Seit Montag stehen die Rohdaten der „Panama Papers“ über ausländische Briefkastenfirmen im Netz. Damit ist der Weg frei für weitere Enthüllungen mithilfe der interaktiven Datenbank.

Washington - Der Datensatz decke den wichtigsten Teil der 11,5 Millionen Unterlagen ab, die von der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca durchgesickert waren, teilte das internationale Journalistenkonsortium ICIJ mit. Er beinhalte die Namen von mehr als 200.000 Personen oder Unternehmen, die sich hinter den Offshore-Firmen verbergen. Die Firmen sind verstreut auf 21 Steuerparadiese von den britischen Jungferninseln über den US-Staat Nevada bis nach Hongkong. ICIJ-Chef Gerard Ryle begründete die Veröffentlichung mit dem Gebot der Transparenz. Zudem erhoffe er sich auch weitere Enthüllungen mit Hilfe der Zivilgesellschaft, der der gewaltige Datensatz nun zur Verfügung stehe, wie er der Nachrichtenagentur AFP sagte.

 

Interaktive Datenbank

Die Suche in der interaktiven Datenbank ist mit Personen- oder Unternehmensnamen möglich, die jeweiligen Querverbindungen werden angezeigt. Dies lässt aber oft nicht auf die Identität der tatsächlich hinter den Briefkastenfirmen Stehenden schließen. Die Datensätze der „Panama Papers“ waren der „Süddeutschen Zeitung“ zugespielt worden, die sich daraufhin an das ICIJ gewandt hatte, um deren weltweite Auswertung zu organisieren. Durch die „Panama Papers“ wurde enthüllt, wie die in dem zentralamerikanischen Land angesiedelte Kanzlei Mossack Fonseca Spitzenpolitikern, Sportstars und anderen Prominenten dabei half, Steuern zu vermeiden.

In Island brachten die Informationen den Ministerpräsidenten zu Fall, auch der britische Regierungschef David Cameron kam in Erklärungsnot, weil er bis zum Amtsantritt offshore investiert hatte. Auch zahlreiche deutsche Banken tauchen in den „Panama Papers“ auf. Die Veröffentlichung rief die Steuerbehörden in zahlreichen Ländern auf den Plan.

Harsche Kritik

Der panamaische Präsident Juan Carlos Varela sieht sein Land als Kriegsschauplatz im Konflikt zwischen den Großmächten. „Wenn sie kämpfen wollen, sollten sie das in ihren eigenen Ländern tun und nicht unser Finanz- und Steuersystem nutzen“, sagte Varela vor der Veröffentlichung der Datensätze im Internet. „Das ist kein Panama-Problem, das ist ein Weltproblem“, sagte er. Nach harscher Kritik der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) an der Steueroase Panama hatte das Land zugesagt, über eine Teilnahme am automatischen Informationsaustausch von Finanzdaten zu verhandeln.