Auch auf Reisen und mit einem simplen Gaskocher kann man leckere und gesunde Gerichte zubereiten. Der Ernährungsberater Frank Ruppert hat bei einem Kurs im Winnender Schlosspark gezeigt, wie es geht.

Winnenden - Wenn Eilert Pfleiderer mit Rucksack und Zelt durch den hohen Norden reist, legt er bei seinem Essen vor allem auf zwei Dinge wert: es muss nahrhaft sein und darf nicht zu viel wiegen. Kartoffelpüree mit Brühwürfeln und Trockenfleisch ist ein Gericht, das der Winnender auf seinen Wandertouren häufig zubereitet: „Das macht satt und ist schön warm.“ Trotzdem: ein bisschen Abwechslung kann nicht schaden. Und so sitzt Eilert Pfleiderer an diesem lauschigen Freitagabend unter Bäumen im Winnender Schlosspark und schnippelt Karotten in möglichst schräge, dünne Scheiben – so, wie es Frank Ruppert ihm eben gezeigt hat.

 

Camping-Idylle statt Massentourismus

Frank Ruppert ist wie Eilert Pfleiderer ein Mensch, der wenig anfangen kann mit All-inklusive-Urlauben. „Gefängnisschiffen“ und Massentourismus. Er reist am liebsten mit seinem roten VW-Bus durch die Lande – zuletzt ist er mit seiner Partnerin Gisela Sippl 3700 Kilometer durch Frankreich und Spanien getourt.

Weil Frank Ruppert nicht nur gerne campt, sondern auch gerne kocht und zudem Ernährungsberater ist, kam er auf die Idee, Camping-Kochkurse anzubieten, zum Beispiel bei der Volkshochschule Winnenden. Egal, ob ein- oder zweiflammiger Gaskocher – „Mir geht es darum, dass man versucht, auf der Reise nicht nur von Ravioli aus der Dose zu leben, sondern sich möglichst gesund zu ernähren.“

Das sei zwar nicht immer einfach, gibt der Ernährungsberater zu, schließlich seien leicht verderbliche Lebensmittel wie Fleisch, Fisch oder manche Milchprodukte unterwegs schwierig aufzubewahren. Aber es gebe auch viele leckere Gerichte, die ohne diese Zutaten auskommen und in nur einem Topf oder einer Pfanne zubereitet werden können, was Ruppert an diesem Abend zeigen will. Und wer nicht auf Fleisch verzichten wolle, sagt er, könne ein tiefgefrorenes Stück mitnehmen und dieses nach ein, zwei Tagen im aufgetauten Zustand gut durchbraten.

Der erste Zelturlaub nach zehn Jahren

„Das würde ich mich eher nicht trauen“, sagt Frances-Ann Hill, die Tomaten würfelt und dann von ihrem ersten Zelturlaub in Kroatien vor zehn Jahren erzählt. „Mein Mann ist Camper durch und durch und auch meinem Sohn hat es gefallen. Aber ich habe damals gesagt: einmal und nie wieder, denn ich konnte fast nicht schlafen.“ Im vergangenen Jahr hat die Nellmersbacherin dann doch wieder einen Urlaub im Zelt gewagt, nachdem ihr Mann ihr ein transportables Bett gebaut hatte. Und siehe da: „Es hat Spaß gemacht und dieses Jahr gehen wir wieder. Wobei man als Camper von den Kollegen schon etwas belächelt wird.“

Frank Ruppert zuckt die Schultern und erzählt, wie er kürzlich in der Tarnschlucht im französischen Zentralmassiv einen Adler beobachtet hat. Sein Rat: „Beim Campen hat man so tolle Naturerlebnisse – lassen Sie die anderen einfach lachen.“ Dann zeigt er Christine Janczik und ihrem Sohn Florian, wie sie Artischocken für das Braten in der Pfanne vorbereiten: Spitze ab, äußere Blätter weg, vierteln und dann vorsichtig das stupfelige Heu im Inneren herauspulen. „Bisher habe ich nur Artischockenherzen aus dem Glas verwendet“, sagt Christine Janczik, die nun dank Frank Ruppert weiß, dass die Bitterstoffe in frischen Artischocken den Stoffwechsel anregen.

Möglichst wenig Geschirr im Einsatz

Wenig später brutzeln die Artischockenstücke in der Pfanne und krönen gleich darauf den Avocado-Tomatensalat mit Frühlingszwiebeln und gerösteten Sonnenblumenkernen. Kaum haben die Teilnehmer den ersten Gang verputzt, geht es auch schon weiter. Das Kochprogramm ist stramm, denn als weitere Gänge hat Frank Ruppert noch ein Gericht aus roten Linsen, Karotten und grünem Spargel mit scharfer Chorizowurst, Tomatenreis mit Hähnchenbrust und Pasta mit Brokkoli vorgesehen. Praktischerweise wandern die Brokkoliröschen zusammen mit den Penne ins Kochwasser – das spart Geschirr und Zeit, denn wer will seinen Urlaub schon mit Spülen verbringen.