Seit gut einer Woche findet man im Stuttgarter Westen eine wahre Oase der Ruhe und Entschleunigung. Vor dem Yoga Vidya an der Ecke Reinsburgstraße und Hasenbergstraße steht es, das Parklet „Kleiner Steingarten“. Wir haben uns mit der Videokamera umgesehen.

Digital Desk: Ann-Kathrin Schröppel (aks)

Stuttgart - Von außen unscheinbar und in dunkeloranger Farbe bemalt, sieht es aus wie eine überdimensionierte Holzbox. Ein Fremdkörper, der nicht wirklich ins Straßenbild der Hasenbergstraße passt, zwischen all den parkenden Autos. Betritt man das Parklet aber erst einmal, verschwindet dieser etwas ungewohnte Eindruck sehr schnell wieder. Denn im Inneren stellt sich dann ein Gefühl der Ruhe ein, auch durch die Abschottung der hölzernen Parkletwände zur Straße hin. Man fühlt sich kurzzeitig wie in einer anderen Welt, während außen Autos und Passanten vorbeiziehen.

 

Genau das wollen die Initiatoren des Parklet-Projekts erreichen: Neuen öffentlichen Raum schaffen, wo sich vorher nur eine einfache gekennzeichnete Parkfläche befand, und diesen Raum dann zur kreativen und unkonventionellen Nutzung zur Verfügung stellen. Eine schöne Idee, hinter der aber harte Arbeit und viel Planung steckt. Die sogenannte Patin des Parklets „Kleiner Steingarten“, Corinne Hebeler berichtet: „Als wir von der Aktion hörten, wollten wir sofort dabei sein. Nach der erfolgten Zusage des Parklet-Organisatorenteams wurde uns eine Studentin zugeteilt, die das Parklet geplant und gestaltet hat. Wir konnten auch unsere eigenen Ideen und Erfahrungen mit einfließen lassen.“ Als Patin hat die Leiterin des Yoga Vidya die Aufgabe, das Parklet zu pflegen und möglichst in Ordnung zu halten. Bis jetzt gab es aber noch keine Probleme. Die Holzbox ist von Vandalismus und Zerstörungswut verschont geblieben.

Kontroversen um eine Holzbox

Trotzdem sind nicht alle Nachbarn und Anwohner der Ecke Reinsburgstraße und Hasenbergstraße glücklich über den neu geschaffenen öffentlichen Raum. „Obwohl beispielsweise meine Kursteilnehmer richtige Fans des Parklets sind, gibt es durchaus auch Gegner des Projekts. Die Nachbarn sind teils nicht gut auf uns zu sprechen deswegen“, erklärt die Yogalehrerin Corinne Hebeler. Auch über die sozialen Netzwerke, die die Patin fleißig mit Infos über das Parklet füttert, habe sie nur Zuspruch erhalten. „Gefühlt bringt mir das neue Parklet auch sehr viel Aufmerksamkeit ein, es sind viele Aufrufe und Likes auf meiner Facebookseite hinzugekommen.“ In den sozialen Netzwerken hat Hebele auch den Aufbau des Parklets Ende Juni dokumentiert. „Ich habe viele Fotos und Infos im Rahmen des Aufbaus online gestellt. Es hat dann aber doch länger gedauert als erwartet. Von meiner Seite haben sich auch fünf bis sechs Personen beteiligt. Den Rest haben die Studenten erledigt.“

Mehr Kommunikationsbereitschaft

Die Studentin Jasmin Steinmetz war für die Konzeption und den Aufbau des Parklets „Kleiner Steingarten“ verantwortlich. In vielen Arbeitsstunden entstanden im Hinterhof von Corinne Hebele die verschiedenen Elemente und wurden schlussendlich auf einer Parkfläche vor dem Yoga Vidya im Stuttgarter Westen aufgebaut. Auf die Frage, wie es denn jetzt weitergehe, zeigt sich die Yogalehrerin allerdings etwas ratlos. „Der Kontakt ist ein wenig eingeschlafen seit der Eröffnung. Außer die Online-Verlinkung zu dem „Kleinen Steingarten“ auf der Homepage des Parklet-Projekts fand keine weitere Kommunikation statt.“ Wie die Daten zur nötigen Auswertung am Ende des Studenten-Projekts erhoben werden sollen, ist ihr auch ein Rätsel. „Es gab bis jetzt keinen Fragebogen und kein Gespräch. Über das weitere Vorgehen der Organisatoren bin ich mir nicht ganz klar. Ich würde mir etwas mehr Kommunikationsbereitschaft wünschen.“ Bis Ende September bleiben die zwölf Parklets in Stuttgarts Straßen stehen, danach erfolgt dann hoffentlich auch die Auswertung.