Parkhaus aus Verladestation Konzept für bessere Luft

Ein Pilotprojekt für emissionsfreien Warenverkehr in der Stuttgarter Innenstadt startet: In der Tiefgarage an der Kronenstraße werden die Boxen mit Waren auf Elektro-Lastenräder von Velocarrier für die Belieferung der letzten Meile montiert. Ziel des Konzepts: Weniger Abgase, weniger Verkehr in der City.
Stuttgart - Ein Click genügt – und schon kommt das Päckchen mit dem neuen Smartphone ins Haus. Und weil das Einkaufserlebnis im Internet immer beliebter wird, „nimmt auch der Lieferverkehr zu“, stellt Martin Armbruster von der städtischen Wirtschaftsförderung treffend fest. Die Folgen sind bekannt: viel Blech auf den Straßen, viel schlechte Luft, viel Lieferverkehr in der Innenstadt und den Fußgängerzonen. All das widerspricht dem Wunsch nach einer lebenswerten und gleichzeitig zukunftsfähigen Stadt.
Die Firma Velocarrier, die per Elektrorädern Waren zustellt, hat das längst erkannt. Daher forderte der frühere Velocarrier-Geschäftsführer Sebastian Bühler immer wieder Warenumschlagplätze in der Stadt. Zum Beispiel unter der Paulinenbrücke. Allein sein Ruf verhallte in den Fluren des Rathauses. Auch sein zweiter Versuch, einen sogenannten Micro-Hub in der Tiefgarage des Gerber einzurichten, zerschellte an den Windmühlen der Bürokratie. „Es gibt in der Stadt keine Brachflächen, wo wir Hubs ansiedeln können“, sagt Armbruster.
Umnutzung von Parkhäusern
Doch nun ist es soweit. Allerdings unter Tage. Im Parkhaus des Zeppelin-Carrées an der Kronenstraße 20 können die E-Lastenräder Waren in Boxen aufnehmen, die am frühen Morgen aus dem Zwischenlager in Heslach gebracht worden sind. Bei diesem Pilotprojekt machen Velocarrier, das Fraunhofer Institut und der Parkhausbetreiber Apcoa gemeinsame Sache. „Es ist das erste Parkhaus, in dem wir urbane Mobilität und Logistik verbinden“, sagt der Apcoa-Chef Philippe Op de Beeck. Stuttgart sei demnach der erste Standort des größten Parkhausbetreiber in Europa, der 1,4 Millionen Einzelstellplätze in 9000 Standorten in 13 Ländern im Portfolio hat. Was in Stuttgart getestet wird, so glaubt Op de Beeck, werde sich bald in allen Städten durchsetzen: „Parkhäuser werden eine immer wichtigere Rolle in der Logistik spielen.“
Auf den Parkflächen (sechs Boxen pro Parkplatz) im Zeppelin-Carrée sollen nun täglich 400 Sendungen umgeschlagen werden. Michael Münter, bei der Stadt der Mann für Mobilität, spricht in diesem Zusammenhang sogar von einem „Mosaikstein für bessere Luft“ in Stuttgart. In ferner Zukunft könnten tatsächlich große Teile des Warenlieferungen emissionsfrei von an A nach B gebracht werden. Dabei gilt das Engagement der Firma Dachser als zukunftsweisend. Denn Dachser beliefert Velocarrier bereits mit Elektro-Lastern. Je ein Actros (18 Tonner) und ein Fuso-E-Canter (7,5 Tonner) bringen die Sendungen bis zu 250 Kilogramm aus Kornwestheim nach Heslach. Sendungen, die schwerer sind, bringen die E-Lastwagen selbst in die City. „In der Summe transportieren wir so bis zu 25 Tonnen emissionsfrei in die Stadt“, sagt die Dachser-Sprecherin Hella Abidi.
Daimler startet erst 2021 mit Serienproduktion
Gerne würde Dachser noch mehr Waren per E-Laster ausliefern, „doch der Markt gibt es derzeit nicht her“ (Abidi). Dachser hat nur eines von zehn der sogenannten Versuchsfeldfahrzeugen. Und selbst auf diesen E-Actros mit dem Stern auf dem Kühlergrill habe man ein Jahr lang gewartet. Dachser, aber auch andere Logistik-Unternehmen warten daher sehnsüchtig darauf, bis im Jahr 2012 die Serienfertigung der E-Lastwagen beginnt.
Gleichzeitig warnt Hella Abidi davor, das Thema mit einer gewissen Naivität zu betrachten. Bis ein hohes Maß an Waren per Elektromobilität ausgeliefert werden können, seien noch einige Hausaufgaben zu erledigen. Zum Beispiel die Energieversorgung. „Wenn wir in Kornwestheim mehr als unsere bisherigen Fahrzeuge laden würden, ginge das Licht aus.“ Zudem ist die Sache derzeit noch sehr teuer. Ein E-Lkw kostet bis zu fünfmal mehr als ein Diesel. Auch die Lastenräder haben einen stolzen Preis, der bei 12 500 Euro liegt. Martin Armbruster ist dennoch fest davon überzeugt, „dass die temporäre Nutzung von Parkflächen ein Glücksfall für City-Logistik ist“.
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