Stuttgart beteiligt sich am Pakt für Integration. Das Millionenprojekt des Landes soll Flüchtlingen Wege zum Schulabschluss, zur Ausbildung, bei Job- und Wohnungssuche ebnen. Im Jugendhilfeausschuss wurde insbesondere die Aufstockung der Schulsozialarbeit begrüßt. Die brauche man, so oder so.

Stuttgart - Mit Integrationsmanagern, einem Ausbau der Schulsozialarbeit und der Beratung von Traumatisierten, aber auch bei Ausbildung, Job- und Wohnungssuche sollen Flüchtlinge in Stuttgart schneller und erfolgreicher integriert werden. Beschleunigt werden soll dieser Prozess durch den Pakt für Integration – ein Millionenprojekt des Landes. Die Stadt Stuttgart will sich daran beteiligen und erwartet aus dem auf zwei Jahre befristeten Programm jährlich 3,4 Millionen Euro vom Land – und spart dadurch selber 1,7 Millionen Euro, wie Sozialbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) im Jugendhilfeausschuss erläuterte.

 

Mit dem Programm, das aus mehreren Modulen besteht, kann die bestehende Betreuung der Flüchtlinge ausgebaut und auch eine bessere Übersicht über die individuelle Situation jedes einzelnen geschaffen werden. Dazu sollen sogenannte Integrationsmanager beitragen, die nach der ersten Kontaktaufnahme eine strukturierte Erhebung und Dokumentation erstellen. Mit jedem erwachsenen Flüchtling soll in der Anschlussunterbringung eine individuelle Integrationsvereinbarung geschlossen werden, deren Erfolg oder Misserfolg halbjährlich dokumentiert wird.

„Anleitung zu nachhaltig regelmäßigem Schulbesuch der Flüchtlingskinder“

Die Vereinbarung bezieht sich auf die Wohnungssuche, aber auch auf Themen wie Mietrecht, Hausordnung und wie die Strukturen des Wohnens hierzulande üblich sind. Dabei geht es auch um ein sozial verträgliches Zusammenleben. Weitere Themen sind Kinderbetreuung, Schuldner-, Sucht-, Schwangerschaftsberatung sowie die „Anleitung zu nachhaltig regelmäßigem Schulbesuch der Flüchtlingskinder mit Ziel eines Schulabschlusses“, wie es in der Beschlussvorlage heißt. Seit Kurzem erhält zudem jeder volljährige Flüchtling vom Sozialamt einen sogenannten Quali-Pass, in dem relevante Daten vermerkt werden. Durch den Pakt kann auch die Personalkapazität bei der sozialen Betreuung in der Anschlussunterbringung von 30 auf 49,4 Vollzeitstellen bei den freien Trägern aufgestockt werden.

Ein weiteres Modul zielt darauf ab, junge Flüchtlinge in der Schule und beim Weg in den Beruf zu unterstützen. Das Jugendamt hält es für dringlich, die Schulsozialarbeit an rund 20 Standorten mit Vorbereitungsklassen aufzustocken. Eine halbe Stelle je Schulart reiche nicht, um auf die spezifischen Zuwandererthemen der geflüchteten Kinder einzugehen. Die Rede ist von insgesamt 13 zusätzlichen Stellen, fünf davon an Grundschulen mit einem hohen Anteil an Kindern mit Bonuscard. „Mit dem Ausbau der Schulsozialarbeit reagieren wir auf Rückmeldungen der Schulen“, sagte Schulbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP). Über diesen Punkt zeigten sich die Fraktionen im Wesentlichen einig, auch unabhängig von dem Pakt, wie Iris Ripsam (CDU) und Marita Gröger (SPD) betonten.

Stadträte und Jugendamt verteidigen den Ausbau der Schulsozialarbeit

„Die Kinder sind da, viele werden bleiben, sie sollen auch ihre Chance bekommen“, meinte Rose von Stein (Freie Wähler) auf den Hinweis von Bernd Klingler (AfD), doch lieber Jugendliche aus der EU zu unterstützen. Jugendamtschefin Susanne Heynen ergänzte: „Schulsozialarbeit richtet sich an alle Kinder.“

Klaus Nopper (CDU) fragte zudem, wie nachhaltig die Integrationsvereinbarung mit jedem Flüchtling überprüft werde – „was bedeutet Erfolg konkret?“ In den Zuwendungsrichtlinien findet sich hierzu eine lange Liste. Als Erfolg wird dort etwa genannt, wenn Kinder „überwiegend täglich“ zur Kita und „pflichtgemäß und ausgeschlafen zur Schule gehen“ oder der Klient Regelangebote wahrnehme.

Offen blieb die Frage, wie die Angebote des Pakts in zwei Jahren weiterfinanziert werden. Mit dem Pakt selber befassen sich nächste Woche der Sozial- und der Verwaltungsausschuss und der Gemeinderat.