In vielen Esslinger Stadtteilen gibt es zu wenig Parkplätze für zu viele Fahrzeuge. Doch die Stadt sieht sich weder in der Lage noch in der Pflicht, Abhilfe zu schaffen.
Alexis Psomiadis ist unzufrieden. Er wohnt seit 20 Jahren in Mettingen und lobt den Esslinger Stadtteil als „ruhiges Örtchen“. Doch was das Thema Verkehr und vor allem das Parken angehe, sei Mettingen inzwischen gar nicht mehr ruhig. In den vergangenen zwei Jahren sei der Bereich rund um seine Wohnung zu einem wahren Hotspot für parkende Lastwagen, Transporter und andere Großfahrzeuge geworden – für die Autos der Anwohner sei oftmals kaum noch Platz. Und eine Lösung des Problems sei nicht in Sicht.
Alexis Psomiadis wohnt in der Rosenstraße. Der 24-Jährige studiert in Stuttgart, arbeitet nebenher und ist nach eigenen Angaben oft mit dem Auto unterwegs. Doch wenn er nach Hause komme, stehe er oft vor einem Problem: „Ab 20 Uhr abends wird es schwer, überhaupt einen Parkplatz zu finden“, sagt er. Und das, obwohl er durchaus bereit sei, einige Minuten zu laufen von seinem Auto bis zur Wohnung.
Abends keine legalen Stellplätze in Esslinger Stadtteil mehr frei
Aber oftmals gebe es in der Rosenstraße und Umgebung wie etwa der Rieslingstraße, der Halbergstraße, der Weinstraße oder der Schlüsselhaldenstraße gar keine legalen Stellflächen mehr: „Die Leute sind gezwungen, an verbotenen Stellen zu parken“, berichtet Psomiadis und zeigt auf Fahrzeuge, die auch am frühen Morgen noch direkt an Kreuzungen stehen, weil die Besitzer offenbar abends keinen Stellplatz gefunden und es morgens noch nicht geschafft hätten, umzuparken.
Für Psomiadis hat sich die Situation in den vergangenen zwei Jahren zugespitzt: „Es wird immer problematischer“, sagt der 24-Jährige. Zumal es nicht nur um die Menge der Fahrzeuge, sondern auch um ihre Größe gehe. Er habe den Eindruck, dass immer mehr große Dienstleistungsfahrzeuge, Transporter und Lastwagen in seinem Wohnviertel parken – viele davon auch mit auswärtigen Kennzeichen. Die Situation sei sehr belastend.
Ideen für Lösung des Parkproblems in Mettingen
Deshalb habe er sich bereits mehrfach an die Stadtverwaltung gewandt, erzählt Psomiadis – jedoch ohne Erfolg. Erst nach mehrmaligem Nachfragen habe er überhaupt eine Reaktion auf seine Beschwerde erhalten, allerdings ohne die Perspektive auf eine Lösung des Problems. Dabei habe er Vorschläge gemacht, etwa die Einrichtung eines Bewohnerparkgebietes oder aber die Einführung tageszeitlich begrenzten Anwohnerparkens.
Im Esslinger Rathaus sieht man jedoch wenig Möglichkeiten, auf die von Psomiadis beschriebene Situation zu reagieren. Generell sei der Parkdruck durch die steigende Zahl zugelassener Fahrzeuge in vielen Stadtteilen zu spüren, sagt Brigitte Länge, Leiterin des Ordnungsamtes. Zudem würden immer größere Fahrzeuge hergestellt und angeschafft.
Hoher Parkdruck in vielen Esslinger Stadtteilen
In vielen Esslinger Stadtteilen gebe es Bereiche, in denen von der Bevölkerung ein erhöhter Parkdruck wahrgenommen werde, gibt Brigitte Länge zu bedenken. Die Stadt prüfe, was unternommen werden könne. Aber: „Geänderte Parkregelungen führen meist zu nicht gewollten Verlagerungen in andere Bereiche der Stadt beziehungsweise der Stadtteile“, so Länge.
Zudem habe die Stadt weder die rechtliche Verpflichtung noch die Möglichkeit, allen Bewohnern einen Parkplatz im öffentlichen Straßenraum anbieten zu können. Das scheitere allein schon am mangelnden Platz. Zudem dürfe sie nicht beliebig viele Parkplätze im öffentlichen Raum nur für Bewohner ausweisen, da sämtliche Teilnehmer am Straßenverkehr berücksichtigt werden müssten. Im Übrigen sei jeder, der sich ein Fahrzeug beschaffe, selbst in der Verantwortung, einen geeigneten Abstellplatz dafür zu finden oder herzustellen, so Länge.
Fahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen könnten durchaus auch Anwohnern gehören – schließlich müsse bei einem Umzug das Autokennzeichen nicht zwingend gewechselt werden. Zudem dürften Firmenfahrzeuge oft auch privat genutzt werden. Letztlich werde der Parkdruck durch ein neues Bewohnerparkgebiet nicht gemindert, sagt Länge. Denn dadurch würden keine neuen Parkmöglichkeiten geschaffen, sondern lediglich der vorhandene Straßenraum anders geregelt. Und das Verbot einzelner Fahrzeugarten führe in der Regel zu nicht gewollten Verlagerungen in andere Gebiete der Stadt.
Es gebe auch in anderen Stadtteilen Gebiete mit viel Wohnraum, aber wenig privatem Parkraum – etwa in der Pliensauvorstadt, in Oberesslingen oder in Hohenkreuz, sagt die Leiterin des Ordnungsamtes. Doch oft stünden mögliche Parkflächen in Konkurrenz zu Flächen für den Fuß- und Radverkehr. Letztlich brauche man Initiativen auf privaten Flächen zur Lösung der Parkprobleme – nicht zuletzt, weil die Stadt Esslingen im Hinblick auf die Klimaziele den öffentlichen Nahverkehr sowie den Fuß- und Radverkehr fördern wolle.
Zahl großer Fahrzeuge steigt
Entwicklung
Laut Brigitte Länge, Leiterin des Esslinger Ordnungsamtes, waren Ende Juni in Esslingen rund 4500 größere Fahrzeuge wie Nutzfahrzeuge, Sprinter, Lastwagen oder Wohnmobile zugelassen und damit 32 Prozent mehr als im Jahr 2015. Allerdings machten diese größeren Fahrzeuge nur einen kleinen Teil der in Esslingen zugelassenen Wagen aus, nämlich nur etwa 6,6 Prozent.
Neues Parkgebiet
Erst vor Kurzem hat die Stadt angekündigt, die Parkzonen in der Innenstadt umzustrukturieren und zu größeren Bewohnerparkgebieten zusammenzufassen. Davon verspricht man sich eine gleichmäßigere Belegung der Stellplätze, die laut Stadtverwaltung bislang recht unterschiedlich ausgelastet sind. Dadurch werde es letztlich einfacher, einen freien Stellplatz zu finden, so das Kalkül.