Nach dem Brand einer historischen Fabrikhalle im Otto-Quartier in Wendlingen (Kreis Esslingen) dauern die Ermittlungen zur Ursache an. Die Polizei geht nun Hinweisen auf Brandstiftung nach. Derweil äußert sich der Eigner des Gebäudes zu den Folgen des Brandes für seine Baupläne.

Die Nacht auf Heiligabend haben gut 180 Personen der Feuerwehren im Kreis Esslingen bei der Bekämpfung eines Großbrandes in Wendlingen verbracht. Eine alte Fabrikhalle im Otto-Quartier war weitgehend niedergebrannt. Seither ermittelt die Kriminalpolizei in dem Fall. Nun teilt die zuständige Pressestelle des Präsidiums Reutlingen mit, dass die Kolleginnen und Kollegen ersten Hinweisen auf Brandstiftung nachgehen. Auch Verdächtige gibt es wohl. Zudem äußerte sich die Firma, der das Gebäude gehört, erstmals dazu, welche Folgen der Brand hat.

 

„Es besteht ein Tatverdacht gegen mehrere Minderjährige, die beteiligt gewesen sein sollen an der Brandentstehung“, sagt Martin Raff von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Reutlingen. Mehr Details zu den Personen könne man derzeit nicht preisgeben. Die Ermittlungen würden wohl noch Wochen oder Monate andauern, bis der Fall an die Justiz übergeben werden könne. Das sei bei solchen Untersuchungen allerdings nicht ungewöhnlich.

Gebäudeeigner: Schaden überschaubar

Der Brand war am Abend des 23. Dezembers vergangenen Jahres ausgebrochen. Gegen 21.30 Uhr war die Feuerwehr alarmiert worden, die mit großem Aufgebot anrückte. Zwar konnten die Einsatzkräfte nicht verhindern, dass die betroffene Halle weitgehend ausbrannte. Wohl aber ein Übergreifen der Flammen auf angrenzende, denkmalgeschützte Gebäude wurde verhindert. Die Polizei schätzte den Sachschaden auf einen hohen sechsstelligen Eurobetrag. Menschen wurden nicht verletzt.

Der Spinnerei-Hochbau (rechts), erbaut ab 1889, ist eines der prägenden Gebäude des Areals und ein Kulturdenkmal, das im neuen Quartier erhalten bleiben soll. Auch das Turbinenhaus links daneben (1910) gilt als Kulturdenkmal. (Archivfoto) Foto: Ines Rudel

Die Fabrikhalle gehört der Münchner Firma Isaria, ein Tochterunternehmen des deutschlandweit agierenden Projektentwicklers Quarterback Immobilien. Zum Zeitpunkt des Brandes stand sie bereits eine Weile leer. Am Brandtag war das Unternehmen nicht erreichbar. Nun gibt es eine Stellungnahme. Das Gebäude sei ohnehin zum Abriss vorgesehen, teilt Michael Rücker mit, dessen Agentur Immocom von Quarterback mit der Pressearbeit beauftragt ist. „Insofern ist der Schaden überschaubar. Deshalb besteht aus jetziger Sicht auch keine Beeinträchtigung der weiteren Arbeiten im Otto-Quartier.“ Weitere Auskünfte, beispielsweise zur Höhe der Investitionen und zum Zeitplan des Isaria-Projektes, könne das Unternehmen zum aktuellen Zeitpunkt nicht geben.

Wie auf den Internetseiten von Quarterback zu lesen ist, plant die Isaria auf dem 17 500 Quadratmeter großen Grundstück ein gemischt genutztes Quartier im Neubau. Etwa zwei Drittel der Fläche seien für Wohnraum vorgesehen. Darüber hinaus sollen unter anderem auch Arztpraxen, eine Kita, Weiterbildungseinrichtungen sowie ein Supermarkt entstehen.

Beim Wendlinger Otto-Quartier handelt es sich um ein historisches Industrieareal. Auf dem Gelände der früheren Textilfabrik agieren mehrere Investoren, um ein Stadtviertel mit Gewerbe und Wohnen zu entwickeln – wobei ein Teil der denkmalgeschützten, historischen Bausubstanz erhalten bleiben soll. Bei dem abgebrannten Gebäude handelt es sich um die Ausrüstungshalle, erbaut ab 1925, in der einst ein Teil der Textilveredelung stattgefunden hatte. Es ist nicht denkmalgeschützt.