Eine Stichprobe mit 3,9 Millionen Fußballbildchen ergibt eine starke Ungleichverteilung der Sticker. Panini dementiert – wie bei jeder Welt- oder Europameisterschaft.

Modena - Der Vorwurf hält sich so zäh wie ein falsch eingeklebtes Sammelbildchen. Alle zwei Jahre bringt Panini ein Album zur Fußballwelt- oder -europameisterschaft heraus, stets begleitet von dem Verdacht, dass manche Bilder deutlich seltener in den Tütchen seien als andere, um den Fußballfans noch ein bisschen mehr Geld aus der Tasche zu ziehen.

 

Auch diesmal steht der Vorwurf im Raum, nachdem die Tauschplattform Stickermanager.com eine Stichprobe mit 3,9 Millionen Stickern durchgeführt hat. Und siehe da: 543 Motive der insgesamt 678 Sticker tauchten im Schnitt 5250 Mal auf. 134 Motive dagegen stolze 7691 Mal, wobei die Zahlen zwischen 7291 und 8397 schwankten. Spitzenreiter war demnach der Waliser Ersatztorhüter Wayne Hennessey, der sogar 10 181 mal aus dem Tütchen grinste.

Robert Lewandowski ist häufig im Tütchen

Laut „Spiegel“ könnte die Ungleichverteilung den Sammlern zusätzliche Kosten von zehn Prozent bescheren. Im besten Fall rund 14 Euro, belaufe sich der Wert von 678 Stickern doch auf 140 Euro – vorausgesetzt, man hat keine Doppelten, was freilich nie passiert.

Dass manche Bilder deutlich häufiger auftauchten, könnte dem „Spiegel“ zufolge an den Gratisstickern liegen, die ein Lebensmitteldiscounter vor dem Turnier verteilte. Möglicherweise habe Panini deswegen bestimmte Motive häufiger drucken lassen – darunter Stars wie den Polen Robert Lewandowski oder den Franzosen Antoine Griezmann.

Panini bestreitet künstliche Verknappung

„Es findet keine künstliche Verknappung einzelner Sticker statt. Das wäre drucktechnisch auch gar nicht anders möglich, weil ja die Druckbögen vervielfältigt und in Einzelsticker geschnitten werden. Die Gleichverteilung geschieht also bereits bei der Produktion im Werk in Modena“, betont dagegen Hermann Paul, Geschäftsführer der Panini-Verlags-GmbH. So wie bei jeder Europameisterschaft oder Weltmeisterschaft, doch den klebenden Mythos wird der lebende Mythos einfach nicht los, allen Beteuerungen zum Trotz.

Bei der WM 1986 in Mexiko etwa lugte gefühlt aus jeder zweiten Packung der sowjetische Verteidiger Gennadi Morozov. Dabei brauchte man doch dringend einen Lothar Matthäus. Diesmal fehlt Mittelfeldspieler Julian Draxler – weniger auf dem Spielfeld als im Panini-Album, wo er doch eine unschöne Lücke hinterlässt.

Ein Matthäus für drei Morozovs

Ein Draxler, der wäre manchem schon einen Wayne Hennessey wert. Oder drei, denn für einen Lothar Matthäus musste man damals mindestens drei Morozovs hinblättern. Wahlweise wurden auch zwei Steve Archibalds akzeptiert, denn auch an dem schottischen Stürmer herrschte damals kein Mangel.

Die Zeiten des Wuchers sind aber vorbei: Auf Tauschbörsen wird – Deutschland, einig Vaterland – wie nach der Wiedervereinigung brav eins zu eins getauscht. Hauptsache, das Album wird voll. Zur Not legen wir noch einen Gennadi Morozov drauf.

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