Wer ein sexuelles und emotionales Interesse an Kindern hat, gilt als pädophil. Die sexuelle Neigung ist keine Krankheit und damit auch nicht heilbar. Über ihre Ursache wird bis heute gestritten. 

Reportage: Akiko Lachenmann (alm)

Stuttgart - In unserer zunehmend liberalen Gesellschaft gibt es nur noch wenige sexuelle Neigungen, die nicht auf Verständnis stoßen. An ihrer obersten Stelle steht die Pädophilie. Dabei ist sie laut wissenschaftlicher Forschung gar nicht mal so selten. Mindestens einer von hundert Männern dürfte sich laut der internationalen Fachzeitschrift „Child Abuse & Neglect“ sexuell zu Kindern hingezogen fühlen.

 

Per Definition ist pädophil, wer ein sexuelles und emotionales Interesse an Kindern hat, die noch nicht die Pubertät erreicht haben. Einige finden ausschließlich Jungen oder Mädchen attraktiv, andere sind sexuell an beiden Geschlechtern interessiert. Noch immer glauben viele Menschen fälschlicherweise, dass Pädophilie eine Krankheit sei. Dabei ist die Neigung zu Kindern nicht therapierbar. Experten sprechen von einem Ursachenbündel aus entwicklungsbiologischen, psychischen und sozialen Faktoren. 

Krankenkassen erstatten Therapien

Dennoch wird Pädophilie im standardisierten Diagnosesystem der Medizin als Krankheit verortet. Dadurch haben Betroffene die Möglichkeit, die Kosten von Therapien zum Umgang mit der Neigung von den Krankenkassen erstatten zu lassen. In der ersten Hälfte des Jahrhunderts wurde die Pädophilie noch auf eine gestörte Mutterbeziehung zurückgeführt.

Es gab Zeiten, in denen Pädophilie gesellschaftlich akzeptiert und auch ausgelebt wurde, beispielsweise in der Antike. Noch in den 70er Jahren setzten sich diverse Pädophilenverbände dafür ein, sexuelle Kontakte zu Kindern zu legalisieren. Sie erhielten anfangs Unterstützung vom links-alternativen politischen Spektrum. Später löste sich diese Bewegung wieder auf. Mittlerweile gibt es Online-Initiativen wie „Schicksal und Herausforderung“, die sich als Anlaufstelle für Pädophile verstehen, aber sexuelle Kontakte zu Kindern ausdrücklich ablehnen.