Eine mit Sprengstoff und Handgranaten bewaffnete Frau in einem Ganzkörperschleier hat in Pakistan ein Blutbad angerichtet.

Islamabad - Eine mit Sprengstoff und Handgranaten bewaffnete Frau in einem Ganzkörperschleier hat in Pakistan ein Blutbad angerichtet. Mindestens 42 Menschen starben bei dem Selbstmordattentat in einem Zentrum für internationale Nahrungsmittelhilfe in der Stadt Khar im Distrikt Bajaur. Mehr als 70 Menschen wurden verletzt, etliche davon schwer. Die junge Attentäterin hatte nach Angaben von Augenzeugen zunächst Handgranaten in die Menge geworfen, als sie am Tor von Sicherheitskräften gestoppt wurde. Dann habe sie sich in die Luft gesprengt. "Körperteile, Hände und Füße lagen nahe dem Tor verstreut", sagte der Augenzeuge.

Ein Regierungsbeamter sagte, auf dem Gelände waren zum Zeitpunkt des Anschlags am Samstag etwa 300 Menschen versammelt. In dem Zentrum im unruhigen pakistanischen Stammesgebiet an der Grenze zu Afghanistan werden Flüchtlinge mit Nahrungsmittelhilfen der Vereinten Nationen versorgt. Tausende Menschen sind wegen der Kämpfe zwischen Regierungssoldaten und den radikal-islamischen Taliban auf der Flucht und auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen.

"Sieben bis acht Menschen schweben noch in Lebensgefahr", sagte am Sonntag ein Arzt der Intensivstation des Krankenhauses in Khar, wo die Opfer behandelt werden. Auch der Regierungsbeamte ging davon aus, dass eine Frau das Blutbad anrichtete. Der Augenzeuge schätzte sie auf Anfang 20. Selbstmordanschläge durch Frauen sind eher selten. In der jüngeren Geschichte Pakistans gab es vor dem jüngsten Anschlag zwei Attentate dieser Art.

Unklar war zunächst, wer hinter dem Anschlag steckt. In dem Gebiet bekämpft die Regierung Taliban-Kämpfer und Mitglieder des Terrornetzwerkes Al-Kaida. Bajaur war früher ein Hauptdurchgangsgebiet für Aufständische, die jenseits der Grenze in Afghanistan Anschläge verübten. Kurz vor einem massiven US- Drohnenangriff in Bajaur im Jahr 2006 konnte der Vize von Al-Kaida- Chef Osama bin Laden, der Ägypter Eiman al-Sawahiri, aus der Gegend fliehen, wie es heißt.

Im vergangenen Jahr hatte das pakistanische Militär verkündet, die Militanten aus der Region vertrieben zu haben. Allerdings sollen sich weiterhin Aufständische in den Bergen verstecken und Soldaten und Zivilisten in Bajaur und im benachbarten Distrikt Mohmand angreifen.

Erst in der Nacht zum Freitag waren bei einer Kommandoaktion der Taliban im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan 11 Soldaten und 24 Extremisten getötet worden. Rund 150 Aufständische hatten in einer koordinierten Aktion fünf Checkpoints im Stammesgebiet Mohmand angegriffen. Erst nach stundenlangen Gefechten gelang es, die Taliban zurückzudrängen. Sie seien schließlich geflohen und hätten ihre Toten zurückgelassen.