Zum ersten Mal reist Papst Franziskus in dieser Woche nach Afrika. In den drei Ländern Kenia, Uganda und der Zentralafrikanischen Republik wird er Problemen enormen Ausmaßes begegnen.

Rom - Die Reise hatte auf der Kippe gestanden. Mehrfach. Nicht nur aus mal echten, mal vorgeschützten Termingründen, sondern vor allem aufgrund massiver Sicherheitsbedenken. „Alle meine Berater meinen, ich sollte Afrika sein lassen. Aber ich will da   hin.“   So hat es Franziskus erst vergangene Woche wieder ausdrücklich gesagt, und diesen Mittwoch fliegt er tatsächlich: zuerst nach Kenia, dann nach Uganda.

 

Von Sonntag bis Montag wird er in der Zentralafrikanischen Republik sein. Dies mit besonderem Akzent. Auf einem der gefährlichsten Pflaster, das der Planet derzeit zu bieten hat, will Franziskus das „Heilige Jahr der Barmherzigkeit“ eröffnen, zehn Tage, bevor die Hauptzeremonie  in Rom geplant ist. So wie er sich dem Alten Kontinent aus der wenig prominenten Peripherie genähert hat – seine erste Reise in Europa galt Albanien –, so will Franziskus die „Göttliche Barmherzigkeit“ mitten in Afrika auf die Welt herabrufen. „Gerade in diesen Zeiten braucht die Erde nichts dringender“, sagen führende Kardinäle im Vatikan.

Visite in Zentralafrika auf der Kippe

Wobei: die Visite in Zentralafrika könnte sich im letzten Moment noch zerschlagen. Darauf weist Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hin. Das Land, in dem selbst der ansonsten gänzlich unerschrockene Johannes Paul II. lieber nicht hatte übernachten wollen – er flog   im August 1985 nur für einen schnellen Gottesdienst ein und wieder aus – wird von einem Bürger- und Bandenkrieg mit verschiedenen, unübersichtlichen Fronten erschüttert. Der offenbar unheilbare Konflikt in einem der ärmsten Länder der Welt wurde zwar jüngst zum Religionskrieg   zwischen Islamisten und dem christlichen Bevölkerungsdrittel stilisiert; dahinter stehen aber genausogut politische Rebellion und die Schlacht um lukrative Bodenschätze.

In einer soeben veröffentlichten Videobotschaft an Zentralafrika betont Franziskus, er verstehe sich als „Botschafter des Friedens, des Trostes, der Hoffnung und des Dialogs“. Auf dem Platz vor der bereits mehrfach überfallenen Kathedrale der Hauptstadt Bangui will der Papst sich mit Gläubigen treffen, und vor der großen Abschlussmesse im Stadion – in dem 30 000 Menschen Platz finden – will Franziskus im offenen Papamobil seine Runden drehen – wenn seine internationalen Sicherheitsleute ihn lassen. Im Ernstfall könnte alles auf eine Stippvisite des Hauptstadtflughafens schrumpfen. Der wird von UN-Blauhelmen gesichert. Aber mit dem Besuch in der Kathedrale fiele auch die programmatisch gemeinte Eröffnung der „Heiligen Pforte” als Auftakt zum Barmherzigkeit-Jahr weg. Was wäre das für ein Zeichen?

Islamistische Drohungen gegen Rom

Angesichts der fortgesetzten islamistischen Drohungen gegen Rom und einiger tatsächlich erfolgter antichristlicher Attacken ist auch Franziskus’ Besuch in Kenia nicht ohne Brisanz. Dort, in der Universität Garissa, waren erst im vergangenen April etwa 150 junge Leute ums Leben gekommen: Somalische Milizen hatten das College gestürmt und gezielt Jagd gemacht auf nicht-islamische Studenten.

Vergangenen Sonntag, beim Mittagsgebet, hat Franziskus die Gläubigen aufgefordert: „Bitte betet für diese Reise, damit sie für die lieben Brüder dort und auch für mich ein Zeichen der Nähe und der Liebe wird.“ Von konkreten Gefahren musste Franziskus gar nicht sprechen, die waren den Besuchern schon selbst, im wahrsten Sinne des Wortes, auf den Leib gerückt: Jeder einzelne hatte sich von Sicherheitskräften diesmal auf Waffen abtasten lassen müssen. Und vor dem Platz patrouillierte unübersehbar das Militär. Nicht in Afrika wohlgemerkt. In Rom.