In Filderstadt wurden Zuschauer daheim aus einer Online-Sitzung geworfen, weil der städtische Streaming-Laptop den Geist aufgab. Was heißt das für die Beschlüsse?

Filderstadt - Die Filderstädter Hochbauamtsleiterin Petra Schumacher war gerade mittendrin. Am Montag in der digitalen Sitzung des Technischen Ausschusses führte sie durch eine Präsentation, um zu zeigen, wie eine Ex-Bankfiliale und ein früheres Ladengeschäft in Plattenhardt zu neuen Verwaltungsbüros werden sollen, als ihr Vortrag für die Zuschauer daheim jäh endete. Der Laptop, über den die Videokonferenz des Gremiums gestreamt wurde, gab den Geist auf. Akku leer.

 

Minutenlang hatte, für die Youtube-Zuschauer gut sichtbar, eine Meldung gemahnt, das Gerät ans Stromnetz anzuschließen. Weil das aber keiner tat, gingen gegen 20.20 Uhr die Lichter aus – etwa 40 Minuten vor dem Ende der Sitzung.

Am Gremium ist die Panne vorbeigegangen. „Interessant, dass ich das erfahre“, sagte etwa Walter Bauer (SPD) tags drauf. Auch Richard Briem (Freie Wähler) war verdutzt. „Das hat niemand mitbekommen. Ich dachte, die Öffentlichkeit ist hergestellt.“ War sie das? Denn wenn nicht, könnte der einstimmige Beschluss des Ausschusses zum Tagesordnungspunkt nichtig sein. Nach der Gemeindeordnung muss der Öffentlichkeit ermöglicht werden, Gemeinderatssitzungen in Bild und Ton zu verfolgen.

Bei der Übertragung im Bürgerzentrum habe es keine Probleme gegeben

„Rein formal und rechtlich war die Öffentlichkeit nicht ausgeschlossen“, erklärte indes Lena Gillmeister, die persönliche Referentin der Oberbürgermeisters. So sei der Filderstädter Youtube-Stream bei Ausschusssitzungen nur ein Zusatzangebot. Man könne das Geschehen stets im Bürgerzentrum Bernhausen verfolgen. Dort nehme jemand von der Verwaltung live an der Videositzung teil und übertrage es auf eine Leinwand. „Dort läuft nicht der Youtube-Stream, sondern die original Teams-Sitzung“, deswegen sei das Malheur auch dort niemandem aufgefallen.

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Ob in Filderstadt oder anderswo: Dass das Format digitaler Sitzungen grundsätzlich Tücken hat, ist klar. Mal frieren Bilder ein, mal fliegen Teilnehmer raus. Bereits im November 2021 hatte es in Filderstadt bei der Sitzung des Technischen Ausschusses technische Probleme gegeben. Der Bericht zum Forst-Nutzungsplan war bei Youtube zeitweise nicht zu hören gewesen. „Im Hintergrund ist immer jemand vom Support, der angerufen werden kann“, sagte Lena Gillmeister. Der jüngste Akku-Lapsus sei indes auf einen „kleinen menschlichen Fehler“ zurückzuführen. Die Person, die für den Stream verantwortlich gewesen sei, habe das Ladekabel des Laptops nicht korrekt angeschlossen. Lena Gillmeister betonte: „Ich bin mir sicher, dass das nicht mehr passieren wird.“

Bei Gemeinderatssitzungen ist sogar ein professionelles Filmteam dabei

An sich hat man in Filderstadt mit Videositzungen viel Erfahrung. Bereits im Mai 2020 hat man damit angefangen – früher als viele andere Kommunen. Für Gemeinderatssitzungen leistet man sich sogar ein professionelles Filmteam, das für alle, die nicht persönlich in die Filharmonie kommen wollen, ein Youtube-Video streamt. „Aufgrund der aktuellen Lage bleibt uns nichts anderes übrig“, sagte Richard Briem. Er und auch Walter Bauer lobten, dass es derartige Möglichkeiten überhaupt gibt. Dennoch sagten beide, es gehe nichts über Präsenzsitzungen. Im politischen Zusammenspiel gehe online vieles verloren. Walter Bauer sprach etwa von einer „kastrierten Diskussion“.

Das wurde besprochen

Neue Verwaltungsgebäude
Die Stadtverwaltung plant, 315 Quadratmeter große Gewerbeflächen in den Gebäuden Uhlbergstraße 24 und 26 in Plattenhardt zu Büros für das Umweltschutzreferat und das Bürgeramt umzubauen. Im technischen Rathaus, das sich wenige Meter entfernt befindet, herrscht akute Raumnot, und man rechnet damit, dass das Verwaltungsteam noch wachsen wird. Die Flächen hat die Verwaltung Ende 2020 erworben. Zuvor waren dort eine Bankfiliale und ein Laden gewesen. Die Erdgeschosse will man grundlegend umbauen. Kosten: knapp 500 000 Euro. Das Thema wird noch mal am 21. Februar im Verwaltungsausschuss und am 9. März im Gemeinderat aufgerufen. Die weitere Planung und bauliche Umsetzung sind fürs zweite und dritte Quartal angedacht. Der Einzug könnte im Herbst sein. Am neuen Standort will man sich bürgernäher präsentieren.