Ohne Otto Julius Maier und seine Cousine Dorothee Hess-Maier wäre der Aufstieg von Ravensburger zur Weltmarke mit dem blauen Dreieck nicht denkbar. Spiele wie Fang den Hut, Memory oder Scotland Yard sind untrennbar damit verbunden.

Stuttgart - Seine Karriere begann mit einem Schock: dem frühen Tod des Vaters 1952. In den ersten Jahren in der Verantwortung „hatte ich den Ernst des Lebens noch nicht begriffen“, gestand Otto Julius Maier vor zwei Jahren in einem SWR-Interview. Schon mit 21 musste er in die Fußstapfen des Vaters treten und die Führung des kleinen Otto Maier Verlags in Ravensburg übernehmen. Nach einer Weile, als die finanzielle Situation brenzlich wurde, „tat’s einen Schüttler“, wie er es nennt, „dann habe ich mich auf den Hosenboden gesetzt.“ Von da an ging es aufwärts.

 

Wie, dass lässt sich an wenigen Zahlen ablesen: Als Maier die Leitung des Familienbetriebs übernahm, den sein Großvater Otto Robert Maier 1883 gegründet hatte, beschäftigte dieser 90 Mitarbeiter, machte zwei Millionen D-Mark Umsatz mit Büchern und Spielen – und schrieb existenzbedrohende rote Zahlen. Bei der jüngsten Bilanzvorlage standen 373 Millionen Euro Umsatz und 38 Millionen Euro Gewinn zu Buche. Die erwirtschaftete die international aufgestellte Unternehmensgruppe mit mehr als 1800 Beschäftigten.

Memory und Scotland Yard sind Dauerbrenner

Ohne Otto Julius Maier und seine Cousine Dorothee Hess-Maier wäre dieser Aufstieg von Ravensburger zur Weltmarke mit dem blauen Dreieck nicht denkbar. Spiele wie Fang den Hut, Memory oder Scotland Yard sind genauso untrennbar mit der Marke verbunden wie die Puzzles, für die Ravensburger in der ganzen Welt bekannt ist. Maier wirkte auch über das Werksgelände des Familienunternehmens hinaus, das er bis zu seinem 65. Geburtstag operativ leitete und danach noch 15 Jahre als Aufsichtsratsvorsitzender und einfaches Mitglied unterstützte: 15 Jahre lang war er Präsident der IHK Bodensee-Oberschwaben und 40 Jahre im Aufsichtsrat der Nürnberger Spielwarenmesse.

Auch sein Erfolgsgeheimnis verriet Maier, der es ohne Studium, nur mit einer Verlagsbuchhändlerlehre so weit gebracht hat, einst in einem Interview: „Wir haben immer gute Mitarbeiter gehabt“, sagte der 1930 in Bad Waldsee geborene und in Ravensburg aufgewachsene Verleger. Ein großer Spielefreund ist Maier selbst überraschenderweise nie gewesen; allenfalls Solitär spielte er für sich selbst und Memory mit den Enkeln, ist in seiner 2013 erschienenen Biografie „Der Enkel oder Mister Ravensburger fängt den Hut“ nachzulesen. Den hohen Stellenwert des Spielens beschreibt er darin gleichwohl: „Kinder müssen lernen, wie es sich anfühlt, zu verlieren, zu gewinnen und sich an Regeln zu halten.“ Der oberschwäbische Unternehmer mit der tiefen, rauchigen Stimme feiert am 6. Oktober seinen 85. Geburtstag.