehrfachen Planauslegungen (wir berichteten) auch das Gebiet Parksiedlung Nord-Ost ( ungefähr 117 Wohneinheiten) „irgendwann umgesetzt“ werde.

Hohe Investitionen für Schulen und Kindergärten

Viel Geld werde im kommenden Jahr wieder in die Schulen investiert. Allein dafür sind gut fünf Millionen Euro in den kommenden Haushalt eingestellt worden. Der Oberbürgermeister nennt als Beispiel den „Riesenmasterplan“ für die über mehrere Jahre geplante Generalsanierung der beiden Gymnasien im Stadtteil Nellingen sowie weitere Investitionen in die Modernisierung der Realschule und in die Gestaltung der Gemeinschaftsschule.

Zudem müsse der fest im Bildungsplan der Schulen verankerte sogenannte Medienentwicklungsplan auf den Weg gebracht werden. Dieser betreffe alle Schularten in der Stadt. Die Verwaltung wolle sich mit den Schulen auf einen Standard für die digitale Ausstattung der Unterrichtsräume verständigen. „Das klingt harmlos, kann aber teuer werden“, merkt Bolay an. Aber diesbezüglich befinde sich die Stadtverwaltung in guten Gesprächen mit den Verantwortlichen der Schulen, erklärt Ostfilderns Verwaltungschef Christof Bolay.

Teuer sind und waren auch die Sanierungen und Neubauten der Kindergärten. Erst kürzlich war der neue Kindergarten an der Waldstraße in Kemnat eingeweiht worden. Er hat 2,8 Millionen Euro gekostet. Mit dem Bau des Mutzenreiskindergartens im Stadtteil Nellingen ist das nächste Projekt in diesem Bereich mit prognostizierten Kosten von rund 3,5 Millionen Euro bereits beschlossen worden. Was bei den Kosten für Bildung „oft hinten runter fällt“, seien jene für die Schulkindbetreuung. Wer für seine Kinder in der Kita eine Ganztagesbetreuung gehabt habe, benötige diese in der Regel auch, wenn die Tochter oder der Sohn eingeschult würden. Dafür müsse die Stadt Räume finden und das Personal aufstocken, erklärt Bolay. Letzteres gestalte sich zunehmend schwieriger: „Der Markt gibt da nicht viel her.“

Großes Lob für den Freundeskreis Asyl

In Sachen Integration von geflüchteten Menschen habe die Stadt „viele neue Strukturen geschaffen“. Inzwischen seien es rund 35 Objekte im gesamten Stadtgebiet, in denen anerkannte Asylbewerber in der Anschlussunterbringung leben. Die Verwaltung wolle ihrer Linie, diese Menschen dezentral und in kleinen Einheiten unterzubringen, weiterhin treu bleiben, betont Bolay. Damit gelinge Integration zwar weit besser als in größeren Unterkünften, „aber der Verwaltungs- und Versorgungsaufwand ist größer“. In diesem Zusammenhang lobt Bolay den „super engagierten“ Freundeskreis Asyl. Dieser schaffe mit seiner kontinuierlichen und professionellen Arbeit auf ehrenamtlicher Basis vielfältige Angebote für die Flüchtlinge. „Das könnten wir in dieser Form alleine nicht leisten.“

Bolay erinnert im Zuge großer Themen auch an die diversen Ortskernsanierungen. Die Hindenburgstraße in Nellingen und die Grüne Mitte in Ruit seien bereits auf den Weg gebracht. Für den Stadtteil Kemnat sei ein entsprechender Förderantrag bereits gestellt worden. Auch der Lärmaktionsplan und die Altenhilfeplanung seien bereits aufgestellt, jetzt gehe es vor allem bei Letzterem an die Umsetzung der Maßnahmen.

Die Personalkosten, die im kommenden Haushalt mit rund 32 Millionen Euro zu Buche schlagen, seien immens, so Christof Bolay. „Aber wenn man sieht, was wir alles umsetzen und bearbeiten, relativiert sich das.“ Bei den Bedarfsberechnungen für das Personal müsse man aber stets im Blick behalten, „wann und wie stark welche Bereiche besetzt sein müssen“.