Mit dem kostenlosen Parken im Stuttgarter Westen ist es ab März vorbei. Ob das Chaos beseitigt wird, ist unklar. Ein Gewinner steht schon fest.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)
Stuttgart - Jetzt wird's ernst: das wilde Parken und das langwierige Parkplatzsuchen im Stuttgarter Westen sollen vom 1. März an der Vergangenheit angehören. Dann treten die komplett neuen Parkregelungen in Kraft, die aus Sicht von Ordnungsbürgermeister Martin Schairer "Verbesserungen für alle" bringen werden. Das Prinzip lautet: Jeder Parkplatz kostet - Anwohner können einen Jahresausweis für 30,70 Euro erwerben, Pendler und Besucher müssen an den Automaten ein Ticket für 60 Cent pro Stunde lösen.

Da streng kontrolliert werden soll, wird sich der Druck auf alle Autofahrer erhöhen. Die Hoffnung ist deshalb, dass ein Teil der Bürger auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigt oder gar den Zweitwagen abschafft. So könnten die 10.000 öffentlichen Parkplätze im Westen (Tiefgaragen und private Stellplätze nicht mitgezählt) vielleicht ausreichen für alle. Derzeit sind aber im Bezirk 22.000 Fahrzeuge angemeldet - die Autos der Pendler kommen noch hinzu. Bis zum 1. März werden im Stuttgarter Westen fast 500 Parkscheinautomaten und 1800 Schilder aufgestellt.

Anwohner und Pendler


Künftig wird es im Westen drei verschiedene Parkplatztypen geben, die mit blauem, orange- oder pinkfarbenem "P" markiert sind. Blau wird überwiegen: Auf diesen Parkplätzen dürfen Anwohner mit Ausweis gebührenfrei parken. Der Westen ist dazu in acht Gebiete eingeteilt; der Anwohner hat nur für sein Gebiet eine Parkberechtigung. Auch jeder Besucher darf sein Auto auf die blauen Parkplätze stellen, sofern er am Automat ein Ticket löst. Das Tagesticket kostet sechs Euro. Die Regelung gilt montags bis samstags von 8 bis 22 Uhr.

Kurzzeitparken


Die orangefarbenen Flächen sind Kurzzeit-Parkplätze in der Nähe von Geschäften. Mit der sogenannten Brötchentaste ist die erste halbe Stunde frei. Eine Stunde kostet 60 Cent; die Parkzeit ist auf zwei Stunden begrenzt. Es versteht sich: auch Anwohner mit Ausweis müssen hier bezahlen.

Gewerbetreibende


Die pinkfarbenen Parkplätze sind als Lieferbereiche gedacht. Grundsätzlich erhalten Gewerbetreibende im Westen nur einen Ausweis, egal wie groß der Betrieb ist. Das hat zu vielen Protesten bei der Stadt geführt, wie Bürgermeister Martin Schairer einräumt. Die Stadt regt zum Beispiel an, dass die Mitarbeiter die Firmenautos über Nacht mit nach Hause nehmen.

Kontrollen


Die Stadt hat 20 Mitarbeiter eingestellt. Denn: "Das System funktioniert nur, wenn intensiv kontrolliert wird", sagt Schairer. Wichtige Straßen und Plätze sollen die Politessen künftig sogar mehrfach am Tag aufsuchen. Es drohen Knöllchen bis zu 25 Euro. In den ersten Wochen wolle man aber "mit Augenmaß" an die Sache herangehen, so Schairer.

Kosten und Erlöse


Die Stadt wird jährlich 2,5 Millionen Euro für Personal und Betrieb des Parkraummanagements ausgeben, aber 4,5 Millionen Euro an Gebühren und Bußgeldern einnehmen. Ein Teil des Überschusses soll dazu verwendet werden, Tiefgaragen im Westen zu bauen und mehr Stellplätze zu schaffen. Der Bau einer Bewohnerparkgarage im Rossbollengässle beginnt im März.

Nahverkehr


Der Verkehrsverbund (VVS) wirbt bei Firmen und Bewohnern intensiv um neue Fahrgäste. "Der Westen ist mit sechs S-Bahnen, drei Stadtbahnlinien und sechs Buslinien ideal erschlossen", sagt Hans-Georg Glaser vom VVS. Alle Bewohner werden im Februar einen Brief erhalten - wer ein Abo erwirbt, erhält den ersten Monat gratis. Insgesamt hofft der VVS, dass zehn bis 15 Prozent der Pendler auf den Nahverkehr umsteigen.

Andere Stadtbezirke


Die Universität Stuttgart wird das Parkkonzept in den nächsten beiden Jahren prüfen; bei Bedarf werde nachjustiert. Sollte es sich bewähren, könnte es auch in anderen Bezirken eingeführt werden. Schairer nannte den Osten, den Süden und Bad Cannstatt: "Dort herrschen ähnlich schwierige Parkverhältnisse wie im Westen."