Der Verein der Palliativ-Care-Teams im Kreis spendet 60 000 Euro für die schmerztherapeutische Versorgung von Kindern.

Renningen - Seit einem Jahr gibt es das KinderPalliativ-Care-Team Stuttgart/Ludwigsburg, das im Umkreis von 120 Kilometern rund um die Landeshauptstadt schwerstkranke Kinder und Jugendliche in ihrer vertrauten Umgebung schmerztherapeutisch betreut. Beim Festakt heute im Stuttgarter Olgäle übergibt die Vorsitzende des Vereins der Palliativ-Care-Teams im Kreis Böblingen, die Renningerin Martina Steinbrenner, einen dicken Scheck. Damit wird eine Psychologenstelle finanziert. Das Geld reicht aber nur ein Jahr.

 
Frau Steinbrenner, 60 000 Euro sind schon eine ordentliche Summe. Wie haben Sie das Geld zusammen bekommen?
Unsere Spendendosen stehen in vielen ortsansässigen Geschäften. Nicht zu vergessen die vielen großzügigen Spenden, die von Vereinen und Privatpersonen das ganze Jahr über bei uns eingehen. Unser absolutes Highlight ist aber unsere jährliche Kinder-Benefizgala, bei der immer viele Spenden zusammenkommen. Für diesen Herbst konnten wir Timo Hildebrand als Schirmherren gewinnen. Für die Kinder sammeln wir jetzt seit knapp fünf Jahren und haben in Summe 100 000 Euro zusammengetragen. Davon wurden für die Anfangsinvestitionen 30 000 Euro gespendet, 60 000 Euro übergeben wir heute. Ein bisschen was bleibt auf dem Konto für die nächste Spende an das Kinder-Palliativ-Care-Team.
Was passiert mit dem Geld?
Dank des Geldes bekommt das Kinder-Palliativ-Care-Team endlich einen Psychologen/Seelsorger an die Seite, der sich um die betroffenen Familien kümmert. Ich mag mir nicht vorstellen, wie es ist, ein Kind zu verlieren und ich bin der Meinung, dass die Verstärkung des Teams dringend nötig ist, um Familien in der ultimativen Lebenskatastrophe zu begleiten. Leider reicht das Geld nur für ein Jahr aus. Wir brauchen also dringend 99 Firmen, Banken, Institutionen und Privatpersonen, die uns nachhaltig absichern, mit einem Spendenbeitrag von monatlich 50 Euro.
Für Ihre jährlichen Benefiz-Gala konnten Sie schon so manch bekannten Schirmherren gewinnen. Wie kommen Sie an die ran?
Oft genügt eine freundliche Anfrage, etwa bei Gerlinde Kretschmann, Landrat Roland Bernhard, der Box-Weltmeisterin Tina Schüßler oder jetzt bei Ex-Fußballprofi Timo Hildebrand. Mein persönlicher Eindruck ist, dass sie alle ein riesengroßes Herz für Kinder haben.
2010 haben Sie den Verein der Palliativ-Care-Teams im Landkreis Böblingen gegründet. Was war der Anlass?
2009, einen Tag vor Weihnachten, bekam mein damals 39-jähriger Bruder die Diagnose „unheilbarer Lungenkrebs“. Er war Nichtraucher und Vater von zwei kleinen Kindern. Das war für uns alle ein Albtraum. Er hatte unter unvorstellbaren Schmerzen zu leiden. Zwar war seit 2007 der Anspruch auf die spezialisierte palliative Schmerzversorgung zuhause im Gesetz verankert. Doch es war niemand da, der den Menschen half, diesen Anspruch durchzusetzen. Wie immer hing es am Geld. Das sollte niemals mehr einem Menschen passieren. Und so haben wir damals geholfen, das Palliativ-Care-Team für Erwachsene mit auf den Weg zu bringen.
Was hat Ihr Verein bislang erreicht?
Mittlerweile gibt es im Kreis Böblingen ein tolles SAPV-Team für Erwachsene und in Baden-Württemberg fünf Kinder-Palliativ-Care-Teams, die eine Versorgung von sterbenskranken Kindern und Erwachsenen zuhause absichern und sicherstellen. Darauf sind wir stolz.
Was ist Ihr Ziel?
Wir möchten die Psychologenstelle dauerhaft absichern und zwar mit 60 000 Euro im Jahr. Vielleicht gelingt es uns auch in einer höheren Liga zu spielen, dann soll es eine Stiftung geben.
Wo weist die palliative Schmerzversorgung im Landkreis Böblingen und auch im Umkreis Ihrer Meinung nach Lücken auf?
Die Arbeit als Palliativmediziner und Palliativpflegekraft ist sehr anspruchsvoll und kräfteraubend. Vor allen Dingen auch psychisch. Deswegen sollte es noch viel mehr Ärzte und Pflegekräfte mit dieser Zusatzausbildung geben und damit die Versorgung noch besser abgesichert werden. Aber wichtig wäre auch, dass die Krankenkassen Verträge mit den Teams abschließen, dass diese nicht in die roten Zahlen rutschen.

Das Gespräch führte Elisa Wedekind