Der Streit ums gesperrte Parkhaus in Bernhausen geht weiter. Bei einer Infoveranstaltung haben nun vor allem Gewerbetreibende ihren Standpunkt klargemacht.

Das Ziel des Abends war von Beginn an klar formuliert. „Wie können wir das Parkhaus schnellstmöglich wiedereröffnen?“, sagte Willfried Nobel, und er rannte damit offene Türen ein. Am Mittwoch fand in Bernhausen eine Infoveranstaltung der Interessengemeinschaft (IG) „Parkhaus muss bleiben!“ statt, die seit Februar dafür trommelt, dass das gesperrte P+R-Parkhaus am S-Bahnhof wieder zur Verfügung steht. Gut 60 Interessierte kamen, um zu hören, wie die Optionen sind – und um ihrer Wut über die Parksituation vor Ort Luft zu machen.

 

Seit März 2021 ist das Gebäude mit 350 Stellplätzen zu, nachdem an Stahlstützen Risse aufgetreten waren. Gutachten ergaben, dass es nicht sanierungsfähig ist. Seither hat der Gemeinderat in Mehrheitsbeschlüssen den Rückbau vorangetrieben. Ebenso hat das Gremium einen städtebaulichen Wettbewerb angestoßen, der das Ziel verfolgt, an der Stelle ein Gebäude zu erstellen, in dem als Teil eines Verwaltungsquartiers Büros, aber auch ein Mobilitätsknotenpunkt für den nachhaltigen Umstieg vom Individual- auf den öffentlichen Verkehr sowie Gewerbeflächen forciert werden.

Dass es beim Parken hakt, davon berichteten viele. Die Inhaberin eines Kosmetikstudios erklärte, sie werde beschimpft und angegangen von Autofahrern, die ihre Kundenplätze unrechtmäßig nutzen wollten. „Es ist jeden Tag unschön“, sagte sie. Auch ihr Nachbar, ein Immobilienvermittler, berichtete von „unerträglichen“ Zuständen. Die Situation etwa rund um die Volmarstraße sei für Fußgänger regelrecht gefährlich. „Schritttempo und nicht erst übermorgen“ brauche es, zudem Radständer, um an der Eisdiele mehr Ordnung zu erhalten. „Aus dem Zustand des Nichtstuns müssen wir rauskommen“, mahnte Ulrich Straub im Namen des Gewerbevereins Bernhausen aktiv. Dass die Parksituation korrekturbedürftig ist, ist unstrittig. „Die Not erkennen wir alle“, sagte auch der Oberbürgermeister Christoph Traub. Darüber, wie diese Not gemindert werden kann, gingen bereits in der Vergangenheit die Meinungen auseinander. Politisch schlug an diesem Abend in erster Linie die Stunde derer, die im Gemeinderat stets von einer deutlichen Mehrheit überstimmt worden waren. „Ich finde es unglaublich, dass der Einzelhandel getötet wird“, sagte etwa Jörg Alberth (FDP). Ein Parkhaus müsse wieder her. „Wo sollen Parkplätze entstehen, wenn nicht da, wo sie jetzt sind?“, sagte auch Frank Schwemmle (SPD). Dass das Bauwerk explizit ein P+R-Parkhaus ist, in dem stets gemäß Bestimmung viele auswärtige Pendler parkten und schon morgens die Plätze füllten, störte wenig. „Uns steht es vollkommen frei, entsprechend zu bewirtschaften“, sagte er. Und nun? Die IG sammelt weiter Unterschriften – knapp 4000 seien es bislang – und will sie in der Gemeinderatssitzung am 14. Juni übergeben. Zudem fordert sie Informationen darüber, warum das Parkhaus denn nicht sanierungsfähig sein soll.

„Solange Sie das nicht offenlegen, werden Sie ein Problem mit der Akzeptanz haben“, sagte das IG-Mitglied Jochen Holzwarth in Richtung der Stadtverwaltung. Er betonte unter Beifall, die Zeit sei „nicht reif“ für den geplanten nachhaltigen Mobilitätsknotenpunkt.

Wie die Parkplatznot gemindert werden kann

Politisch hat das Ganze freilich einen Haken. Der Gemeinderat hat beispielsweise auch aus Klimaschutzgründen bereits Weichen gestellt. „Wir können 10 000 Unterschriften sammeln. Wenn es im Gemeinderat keine Mehrheit hat, tut sich nichts, das ist uns wohl bewusst“, sagte der IG-Sprecher Willfried Nobel. Das Ziel der IG ist daher, mehrheitlich gefasste Gremienbeschlüsse wieder zu kippen.