Die Händler kritisieren den Wegfall der letzten kostenlosen Parkplätze. Doch speziell der Einzelhandel wird auf lange Sicht von weniger Autos in der Innenstadt profitieren, meint StZ-Redakteur Sven Hahn.

Stuttgart - Die Klagen aus dem Handel über das Verschwinden der letzten kostenlosen Parkplätze aus der Stuttgarter Innenstadt sind verständlich. Sie waren zu erwarten. Selbstverständlich tun sich die Händler auf den ersten Blick leichter, wenn ihre Kunden direkt vor dem Geschäft kostenlos parken dürfen. Doch gerade der Einzelhandel wird auf lange Sicht von weniger Autos in der Stadt profitieren.

 

Der Handel verändert sich massiv. Besorgungen, die von den Menschen als Pflicht empfunden werden, können im Internet einfacher und schneller erledigt werden als in der Innenstadt. Der Besuch im Stadtzentrum wird mehr und mehr zu einem Freizeitvergnügen. Die flanierenden Kunden können auch einkaufen, sie müssen es aber nicht mehr. Genau aus diesem Grund wird besonders der Einzelhandel davon profitieren, wenn sich die Aufenthaltsqualität in der Stadt insgesamt verbessert – und hier leistet eine Reduzierung des Verkehrs einen entscheidenden Beitrag.

Gerade in Stuttgart werden durch die Angebotsausweitung immer mehr Menschen in die Innenstadt gelockt. Die Eröffnung von Gerber, Milaneo, Globetrotter und Co. hat zuletzt die Handelsfläche in der City um rund 20 Prozent vergrößert. Kämen all die neuen Kunden mit dem Auto, das ohnehin schon erhebliche Verkehrschaos wäre vollkommen. Und bei allem Verständnis für die geplagten Händler, sollte man doch die Kirche im Dorf lassen. Durch die Einführung des Parkraummanagements sind die letzten 183 bisher kostenlose Parkplätze gebührenpflichtig geworden – sie sind nicht etwa weggefallen. Im Vergleich zu den Zehntausenden, die täglich in die Malls pilgern, erscheint diese Zahl doch verschwindend klein. Zudem steht es den Händlern frei, die wollen, dass ihre Kunden unbedingt mit dem Auto in die City fahren, die Parkgebühren zu erstatten.