Das gab's noch nie: Eine Panne beim Mittwochslotto macht mächtig Wirbel. Die Ziehung musste wiederholt werden. Klar ist: In der zweiten, gültigen Runde knackte niemand den Jackpot.

Mainz/Koblenz - Spieler sind verärgert, Lotto-Fee Heike Maurer dachte an einen Aprilscherz und Experten fordern Konsequenzen: Die spektakuläre Panne beim Mittwochslotto hat für mächtig Wirbel gesorgt.

 

Die zuständige Lottogesellschaft aus Rheinland-Pfalz sprach von einem „mehr als peinlichen“ Vorgang. Auch das ZDF, das die Ziehung für ungütig erklärte, äußerte Bedauern. Warum genau bei der ersten Ausspielung die beiden Kugeln mit den Ziffern 46 und 47 nicht in die Trommel rollten, ist bislang unklar. Nach der Pannen-Partie folgte eine zweite Ziehung, bei der keiner der Spieler den Jackpot knackte.

Wieviele Tipper sich bei den ersten Zahlen schon zu früh gefreut haben, ist nicht bekannt. Einige Lottogesellschaften seien technisch gar nicht in der Lage, das zu ermitteln, sagte der Geschäftsführer von Lotto Rheinland-Pfalz, Hans-Peter Schössler. Bei Lotto in Bremen meldete sich am Donnerstag ein Spieler per E-Mail und behauptete, er habe sechs Richtige in der ersten Ziehung gehabt. Er habe aber keinen Tippschein vorgelegt, sagte eine Sprecherin. Nach Ansicht von Experten gibt es im Falle der irregulären Ziehung keinen Anspruch auf Gewinn.

2,33 Millionen Zuschauer verfolgten die Ziehung

Insgesamt 2,33 Millionen Zuschauern hatten die erste Ziehung am Mittwoch um 18.50 Uhr verfolgt. Sie merkten ebenso wenig wie Lotto-Fee Heike Maurer, dass zwei Kugeln im sogenannten Schlitten hängengeblieben waren. Die Moderatorin wurde erst nach der Sendung aud die Panne aufmerksam gemacht: „Ich dachte, es wäre ein Aprilscherz, als meine Redakteurin anrief und sagte, ich muss zurückkommen, die Lotto-Ziehung ist ungültig.“ Um 19.24 wurde schließlich die zweite Ziehung gestartet.

Beim Kundenservice von Lotto Baden-Württemberg haben sich derweil einige Hundert Kunden beschwert. Hinzu kämen vermutlich zahlreiche verärgerte Spieler, die sich an die Annahmestellen direkt wendeten, sagte Sprecher Klaus Sattler am Donnerstag.

Experten zufolge besteht allerdings kein Anspruch auf einen Gewinn. Es habe sich um eine irreguläre Ziehung gehandelt, weil nicht aus allen 49 Kugeln gezogen wurde, erklärte Rechtsanwalt Martin Jaschinski aus Berlin am Donnerstag. Deshalb habe es keine andere Möglichkeit gegeben, als die Auslosung zu wiederholen. „Bei solchen Pannen wird keine Haftung übernommen. Wenn danach eine korrekte Ziehung erfolgt, zählt ausschließlich diese“, sagte auch ein zweiter Experte für Glücksspielrecht, der Frankfurter Anwalts Sotirios Georgikeas.

Der Ruf nach Konsequenzen wird laut

Unterdessen wurde der Ruf nach Konsequenzen laut. „Es hätte gleich auffallen sollen und man hätte früher eingreifen müssen“, sagte der Leiter der Forschungsstelle Glücksspiel der Universität Hohenheim, Tilman Becker. „Im Prinzip darf so etwas eigentlich nicht vorkommen.“ Er forderte eine stärkere Überwachung solcher Ziehungen.

„Wir haben gestern eine Lottoziehung erlebt, die alles andere als eine Ruhmestat ist“, sagte Schössler von Lotto Rheinland-Pfalz. Nun müsse herausgefunden werden, warum es zu dem technischen Defekt gekommen sei. Der Hersteller aus dem Saarland werde das Gerät nun auf Herz und Nieren prüfen. „Das Gleiche werden auch die Kollegen von Lotto Hessen tun.“ Diese Gesellschaft sei für die Ziehung des Samstagslottos in der ARD zuständig und arbeite mit einem identischen Gerät.

Das Mittwochslotto gibt es seit 1982. Seitdem hat es mehrere Hundert Spieler zu Millionären gemacht. Im Jahr 2002 gab es schon einmal eine Panne bei der Ziehung der Mittwochs-Zahlen. Wegen eines Defekts an der Trommel wurde die Ausspielung unterbrochen und mit einem Ersatzgerät fortgesetzt.