Das Regierungspräsidium hat entschieden: Das Gebäudeensemble der Pädagogischen Hochschule wird nicht unter Denkmalschutz gestellt. Damit kann die einsturzgefährdete Sporthalle wohl abgerissen und durch ein Seminargebäude ersetzt werden.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Auf den Brief aus Stuttgart hat die Pädagogische Hochschule (PH) lange gewartet, jetzt ist er eingetroffen. Der Absender: das Regierungspräsidium (RP). Die entscheidende Botschaft: Das PH-Areal mitsamt allen Gebäuden wird nicht unter Denkmalschutz gestellt. Wäre es anders gekommen, hätte die Hochschule wohl zumindest Teile ihrer Neubaupläne entlang der Reuteallee in Ludwigsburg-Eglosheim begraben müssen. Denn die fußen unter anderem darauf, dass auf dem Grundstück eine große Sporthalle abgerissen und an anderer Stelle wieder aufgebaut wird. Auf der frei werdenden Fläche sollen dringend benötigte Seminargebäude entstehen.

 

Der Abriss denkmalgeschützter Bauten allerdings ist mit erheblichen Hürden verbunden, und deswegen ist nicht nur Anne Nörthemann froh, dass es so weit nicht kommt. „Das ist eine gute Nachricht, die uns viele Möglichkeiten eröffnet“, sagt die PH-Sprecherin. Zwar hat das Regierungspräsidium festgestellt, dass das Gebäudeensemble, das der renommierte Stuttgarter Architekt Erwin Heinle geschaffen hat, „zurecht als eines der beispielhaften Uni-Bauprojekte der 1960er Jahre in Baden-Württemberg gelten darf, das Maßstäbe gesetzt hat“ – und insofern durchaus denkmalfähig wäre. Das Glück der Hochschule ist aber, dass auf dem Campus in den vergangenen Jahrzehnten bereits etliche Umbauten realisiert wurden, weshalb eine „Denkmalwürdigkeit der Anlage“ dann doch wieder nicht gegeben sei.

Das Dach der Halle wurde abgestützt – Teile des Gebäudes können wieder genutzt werden

Im Zentrum aller Umbaupläne steht das sogenannte Gebäude 3, das drei Sporthallen sowie ein Schwimmbecken umfasst. Im November war es wegen akuter Einsturzgefahr gesperrt worden, was vor allem für Sportstudenten erhebliche Probleme nach sich zog. Inzwischen wurde das Dachtragwerk abgestützt, sodass seit einigen Tagen zwei der drei Hallen, mehrere Büros sowie der Gymnastik- und der Fitnessraum wieder genutzt werden können. „Die Situation hat sich entspannt“, so Nörthemann.

Aber eine Dauerlösung sind die Stützen nicht, weshalb die Halle mittelfristig entweder saniert oder abgerissen werden muss, und die PH hat eine klare Präferenz: „Unser Wunsch ist ein Neubau“, sagt Nörthemann. Konkret will die Hochschule die Halle auf eine freie Fläche weiter südlich verlagern, um am jetzigen Standort Platz für ein Seminargebäude zu gewinnen, mit dem die Kapazitätsprobleme vor Ort gelöst werden sollen. Die Hochschule platzt wegen der ungebrochen hohen Anmeldezahlen längst aus allen Nähten.

Laut einem Gutachten ist ein Neubau sinnvoller als eine Sanierung

Die Gebäude gehören dem Land, das deshalb das letzte Wort hat. An diesem Montag trafen sich Vertreter mehrerer Ministerien, um über das Projekt zu beraten – das Ergebnis war bei Redaktionsschluss dieser Zeitung nicht bekannt. Die Zustimmung zu den Neubauplänen darf aber als weitgehend sicher gelten, denn die Hochschule hat einen wichtigen Verbündeten. Zuständig für die Immobilien in Eglosheim ist die Ludwigsburger Außenstelle des Landesamts für Vermögen und Bau. Diese hat mittels eines Gutachtens nachgewiesen, dass ein Neubau – auch unter finanziellen Aspekten – sinnvoller wäre als eine Sanierung. Dass sich die Landesministerien in Stuttgart gegen die Empfehlung des Landesamts stellen, ist unwahrscheinlich.

Einen Zeitplan für das viele Millionen Euro teure Vorhaben gibt es indes noch nicht. Selbst wenn das Land allen Ideen zügig zustimmt, muss erst Baurecht geschaffen werden, was ein langwieriger Prozess ist. Die Sportstudenten werden so lange nicht warten müssen, bald soll wieder Normalität einkehren an der PH. Das Schwimmbecken und die letzte noch gesperrte Sporthalle sollen spätestens im Mai wieder offen sein. Die Hoffnung ist, dass das marode Gebäude so lange genutzt werden kann, bis der Neubau steht.