06.03.2017 - 17:00 Uhr
Sie sind beide beruflich viel unterwegs. Wie viele Tage des Jahres sehen Sie sich nicht?
Walter S.Als ich „Nikola“ gedreht habe, war ich allein für diese Serie 60 Tage weg. Heute ist es anders: Wenn eine Folge von „Der Kommissar und das Meer“ entsteht, kommt meine Frau vier, fünf oder auch mal sechs Wochen zu mir nach Gotland. Die längste Zeit, die wir uns in den vergangenen Jahren am Stück nicht gesehen haben, waren jene vier Wochen, als Sigrid in der Ukraine eine Dokumentation gedreht hat.
Wer von Ihnen vermisst den anderen mehr?
Walter S.Dafür haben wir keine Skala.
Warum grinsen Sie, Frau Klausmann?
Sigrid K.Na ja, ich meine schon, dass ich Walter früher mehr gefehlt habe als er mir. Aber das ist ja auch logisch: Ich hatte die Kinder um mich, er war alleine im Hotelzimmer. Walter braucht die Wärme seiner Familie.
Walter S.Deswegen übernachte ich auch, wann immer es geht, zu Hause. Das ist für Produzenten manchmal anstrengend.
Sigrid K. Sie haben noch gar nicht die Standardfrage gestellt, ob ich Angst habe, dass Walter während seiner Dreharbeiten etwas mit anderen Frauen anfängt.
Das wüsste ich gerne! Wie lautet Ihre Antwort?
Sigrid K. In unserer Beziehung gab es immer das Gefühl der gegenseitigen Liebe und Treue. Wir haben einfach das große Glück, dass es zwischen uns gut passt.
Ich könnte mir vorstellen, dass Neider denken, dass Sie einen Mann haben, der als Fernsehstar viel Geld verdient und Ihnen damit ermöglicht, sich als Dokumentarfilmerin zu profilieren. Sigrid K. Wenn Leute das denken, dann haben sie keine Ahnung. Ich reise immer im Auftrag der Produktion. Und wir produzieren nur, wenn die Filme finanziert sind – inklusive Eigenanteil. Mir ist klar, dass man in diesem Genre nur wenig verdient, aber ich brenne für den Dokumentarfilm.
Walter S. Das Geld, das ich als Schauspieler verdiene, ist nicht mein Geld, sondern unser Geld – schließlich gehören wir seit 32 Jahren zusammen. Und Sigrids Projekte sind auch meine Projekte. Ich habe immer mitgewirkt, mal als Mädchen für alles, mal als Fahrer, jetzt als Produzent. Als Schauspieler mache ich manchmal Sachen, von denen ich im Nachhinein denke, dass ich sie nicht unbedingt hätte machen müssen. Bei unseren „199 kleinen Helden“ ist es hingegen so, dass das, was wir tun, genau das ist, was wir tun wollen.
Kritisieren Sie Ihre Arbeit gegenseitig?
Sigrid K. Ich bin nicht am Set dabei, wenn Walter dreht. Aber wenn ich den fertigen Film sehe, sage ich ihm meine ehrliche Meinung. Und wenn ich Walter einen Rohschnitt von einer Doku zeige, will ich, dass er mir klipp und klar mitteilt, was er davon hält. Seine konstruktive Kritik ist für mich ganz arg wichtig.
Sie gehen auf das offizielle Renteneintrittsalter zu. Machen Sie sich darüber Gedanken?
Walter S. Ich werde diese gesetzlich vorgegebene Schwelle zwar bald überschreiten, aber dadurch wird sich überhaupt nichts ändern. Wir sind gerade dabei, Geld für weitere Folgen von „199 kleine Helden“ zu sammeln. Die nächsten zehn Länder, in denen Sigrid Kinder filmen wird, stehen bereits fest.
Hat so ein Mammutprojekt nicht den großen Nachteil, dass es einen vollkommen absorbiert?
Walter S. Das ist eine typisch deutsche Sichtweise. Wenn man in den USA in einer guten Serie die Hauptrolle spielt, heißt es: „Wow, du hast es geschafft!“ Hierzulande heißt es: „Oh weh, jetzt kannst du nichts anderes mehr machen.“ Warum sollten wir denn etwas anderes machen, wenn das, was wir machen, toll ist?