Umstrittene Weichenstellung: ein großes Park-&-Ride-Terminal an der Autobahn soll den Verkehr von der Ludwigsburger Innenstadt fernhalten.

Ludwigsburg - Wie stets, wenn im Ludwigsburger Gemeinderat über verstopfte Straßen und fehlende Parkplätze diskutiert wird, wurde es auch am Mittwoch wieder ungemütlich, als im Mobilitätsausschuss Pläne für ein großes Parkhaus am Rand der Weststadt vorgestellt wurden. Während es CDU, FDP und Freie Wähler am liebsten schon eingeweiht hätten, kritisierten die Grünen, dass die Stadt „nicht nur den zweiten, sondern den fünften Schritt vor dem ersten“ mache. Im Übrigen sei der vorgesehene Standort an der Autobahn falsch gewählt.

 

Noch ist von der Westrandstraße nicht mehr zu sehen als eine Baustelle. In einer jetzt vorgelegten und von der FDP angeregten Machbarkeitsstudie für ein sogenanntes Stadtrandparkhaus jedoch ist sie bereits Realität – und fungiert darin als wichtige Zufahrt zu einer Parkgarage, die möglichst viele Berufspendler, aber auch sonntägliche Stadtbesucher dazu verleiten soll, ihre Autos dort abzustellen, um mit einem Shuttlebus oder dem Rad ins Zentrum zu fahren. „Damit hätten wir auf der einen Seite des großen Gewerbegebiets in der Weststadt den Bahnhof und auf der anderen ein Pendlerparkhaus“, sagte Matthias Knobloch, der Leiter des Fachbereichs Nachhaltige Mobilität.

„Wir müssen kein Schloss bauen“

„Wir wissen nicht, wie die Westrandstraße einmal aussehen wird, und wir wissen nicht, welche Firmen sich im Gebiet Waldäcker ansiedeln werden“, sagte Christine Knoß (Grüne). Bevor man konkreter plane, müsse man ermitteln, wer überhaupt Stellplätze brauche. Ihr Vorschlag: „Das Parkhaus müsste in die Mitte des neuen Gewerbegebietes Waldäcker II, bei der Schlieffenstraße platziert werden.“

Silke Gericke (Grüne) mahnte: „Die Firmen überdenken zurzeit ihre Arbeitszeitmodelle.“ Arbeiteten die Mitarbeiter auf Dauer im Homeoffice, sei das vorgestellte Parkhaus überproportioniert.

„Da braucht man nicht allzu viele Ängste zu haben“, widersprach Jochen Zeltwanger (FW). „Wir müssen ja kein neues Schloss bauen, eine einfache Stahlkonstruktion tut es auch.“ Und diese könne man je nach Bedarf ohne viel Aufwand vergrößern oder eben wieder verkleinern. Knobloch erläuterte, das Gebäude könne Platz für bis zu 840 Autos bieten.

Bei der Haltestelle der Bahn nach Markgröningen

„Wir sollten rasch an die Verwirklichung gehen“, sagte Klaus Herrmann (CDU). „Wir brauchen ein solches Parkhaus im Westen.“ Sie würde lieber von einem Park & Ride- als von einem Pendlerparkhaus sprechen, sagte Stefanie Knecht (FDP). „Wir leiden ja alle unter dem Verkehr.“ So ein Parkhaus bei der Autobahn könne helfen, die Automassen in den Griff zu bekommen.

Auch die Sozialdemokraten unterstützen das Vorhaben. „Der Verkehr muss raus aus der Stadt“, sagte Dieter Juranek. Allerdings ist auch er noch nicht vom Standort überzeugt: „Aus verkehrspolitischer Sicht ist er sicher gut, aber er liegt doch sehr am Rand des Gewerbegebiets.“

Bürgermeister Michael Ilk hatte erläutert, dass es sich bei dem 6000 Quadratmeter großen Gelände um eine Fläche von Borg-Warner handle. Die Firma sei bereit, den Grund an die Stadt zu verkaufen. Für diesen Standort spreche neben der Nähe zur Autobahn auch, dass dort die künftige Bahn nach Markgröningen und später die Stadtbahn halten werde.

Betriebe bauen Stellen ab

Christine Knoß hielt dagegen: „Der Bedarf ist gar nicht vorhanden. Mann + Hummel baut Stellen ab, der Verkehr in der Weststadt wird weniger werden.“ Lars Frommer von der Wirtschaftsförderung wies darauf hin, dass die Neuansiedlung für Waldäcker II angelaufen sei: „Zum Beispiel wird die Firma Roche mit 500 Mitarbeitern kommen. Wir brauchen dort Stellplatzreserven.“

Mit der Parkhausplanung werde nicht wie von den Grünen behauptet, der fünfte Schritt vor dem ersten gemacht, konterte Knobloch. „Es ist vielmehr so, dass wir viele Bälle auf einmal in der Luft haben.“