Es wird mehr über die Missstände gesprochen als über die schönen Seiten ihres Berufsstandes, sagt Susanne Richter. Sie leitet am Klinikum Stuttgart die Palliativstation – und zeigt anlässlich des Internationalen Tages der Pflege, wie Schwerstkranke würdevoll begleitet werden.

Herr Weber wird bald sterben. Friedlich liegt er im Bett, seine weißen Haare etwas zerzaust, die Haut ist bleich und glatt wie Elfenbein. Er hat in den vergangenen Tagen viel gelesen. Bücher und Nachrichtenmagazine liegen auf dem Schränkchen, das Smartphone und die Lesebrille daneben. Doch jetzt ist ihm alles zuviel. Er hält die Augen geschlossen, als die Pflegerin einen neuen Zugang für die Morphiumpumpe legt. Auf die Frage, ob er noch irgendetwas brauche, macht der 75-Jährige eine abwehrende Handbewegung. „Danke, nein“, sagt er. Die Pflegerin verlässt leise das Zimmer.