Die technischen Vorgänge der Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart sind vorerst aufgearbeitet. Das ist das Ergebnis der Untersuchung.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Die Nerven lagen blank am Abend des 14. Juli 2019. Was kein Wunder war. Schließlich hatte gerade die Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart abgebrochen werden müssen – weil die Abstimmungsgeräte nicht funktioniert hatten. Der Club war zum Gespött geworden – und die Ursachenforschung begann in einer aufgeheizten Atmosphäre.

 

Auf der einen Seite wutentbrannte Vorwürfe gegenüber den Dienstleistern, die für die Abwicklung der Abstimmungen mitverantwortlich waren. Auf der anderen Seite der Hinweis, man hätte das Ganze besser absichern können – wenn mehr Equipment gebucht worden wäre.

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Schon wenige Tage nach der Mitgliederversammlung wehrte sich der VfB gegen Berichte, wonach der Schaden entstand, weil man gespart habe. „Diese Meldungen sind falsch“, sagte ein Sprecher. Zu dieser Zeit war die Untersuchung der Umstände der Panne bereits angelaufen. Nun ist sie vorerst abgeschlossen.

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Die Abstimmung sei nicht möglich gewesen, weil an einer Stelle des Systems die Menge der gleichzeitigen Anfragen nicht bearbeitet werden konnte, heißt es in einer Mitteilung, in der von einer „Überlast-Situation“ die Rede ist. „Ich komme zu dem Schluss, dass die Ursache des Ausfalls in einem identifizierten Teilsystem eines Dienstleisters liegt“, sagt zudem Sebastian Schreiber. Der IT-Sicherheitsexperte (SySS GmbH) hat die Vorgänge gemeinsam mit Forensikern, WLAN- und Funkexperten sowie dem Sachverständigen Holger Morgenstern untersucht. Letzterer sagt: „Ich habe als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger die Untersuchung begleitet und kann die festgestellten Ergebnisse bestätigen.“ Ein Cyberangriff, eine Manipulation von außen, wurde ausgeschlossen.

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Das verwendete System war nicht neu, es wurde bereits bei der Mitgliederversammlung 2018 in der Scharrena eingesetzt. Zudem ist der Anbieter, die Firma Votingtech, ein renommierter Partner auch anderer Kunden, die größere elektronische Abstimmungen durchführen bei Parteitagen. Auch im Juni 2016, als über die Ausgliederung der VfB-Fußballer abgestimmt worden war, war das Unternehmen mit im Boot. Damals lief die Abstimmung aber rein über bereitgestellte Geräte. Nun sollte auch die Abstimmung per Smartphone in einem extra installierten Netzwerk (abseits des Internets) möglich sein. Per Gutachten sei versichert worden, dass diese Methode auch eine Abstimmung von bis zu 20 000 Nutzern bewältigen kann, heißt es in der VfB-Mitteilung.

Die Berliner Firma Votingtech war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Daneben war der Dienstleister CS Networks beteiligt. Nach der technischen Überprüfung startet nun wohl ein juristischer Akt. Auf Grundlage der Berichte prüft der VfB, ob Schadenersatzansprüche geltend gemacht werden können. Der damalige Präsident Wolfgang Dietrich ist dabei nicht mehr gefragt. Er war am Tag nach der Pannen-Mitgliederversammlung zurückgetreten – und hatte eine „Organisation“ beklagt, „die nicht in der Lage ist, den einwandfrei funktionierenden Ablauf einer Mitgliederversammlung zu gewährleisten“. Man hätte gewappnet sein müssen, schrieb er in seiner Erklärung.

Einen Plan B hatte der VfB am 14. Juli 2019 aber nicht gehabt.