Die Nähe zum Flughafen Stuttgart und zur Universität Hohenheim ist für viele Bürger auf den Fildern inzwischen offenbar ein Standortnachteil. Schlicht, weil ihnen Menschen von außerhalb die Parkplätze wegschnappen. Was könnte ihnen helfen?

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Filder - Vor den Sommerferien graut es Dennis Mayer jetzt schon. Dann, wenn viele verreisen, dürfte es noch schlimmer werden vor seiner Haustür. Er wohnt an der Köpfertstraße in Plieningen, und die Anspannung unter ihm und seinen Nachbarn steigt. Menschen von außerhalb, die ihr Auto vor dem Flug in den Sommerurlaub möglichst gratis loswerden wollen, parken bei ihnen die Straßenränder zu. Doch um dies zu beobachten, braucht es inzwischen keine Schulferien mehr. Anwohner haben auch außerhalb der Urlaubszeit Mühe, einen Stellplatz zu ergattern. „Das nimmt wirklich überhand in letzter Zeit“, sagt Dennis Mayer.

 

Plieningen ist zweifelsohne gebeutelt, was die Parkplatznot angeht. Und das liegt auch, aber nicht nur an kostenbewussten Fluggästen. Bewohner und Lokalpolitiker haben noch einen anderen Sündenbock ausgemacht: die Uni Hohenheim, die in den vergangenen Jahrzehnten wuchs und wuchs – mit ihr aber nicht die Zahl der Stellplätze. Angeheizt wird der Frust der Plieninger – aber auch der Birkacher – von den Plänen der Hochschule, für die 1500 landeseigenen Parkplätze künftig Gebühren zu verlangen. Dies wird aller Voraussicht nach vom Wintersemester 2019/2020 an der Fall sein. So hat es Gebhard Hruby, der Geschäftsführer der Pakraumgesellschaft Baden-Württemberg (PBW), in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats vorgetragen. Gedacht ist an unterschiedliche Modelle für Dauer- und Tagesparker. Ziel der Änderung sei es, Studenten und Bedienstete der Uni dazu zu bringen, vermehrt auf Bus und Bahn umzusteigen.

Rollt ein ganz anderes Szenario auf die Bezirke zu?

Die Birkacher und Plieninger befürchten hingegen ein ganz anderes Szenario auf die Bezirke zurollen: dass diejenigen, die nicht bereit sind, für einen Uni-Parkplatz zu zahlen, noch hartnäckiger in die Wohngebiete drücken. „Es wird zu Ausweichbewegungen kommen“, schätzt auch Hruby. Was nichts daran ändert, dass die PBW weiter an dem Konzept feilt.

Uni, Messe und Flughafen – für viele Plieninger und Birkacher sind das offenkundig nicht mehr nur Standortvorteile. Weiteres Ungemach droht, wenn die Busline 65 von Dezember an von Plieningen aus zum Flughafen fahren wird. Bei der Stadt Stuttgart sind die Hilferufe aus den Filderbezirken längst angekommen. Noch ist aber unklar, ob und wenn ja wie dem Problem begegnet werden könnte. In der Innenstadt und in Bad Cannstatt gibt es das sogenannte Parkraummanagement, ein einheitliches System, das Anwohner schützen soll. Ein Jahresausweis für 30,70 Euro erhöht die Chance auf einen Parkplatz. Dem Konzept nach ist es allerdings zumutbar, dass bis zu ein Kilometer zwischen Haustür und Auto liegen kann.

Es gibt ein Treffen mit dem Verkehrsminister

Was laut Stadtverwaltung in den Innenstadtbezirken gut funktioniert, wird nun auch für einige Außenstadtbezirke überprüft. Plieningen und Birkach sind derzeit noch nicht dabei. Vertreter des Ordnungs- und des Stadtplanungsamts raten ab, den zweiten Schritt vor dem ersten zu tun. Heißt: Zunächst solle die Uni ihr Parkkonzept umsetzen, anschließend könnte geprüft werden. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass es im aktuellen Haushalt kein Geld für eine entsprechende Untersuchung in Birkach und Plieningen gebe.

Die Parkprobleme, die die Landesmesse und der Flughafen für die nahegelegenen Wohngebiete auf der Filderebene bringt, sind übrigens nicht nur bei der Stadt Stuttgart angekommen. Nächste Woche soll es deshalb ein nicht-öffentliches Treffen mit dem baden-württembergischen Verkehrsminister Winfried Hermann geben.