Reportage: Robin Szuttor (szu)
Wie sieht Ihr Alltag aus?
Luzia F. Um halb sechs in der Früh schellt der Wecker, dann beten wir im Bett eine halbe Stunde für unsere Kinder und Enkel. Er schläft manchmal noch halber, dann stupf ich ihn an. Danach steh ich auf, wasche und richte mich, zieh meine Gummistrümpf an und leg ihm frische Unterwäsche hin. Dann mach ich Feuer. Wenn es warm ist in der Stube, schrei ich ihm, dass er zum Frühstück kommen kann.
Alois F. Sie gießt sich immer Bohnenkaffee auf, ich trink Caro. Normalerweise machen wir uns ein Brot mit Honig oder Marmelade. Nur dienstags und freitags gibt’s eingeschlagene Eier aus der Pfanne.
Wieso dienstags und freitags?
Luzia F. Das kann ich gar nicht sagen. Das war schon immer so, das hat sich ergeben. So wie man halt am Samstagabend badet.
Alois F. Wenn ich die Zeitung fertig gelesen hab, gehe ich Holzkisten zusammennageln in meiner Werkstatt. Ich muss immer was werkeln. Geschmiedet hab ich früher gern. Als das nicht mehr so ging, fing ich wieder mit dem Schreinern an. Und als das zu schwer wurde, bin ich auf die Holzkisten umgestiegen. Ich habe jetzt bestimmt schon 1000 Stück gemacht.
Luzia F. Bis vor fünf Jahren, als unser Sohn Alois starb, der den Hof weiterführte, hab ich immer noch mitgeholfen beim Kälblefüttern. Heute stricke ich viel. Meine Enkel reißen mir die Socken schiergar aus den Händen. Mittags koch ich für uns zwei. Heute gab’s einen Goggler mit Kartoffeln, gedünsteten Zwiebeln und Paprika. Nachmittags lege mich jetzt auch ab und zu mal hin. Abends um sieben ist Heilige Messe im Fernsehen. Die verpassen wir nie.
Sind Sie auch fromm, Herr Fleischer?
Alois F. Scheinheilig bin ich jedenfalls nicht. Beim Fernsehgottesdienst singe ich auch immer mit. Sie hat ihr Gesangbuch, ich kenne die meisten Lieder noch auswendig. Wir waren ja 40 Jahre beim Kirchenchor.