Vor gut einem Jahr nahm das Kinderpalliativteam des Klinikums Stuttgart seine Arbeit auf. Die Fachkräfte begleiten todkranke Kinder und ihre Familien – und betreuen sie zuhause.

Stuttgart - Einige Monate nach seiner Geburt stellten die Ärzte fest, dass Max Epilepsie hat und auch in Zukunft schwer behindert sein würde. „Max’ Leben bestand zum großen Teil aus undefinierten Schmerzen“, sagt seine Mutter, aus Klinikaufenthalten, Therapien, Medikamenten. Als es Max im Frühjahr 2016 immer schlechter ging, wollte Christin Frohwein mit ihrem Kind nicht mehr ins Krankenhaus. Fast täglich kam damals das Stuttgarter Kinder-Palliativ-Care-Team um Claudia Blattmann zu Max nach Hause, organisierte die medizinische Versorgung, den Kontakt mit den Krankenkassen, die ganze Bürokratie. „Ich musste mich um nichts kümmern, außer um meinen Sohn“, sagt Frohwein, das habe ihr sehr geholfen. Als Max starb, mit sechseinhalb Jahren, habe sie sich nicht alleingelassen gefühlt.

 

Seit Januar 2016 nun berät, begleitet und versorgt das Palliativteam des Olgahospitals des Klinikums Stuttgart Familien mit unheilbar kranken Kindern und Jugendlichen zuhause – fünf Fachärzte, sechs Kinderkrankenschwestern und eine Sozialarbeiterin. 39 Familien aus der Region Stuttgart haben die Fachkräfte im vergangenen Jahr durchschnittlich 111 Tage lang betreut, das Team steht Betroffenen im Notfall an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr zur Verfügung. Perspektivisch sollen bis zu 50 Familien begleitet werden.

Ohne private Spenden hätten die Kinderpalliativteams finanzielle Defizite

„Nach einem Jahr sehen wir klar, dass der Bedarf gegeben ist und die Hilfe dankbar angenommen wird“, sagt Claudia Blattmann vom Stuttgarter Olgahospital. Obwohl der Anspruch für eine ambulante palliative Versorgung von Kindern und Jugendlichen seit 2007 gesetzlich verankert ist, konnten die fünf Kinderpalliativteams in Baden-Württemberg erst Anfang bis Mitte 2016 ihre Arbeit aufnehmen – und somit eine landesweite Versorgung starten. Jahrelang hatten die Kliniken im Land zuvor mit den Krankenkassen um die Finanzierung gerungen. Für sterbenskranke Kinder und ihre Familien sei es wichtig, in der schweren Zeit in ihrem gewohnten Umfeld bleiben zu können, sagt Blattmann. Ohne Spenden durch Stiftungen und Vereine hätten alle Teams in Baden-Württemberg noch immer finanzielle Defizite, berichtet die Palliativmedizinerin.

„Die Kinder-Palliativ-Teams sind zu einem unverzichtbaren Beistand für betroffene Familien geworden“, sagt auch Stuttgarts Krankenhausbürgermeister Michael Föll (CDU) bei einer Jubiläumsfeier am Freitag im Olgahospital. Ebenso wie die Fachkräfte und betroffenen Familien sieht er aber Verbesserungsbedarf – den Teams fehle es an Psychologen. „Eine große Herausforderung wird Ende des Jahres die Neuverhandlung der Vergütung durch die Krankenkassen sein“, so Föll.