Bei der Stuttgartnacht haben die Besucher im Park der Villa Berg eindrucksvolle Momente erlebt. Die Veranstalter von „Nachtlichter im Park“ haben versucht, mit den Texten einerseits der Zeit der Präsentation gerecht zu werden, aber auch dem besonderen Ort in Stuttgart-Ost.

S-Ost - „Einfach toll“, entfährt es einer Teilnehmerin am Ende des nächtlichen Rundgangs durch den Park der Villa Berg unverhohlen. Und der anschließende Beifall, mit dem die sechs Sprecher belohnt werden, die zuvor in der Dunkelheit unter anderem Texte der Autoren Johann Wolfgang von Goethe, Annette von Droste-Hülshoff, Rainer-Maria Rilke oder Hermann von Gilm zu Rosenegg vorgetragen haben, belegt: die Teilnehmerin, die ihre Begeisterung verbal kund tat, war nicht alleine. Im Gegenteil. Das Echo auf das Angebot „Nachtlichter im Park“ war durchweg positiv und machte nicht nur den Besuchern der jüngsten Stuttgartnacht am Samstag viel Spaß. Auch die sechs Sprecher, allesamt Studierende des Studiengangs Sprechkunst und Sprecherziehung der Musikhochschule Stuttgart, waren mit Begeisterung bei der Sache.

 

„Es war besser, als wir uns das ursprünglich vorgestellt hatten“, verrät Elisa Taggert, eine der Sprecherinnen. Gemeinsam mit ihren fünf Mitkommilitonen Steffen Hofmann, Chantal Busse, Patrick Suhm, Reni Baumann und Nora Krauter war sie der Einladung von Occupy Villa Berg gefolgt, den Taschenlampenspaziergang durch den Vortrag von Texten aktiv mitzugestalten. Was sie besonders überrascht hat: Die Teilnehmer des jeweils halbstündigen Rundgangs, der von 19 Uhr an fünf Mal zu jeder vollen Stunden angeboten wurde, waren nicht nur neugierig – sie haben sich auch weitestgehend an die Regeln gehalten, die ihnen zu Beginn erklärt wurden. So galt es, während der Tour möglichst nicht miteinander zu reden und die mitgeführten Taschenlampen nur so einzusetzen, dass die Sprecher, die jeweils aus dem Dunkel der Nacht auftauchten, nicht geblendet wurden. Auch verzichteten die Teilnehmer darauf, ihre Begeisterung nach jedem einzelnen Auftritt der Sprecher kundzutun. Den verdienten Beifall gab es für die sechs Sprecher daher am Ende in geballter Form.

Der Ort ist vor allem nachts eindrucksvoll

Die Texte, die die sechs Studierenden für ihre außergewöhnliche Aktion ausgewählt hatten, „haben alle mit der Grundstimmung Nacht zu tun“, erklärt Steffen Hofmann. Man habe versucht, mit den Texten einerseits der Zeit der Präsentation gerecht zu werden, aber auch dem besonderen Ort. Schließlich seien die Villa Berg und der sie umgebende Park mit seinem alten Baumbestand eindrucksvolle Orte – „besonders in den Nachtstunden“, so Elisa Taggert, für die der Park der Villa Berg eine ganz besondere Atmosphäre bietet.

Auch Erika Schillmann ist schon seit langer Zeit von der Villa und der imposanten Grünanlage angetan. Daher wollte sie das von Occupy Villa Berg organisierte Angebot auch auf keinen Fall verpassen. Für sie hat sich das Kommen auch in jedem Fall gelohnt, „denn ich habe das Areal diesmal mit ganz anderen Augen gesehen“, sagt sie. Zu nächtlicher Stunde sei sie schließlich alleine noch nie dort unterwegs gewesen. Auch ist sie sich sicher, dass sie bei künftigen Spaziergängen gerne an die stimmungsvollen Begegnungen zurückdenken wird, die sie am Samstagabend mit den Sprechern gehabt hat. Die standen mal im Grün, flankierten die Treppen, über die die Gruppen geführt wurden, tauchten aus dem Wald auf und mischten sich sprechend unter die Teilnehmer oder präsentierten sich nur im Schein der auf sie gerichteten Taschenlampen vor dem imposanten Gebäude der Villa Berg. Dass die Initiative Occupy Villa Berg den Rundgang organisiert hat, findet Schillmann klasse.

Die „Nachtlichter“ waren eine der letzten Veranstaltungen der überparteilichen Initiative Occupy Villa Berg. Sie löst sich nach dem Kauf der Villa durch die Stadt wie berichtet auf. Die Abschlussveranstaltung ist für 3. Dezember geplant.