Eigentlich hatten zwei Gelbkopfamazonen bei ihrer Wohnungssuche eine tolle Behausung im Rosensteinpark in Bad Cannstatt gefunden – doch dann wurde ein Papagei zum Unglücksraben...

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart-Bad Cannstatt - Alle noch einmal durchatmen. Noch immer pfeifen die Spatzen von den Dächern, was einem Papageien-Paar im Rosensteinpark in Bad Cannstatt passiert ist: Am Donnerstag war das Pärchen Thilo und Thea bei einer Wohnungsbesichtigung verunglückt, und Thea musste gar von der Feuerwehr gerettet werden.

 

Das Paar war offenbar auf der Suche nach einem Brutplatz – und wurde am Morgen in einer Platane fündig. Die Aushöhlung im Baum schien für die weitere eheähnliche Gemeinschaft sehr gut geeignet. Und dann passierte es. Thea war im Baum gefangen. Sie konnte nicht mehr rausklettern, weil ihr Schnabel dieser Anforderung nicht gewachsen war.

„Nach Angaben von Tierfreunden, die das Papageienvolk intensiv beobachten, fehlt der Papageiendame seit einem Unfall im vergangenen Jahr ein Teil ihrer Schnabelspitze“, sagt Polizeisprecher Thomas Ulmer, „dadurch konnte sie sich an der Rinde nicht mehr hochziehen.“ Thea rutschte immer wieder in die 40 Zentimeter tiefe Höhle hinab. Tierfreunde alarmierten die Rettungskräfte.

Ein echter Unglücksrabe...

Schon wieder Thea. Das Schicksal meint es nicht gerade gut mit ihr. Die Sache mit dem Unfall spielte sich nämlich im vergangenen September ab, als die Papageiendame schwer verletzt und mit gebrochenen Flügeln gefunden wurde. Sie war offenbar beim Sturzflug über die Straßen von einem Auto angefahren worden. Ein Tierarzt päppelte sie wieder auf, bald konnte sie wieder die die Cannstatter Kolonie der wild lebenden Papageien entlassen werden.

Dennoch verlor Thea ihren damaligen Lebenspartner. Wegen der langen Behandlungsdauer hatte der gedacht, dass seine Amazone nicht mehr wieder kommt – und sich eine neue Frau gesucht. Ansonsten sind sich die Tiere nämlich ein Leben lang treu. Wegen des unglücklichen Missverständnisses war Thea dann lange Zeit ganz einsam in der Papageienkolonie, die es seit über 30 Jahren in Stuttgart gibt – neben Kalifornien übrigens das einzige Brutvorkommen außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebiets im subtropischen Mittelamerika.

So weit musste die verlassene Thea dann aber doch nicht fliegen. Die Amazone fand in Bad Cannstatt ihrerseits einen neuen Partner. Den Thilo. Am Donnerstag wollte man eine Platane als Wohnung begutachten. Und wieder war Thea ein Unglücksrabe.

Wie kriegt man den Vogel aus dem Loch?

Die Polizei rückte um 9.11 Uhr zum Unglücksort in der Nähe von Schloss Rosenstein aus – und stellte fest, dass es sich um keinen unbefugten Einbruch in fremde Wohnräumlichkeiten handelte. Eine Befreiung der Papageiendame erschien aber ohne Expertenhilfe nicht möglich. Um 9.19 Uhr traf die Feuerwehr von der nahe gelegenen Cannstatter Wache mit zwei Fahrzeugen ein, die mit Werkzeugen zur Tierrettung ausgestattet sind.

„Die ersten Versuche, den Vogel aus der Höhle zu holen, scheiterten“, sagt Feuerwehr-Sprecher Markus Heber, „der Papagei erwies sich als nicht gerade kooperativ.“ Schließlich hatte der Feuerwehrmann aber eine rettende Idee: Er steckte einen Holzstock ins Loch, so dass Thea wie auf einer Leiter nach draußen klettern konnte. Anschließend flog sie grußlos davon. Um 9.50 Uhr packten die Retter unter dem Beifall der Schaulustigen zusammen.

Ob Thea und Thilo die Wohnung in der Platane nehmen werden oder sich doch lieber eine andere Unterkunft suchen, ist noch unklar. Allerdings wird sich da sicher was finden lassen. Der Stuttgarter Wohnungsmarkt, so heißt es, ist für Papageien nicht ganz so angespannt wie für Menschen.