Im neuen Fach „Literatur und Theater“ lernen Schüler des Paracelsus-Gymnasiums in Hohenheim, sich selbst zu inszenieren. Neben der Praxis gibt es auch noch Theorie. Und nicht selten durchaus komische Momente.

Plieningen - Die Schülerinnen wuseln durch den Klassenraum am Paracelsus-Gymnasium. „Ihr habt es total eilig“, ruft ihnen die Lehrerin Judith Ellinger zu. Eine Schülerin fängt an zu marschieren – nach ein paar Sekunden tut es ihr der Rest der Elftklässler nach.

 

Willkommen am Paracelsus-Gymnasium, willkommen beim neuen Kurs „Literatur und Theater“. Das Oberstufenwahlfach, ein sogenanntes Orchideenfach, wurde in diesem Schuljahr an der Schule eingeführt; wer möchte, kann eine mündliche Abiturprüfung in dem neuen Kurs ablegen. Im praktischen Teil werden die Themen Schauspiel, Dramaturgie und Inszenierung vermittelt. Die Schüler lernen, mit Körper, Raum, Zeit und Musik zu arbeiten. In der Theorie geht es um Themen wie die Entstehung des Theaters.

Sich selbst inszenieren

Die Schüler der elften Klasse sind begeistert bei der Sache: „Wir müssen uns hier manchmal schon dazu überwinden, uns vor anderen zu präsentieren“, sagt Marie über das Orchideenfach. „Aber das bringt auch ein enormes Selbstvertrauen, man wächst über sich hinaus.“ Das bestätigt ihre Klassenkameradin Isabel. „Ich merke, wie ich auf der Bühne jede Woche präsenter werde“, sagt sie.

Die Lehrerin Judith Ellinger ist ausgebildete Konzert- und Opernsängerin und singt im Vokalensemble der Stuttgarter Staatsoper. Dazu hat sie Schulmusik sowie Romanistik in Mannheim und Heidelberg studiert. Die Arbeit am Paracelsus-Gymnasium sei für sie ein Glücksfall, sagt sie. „Seit einiger Zeit kann man sich als Lehrer selbst auf Stellen bewerben“, erzählt Ellinger. „Als ich mitbekommen habe, dass hier eine spezielle Stelle für Theaterarbeit ausgeschrieben wird, habe ich diese Chance sofort ergriffen.“

Seit dem vergangenen Sommer bringt sie der Oberstufe nun das Theaterspielen bei. „Man soll lernen, wie es funktioniert, sich selbst zu inszenieren, seinen Körper und seine Stimme wahrzunehmen“, sagt die Lehrerin. „Bevor sie vorgegebene Texte sprechen, üben die Schüler daher zuerst, aus sich selbst herauszuspielen“.

Eine galoppierende Sonnenbrille

Dabei gibt es durchaus auch mal komische oder lustige Situationen, zum Beispiel wenn die Sonnenbrille über den Boden galoppiert und mit ihren aufgeklebten Äuglein einmal nach rechts und links schaut. Beim Objekttheater geht es darum, herauszufinden, welche Bewegungsform zu einem Gegenstand passt. Der Zuschauer soll das Gefühl haben, dass es sich nicht mehr um ein Objekt handelt, sondern um eine Person. In der anschließenden Feedbackrunde tauschen die Schüler ihre Eindrücke aus.

Der kulturelle Schwerpunkt am Paracelsus-Gymnasium umfasst die Bereiche Theater, Musik und Bildende Kunst. Die verschiedenen Arbeitsgemeinschaften beschäftigen sich unter anderem mit dem Bühnenbild, den Kostümen am Theater und der Technik hinter den Requisiten. Dabei werde interdisziplinär zusammengearbeitet, erklärt Judith Ellinger. Mehrere große Aufführungen pro Jahr, auch in Zusammenarbeit mit anderen Stuttgarter Gymnasien, sind die Höhepunkte der schulischen Theaterarbeit.

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