Im Kampf gegen Dauerparker greifen Betreiber des Rems-Murr-Centers in Fellbach härter durch. Doch es trifft auch die Falschen: Einige Kunden bekommen zum Kassenzettel einen Strafzettel.

Fellbach - Kleinere Geschäfte und Boutiquen etwa in der Bahnhofstraße kämpfen ums Überleben, stattdessen gibt es „zu viele Casinos“ in der Stadt. Andererseits entsteht durch die kürzlich erfolgte Rewe-Runderneuerung im Centrum 30 in der Stuttgarter Straße und die für Herbst vorgesehene Edeka-Eröffnung auf dem Wüst-Areal neuer Schwung für den Einkaufsstandort Fellbach.

 

Zum Kassenzettel gibt es einen Strafzettel

Zum Thema Einkaufsstadt Fellbach hat einer unserer Leser, ein Arzt aus Fellbach, indes eigene Erfahrungen gesammelt. „Auch das Einkaufen mit dem Auto bei den großen Einkaufszentren in Fellbach wird einem zunehmend vergrault“, sagt Michael Maier (Name geändert). Am 9. Juni hatte er sein Auto auf dem Parkplatz des Rems-Murr-Centers abgestellt. Den anschließenden Einkauf hat er mit zwei mitgeschickten Kassenzetteln dokumentiert: 77,64 Euro lässt er im Rewe-Markt liegen, 75,99 Euro kosten ihn die Erwerbungen im Media-Markt.

Bei der Rückkehr hängt allerdings ein Hinweis an der Windschutzscheibe: Er habe sich nicht an die Parkregeln gehalten, sein Verstoß werde zur Anzeige gebracht, er erhalte Post vom Ordnungsamt.

Tatsächlich hatte Michael Maier an jenem frühen Nachmittag vergessen, seine Parkscheibe mit der Ankunftszeit aufs Armaturenbrett zu legen. Das räumt der Mediziner ein – und ist doch verärgert: „Anzeige am 9. Juni für 45 Minuten Parken bei einem Umsatz von 144 Euro im Rems-Murr-Center wegen vergessener Parkscheibe. Statt einer Anzeige wäre ein freundliches Info-Papier eventuell für einige Monate Übergangszeit sinnvoller gewesen. Schließlich konnte man hier seit Jahren frei parken.“ Seine Erkenntnis: „Fellbach rühmt sich als Einkaufsstadt – und vergrault gleichzeitig seine Einwohner. Das ist kein gutes Stadtmarketing – selbst wenn die Maßnahme nicht von der Stadt, sondern von den Centerbetreibern ausgeht.“

Das Problem sind die Dauerparker

De facto gilt die Parkscheiben-Regelung seit Spätherbst auf diesem von häufiger „Parkplatznot“ gekennzeichneten Areal, wie eine Mitarbeiterin des „activity“, des Fitness-Clubs des TSV Schmiden erklärt. Das Verfahren sei gemeinsam von den Betreibern wie Rewe, DM, Media-Markt, Schuhgeschäft oder Bowling-Center beschlossen worden.

Das Problem seien Dauerparker: „Die treffen sich um 7 Uhr auf unserem Parkplatz, um dann gemeinsam ins Büro nach Stuttgart zu fahren – und drei Autos bleiben hier den ganzen Tag stehen.“ Dies habe sie selbst schon mehrfach frühmorgens vor Eröffnung des Fitness-Clubs beobachtet.

Seit November weisen große Schilder auf die neue Dreistundenregelung hin. Nur so ließen sich die nötige Fluktuation erreichen. Auch der Media-Markt habe auf diese Lösung gedrängt, „weil ihm sonst die Geschäfte wegbrechen, weil seine Kunden nicht parken können.“ Anfangs hätten viele Parker die Schilder übersehen. „Wir waren kulant und haben nur ermahnt.“ Doch nach einem halben Jahr agiere man nun auch mit Anzeigen.

„Mittlerweile kann man sagen, dass unser Vorhaben gelungen ist, die Lage hat sich deutlich verbessert, die Dauerparker sind weg“, so lautet die Analyse. Sicher seien auch einige erwischt worden, die ihre Parkscheibe vergessen hätten – selbst Mitarbeiter des Fitness-Clubs, „auch die müssen zahlen“. Die Drei-Stunden-Regelung sei im Übrigen recht großzügig, das reiche aus für den Einkauf eines Fernsehers, für den Besuch im „acitivity“ oder im Bowling-Center.

Das Ordnungsamt sieht sich die Hände gebunden

Das Ordnungsamt sieht sich die Hände gebunden. Es handle sich um ein privates Gelände, der Betreiber informiere die Behörde, die stelle dann den Strafzettel aus – der in der Regel bei 10 oder 15 Euro liegt. Ordnungsamtsleiter Peter Bigalk empfiehlt dem verärgerten Kunden, sich doch direkt an die Center-Betreiber zu wenden.

Das wird Michael Maier nicht tun. Er hatte sich bereits ans Ordnungsamt gewandt und wertet die Antwort aus dem Rathaus als „korrekt, den Strafzettel werden wir bezahlen“. Allerdings: Eine mündliche Verwarnung oder einen Info-Zettel habe seine Familie nie erhalten. Seine Schlussfolgerung: „Man sollte eben auf neue Plakate schauen, die gern neben Werbeplakaten übersehen werden.“ Aber: „Ein ungutes Gefühl bleibt, wir werden’s verschmerzen.“