Auf Palmöl könne man leider nur schwer verzichten, sagt Hartmut Rohse, Leiter der Forschungsabteilung beim Schokoladenhersteller Ritter Sport. Und Alternativen hätten eine noch schlechtere Ökobilanz.

Stuttgart - Palmöl schadet der Umwelt, steckt aber im Großteil aller Supermarktprodukte. Die Kunden sind sensibilisiert und fragen nach Alternativen – auch beim Schokohersteller Ritter Sport in Waldenbuch. Der Lebensmittelchemiker Hartmut Rohse erklärt, was das Fett für den Geschmack bedeutet..

 
Herr Rohse, Ihre Vollmilchschokolade kommt ohne Palmfett aus, Sorten wie Joghurt und Kakaomousse aber enthalten das Fett, das wie Palmöl aus der Ölpalme hergestellt wird. Warum?
Wir benutzen Palmfett nur dort, wo wir es wirklich brauchen. Das sind bei uns die Sorten, die eine Füllung haben. Denn die Füllung muss schön weich und cremig sein, damit sie auf der Zunge schmilzt. Das erwartet der Kunde. In massiven Sorten wie eben Vollmilch ist es gar nicht notwendig.
Trotzdem könnten Sie das Palmfett bei den gefüllten Sorten durch ein anderes pflanzliches Öl ersetzen.
Das ist nicht so einfach. Raps- und Sonnenblumenöl zum Beispiel sind zu weich für die Füllung unserer Schokoladen. Alternativen aus der Kokospalme und aus Soja haben eine noch schlechtere Ökobilanz als Palmöl. Hinzu kommt, dass Palmöl das Aroma der Füllung besser freisetzt, weil es einen hervorragenden Schmelz hat. Würden wir es ersetzen, müssten wir auf Geschmack verzichten. Das möchten unsere Kunden auch nicht.
Woher beziehen Sie das Palmfett für Ihre Schokolade?
Wir kaufen es aus nachhaltiger Produktion, denn wir sind uns der Umweltproblematik bewusst. Unser Palmfett ist vom Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO) zertifiziert. Wir arbeiten zudem eng mit unseren Fettlieferanten zusammen, unsere Einkaufsabteilung ist in Asien vor Ort unterwegs.
Indonesien und Malaysia sind weit weg. Kann man als mittelständisches, deutsches Unternehmen wirklich sicher sein, dass ein Rohstoff wie Palmöl den gewünschten Anforderungen entspricht?
Wir arbeiten derzeit daran, die Kriterien für die höchste RSPO-Stufe „segregiert“ zu erreichen. Dann kaufen wir nachhaltig produziertes Palmöl direkt, es wird physisch vom konventionellen getrennt geliefert. So steigern wir den Grad an Sicherheit noch.
Wo liegt da momentan die Schwierigkeit?
Die Trennung von konventionellem und nachhaltigem Palmöl ist bei der Lieferung aus weit entfernten Ländern schwierig. Dafür bräuchte es eine hochentwickelte Infrastruktur, die es so noch nicht gibt.
Greenpeace kritisiert, dass viele große Lieferanten von Palmöl, darunter einige RSPO-Mitglieder, nicht garantieren können, dass für ihr Öl kein Regenwald gerodet wurde, weil häufig wenig bis keine Überwachung stattfindet.
Es wurden in den vergangenen beiden Jahren auch schon Lizenzen seitens des RSPO entzogen. Das zeigt, dass die Überwachung zu greifen beginnt. Allerdings ist das ist ein Prozess, der dauert.
Was muss möglichst bald passieren?
Für alle Firmen ist und bleibt es wichtig, nachhaltig zu wirtschaften. Diese Entwicklung ist unumkehrbar. Die Frage ist aber, wie man mit den Flächen umgeht, die schon gerodet sind. Für Lebensmittel reichen die Flächen, man muss keine neuen roden. Problematisch ist vielmehr, dass so viel Palmöl im Biosprit landet. Das zu ändern, wäre ein Anfang.