In der pakistanischen Millionenstadt Lahore hat sich ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt – nahe eines Spielplatzes. Die meisten Opfer sind Frauen und Kinder.

Islamabad - Bei einer Bombenexplosion in einem Park der pakistanischen Stadt Lahore sind mindestens 63 Menschen getötet worden. Mehr alws 315 Personen hätten zum Teil schwere Verletzungen erlitten, wie am Abend ein Minister der Provinz Punjab, Rana Mashood, Medienvertretern sagte. der Provinz Punjab am Sonntag. Augenzeugen sprachen von schrecklichen Szenen, die sich während und nach dem Selbstmordanschlag abgespielt hätten. Da die Detonation sehr stark gewesen sei, lägen Leichenteile in dem Park, der in einem Wohngebiet liegt, weit verstreut. Auf Fernsehbildern waren weinende Frauen und Kinder zu sehen, die unter Schock inmitten von Blutlachen standen. Viele Verletzte wurden auch von Privatleuten in deren Fahrzeugen in nahegelegene Kliniken gebracht, da nicht genügend Rettungswagen zur Verfügung standen. Zudem versammelten sich binnen kurzer Zeit hunderte Menschen vor den Krankenhäusern, um Blut zu spenden.

 

Viele Verwundete seien so schwer verletzt, dass die Zahl der Toten noch steigen könne. In dem Park hätten zahlreiche Christen Ostern gefeiert. Viele Familien seien bereits auf dem Rückweg gewesen, als es in der Nähe mehrerer Kinderkarussells zu der Detonation gekommen sei. Auf dem Gelände seien Polizisten und private Sicherheitsdienste eingesetzt worden. „Wir sind in einer kriegsähnlichen Situation. Es gibt immer eine allgemeine Bedrohung, aber für diesen Ort hatten wir keine besondere Warnung“, sagte der Polizeioffizier Ashraf. Die Regierung des Punjab ordnete eine dreitägige Trauer und die Schließung aller öffentlichen Parks an. Der Sprecher der Armee, General Asim Bajwa meldete per Kurznachrichtendienst Twitter, dass die Regierung die Armee zur Sicherung des Geländes anforderte. Soldaten errichteten eine „Rote Zone“.

Nach Medienberichten steckt die pakistanische Talibangruppe Jamaat ul-Ahrar hinter dem schwersten Anschlag in Pakistan seit Monaten. Journalisten meldeten, sie seien vom Sprecher der Gruppe, Ehsanullah Ehsan, angerufen worden. Der Radiosender Voice of America Deewa twitterte, der Islamist habe gesagt, man reagiere auf Militäroperationen der Regierung. Einem Reporter der „Express Tribune“ sagte der Taliban, die Aktion sei gegen Christen gerichtet.

Westliche Regierungen verurteilen Anschlag

Pakistan leidet seit langem unter Extremisten der Taliban, kriminellen Banden und Spannungen zwischen unterschiedlichen Religionsströmungen. In Punjab, der politischen Hochburg von Ministerpräsident Nawaz Sharif, ist es üblicherweise aber friedlicher als in anderen Teilen des Landes. Im überwiegend muslimischen Pakistan kommt es immer wieder zu Angriffen von Extremisten auf Christen und andere religiöse Minderheiten. Ende Februar hatten dort pakistanische Taliban auch eine Universität angegriffen und mehr als 20 Menschen getötet, darunter 17 Studenten. Kurz darauf hatten sie weitere Anschläge angekündigt.

Seitdem im Dezember 2014 pakistanische Taliban in einer von der Armee betriebenen Schule in Peshawar 136 Kinder getötet hatten, hat die Armee ihre Operationen gegen Extremisten massiv erweitert. Dem Terrorismus werde das Rückgrat gebrochen, wiederholen Armeechef und -sprecher. Die Zahl der Anschläge und ihrer Opfer ging 2015 auch stark zurück. Aber Anschläge wie in Lahore und Peshawar zeigen, dass Extremisten weiter über Ressourcen und Rekruten verfügen.

Die US-Regierung hat den Selbstmordanschlag am Sonntag als „feige“ und „entsetzliche“ Tat verurteilt. Die USA stünden an der Seite des pakistanischen Volkes und der Regierung, erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Ned Price, am Sonntag. „Wir werden weiterhin mit unseren Partnern in Pakistan und der Region in dem unerschütterlichen Bemühen zusammenarbeiten, die Geißel des Terrorismus auszurotten.“

Die Bundesregierung hat den Terroranschlag ebenfalls scharf verurteilt. „Dieser abscheuliche Anschlag gegen Familien in einem belebten Park zeigt, dass sich Terrorismus in seinem mörderischen Wahn gegen alle Menschen gleichermaßen richtet - gleich ob Mann oder Frau, jung oder alt, gleich welchen Glaubens und welcher Hautfarbe“, erklärte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts am Sonntagabend in Berlin.„Dieses Verbrechen kann uns nur darin bestärken, weiter gemeinsam mit allen Mitteln des Rechtsstaats gegen die Hintermänner des Terrors und gegen die menschenverachtende Ideologie, der er folgt, vorzugehen.“