Markthallenbeschicker laufen Sturm wegen des beschlossenen Wegfalls von 30 Stellplätzen. Die CDU hat den Protest politisch aufgegriffen – Showpolitik nennen das Vertreter der ökosozialen Mehrheit im Rathaus.

Stuttgart - Für die CDU ist es „Parkplatzvernichtung“, für die SPD und die SÖS/Linke-plus eine inszenierte Politshow: Der Streit um die oberirdischen Parkplätze an der Markthalle hat am Freitag im Wirtschaftsausschuss noch einmal hohe Wellen geschlagen. Die CDU hatte sich zusammen mit der AfD und der FDP zum Sprachrohr einiger Markthallenhändler gemacht. Diese befürchten Einkommenseinbußen durch den von der ökosozialen Mehrheit beschlossenen Wegfall von 16 Stellplätzen entlang der Arkaden zum Alten Schloss hin sowie zwölf Dauerparkplätzen für den Lieferverkehr auf der gegenüber liegenden Seite der Dorotheenstraße. Die Parkplätze müssten erhalten bleiben, so die CDU-Ausschusssprecherin Nicole Porsch. Die Ratsmehrheit habe 2500 Unterschriften von Kunden und Händlern einfach abgebügelt. „Ideologische Politik statt Sachverstand“ sei da am Werk, befand Porsch.

 

Grünen-Fraktionschef Andreas Winter konterte: In der näheren Umgebung der Markthalle gebe es mehrere Tiefgaragen, die nicht ausgelastet seien. Die oberirdischen Parkplätze seien im Übrigen wegen der Baustellen am neuen Dorotheenquartier lange Zeit gar nicht nutzbar gewesen, ohne dass dies Auswirkungen auf die Geschäfte in der Markthalle gehabt habe. Im Übrigen, so berichtete Winter aus Gesprächen mit Markthallenbeschickern, gebe es durchaus auch solche, für die eine Aufwertung des Umfelds der Markthalle wichtiger sei als die Parkplatzfrage.

SÖS/Linke-plus wollen Markthalle attraktiver machen

Das bestätigte auch Hans H. Pfeifer (SPD). Er warf der CDU vor, ihr politisches Süppchen „noch ein bisschen am Kochen halten“ zu wollen. Zweifel äußerte der frühere City-Manager auch an der Art, wie die Unterschriftensammlung zustande gekommen sei: „Welcher Kunde hätte da nicht unterschrieben?“, so Pfeifer unter Verweis auf die Voreingenommenheit mancher Markthallenhändler. Christoph Ozasek (Linke) beklagte, es gebe offenbar bei der CDU wenig Verständnis für Stadtentwicklung. Ein einladender Charakter zum Karlsplatz hin sei eine Chance für die Markthalle, etwa durch zusätzliche Markstände noch attraktiver zu werden. „Wir wollen, dass die Magnetfunktion des Standorts gestärkt wird“, sagte Ozasek.

Bernd Klingler (AfD) dagegen hielt der Mehrheit vor, sie sei ideologieverblendet, und wiederholte sein Mantra, dass er schon als FDP-Stadtrat bei jeder Gelegenheit angebracht hatte: „Der Kofferraum ist und bleibt der größte Einkaufskorb der Leute.“ Die Parkplätze wegzunehmen sei das Gegenteil der „lebenswerten Stadt für alle“, wie sie von Grünen, SPD und SÖS/Linke-plus propagiert werde. Der Chef des Eigenbetriebs Märkte Stuttgart, Axel Heger, hält die Stellplätze ebenfalls für notwendig. „Schwere Lebensmittel“ und „Kartonagen mit Pflanzen“ könnten nicht weite Wege durch die Stadt getragen werden, die Lieferfahrzeuge seien zudem zu hoch, um in die Schiller-Parkgarage zu fahren. Am Ende wurde zwar nicht abgestimmt, doch die Ausschussmehrheit deutlich: An ihrem Zielbeschluss, die insgesamt rund 150 oberirdischen Stellplätze in der City und damit auch jene bei der Markthalle abzubauen, will sie nicht rütteln lassen.