Nicht nur viele Schulen haben bereits Ferien, auch das politische Berlin ist in die parlamentarische Sommerpause gestartet. Nach zwei Jahren Pandemie zieht es die meisten Bundesminister aber nicht in ferne Länder.

Vielleicht schrecken die Ministerinnen und Minister nach über zwei Jahren Pandemie die steigenden Coronazahlen. Möglicherweise liegt es auch am Chaos an Flughäfen oder dem Ukraine-Krieg: Die Mitglieder der Bundesregierung verbringen nach den vergangenen Monaten mit vielen nächtlichen Sitzungen ihren Urlaub in Deutschland oder höchstens in den Nachbarländern.

 

So lässt sich Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) zusammen mit ihrem 13-jährigen Sohn an der Nordsee eine frische Brise um die Nase wehen, wie sie der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mitteilte. Möglicherweise trifft sie dort auf eine Amtskollegin. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) verbringt ebenfalls eine Woche ihres Urlaubs an der Nordsee. Wie ihr Ministerium mitteilte, zieht es sie dann aber auch noch in die Berge.

Südfrankreich ist beim Kabinett beliebt

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) bleibt in Brandenburg. Die Potsdamerin macht Urlaub in ihrem Bundesland, das derzeit an extremer Trockenheit leidet und in einigen Regionen mit Waldbränden zu tun hat. Ebenfalls in seine Heimat zieht es Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). Der gebürtige Schwabe reist ins „Ländle“ und will dort einige Tage wandern. Zudem plant er einen „Aufenthalt innerhalb der EU“, wie sein Ministerium mitteilte.

Auch Südfrankreich ist beim Kabinett beliebt: Bundesministerin Nancy Faeser (SPD) werde ihren Sommerurlaub mit ihrer Familie im August in einem Ferienhaus auf dem Land in Südfrankreich verbringen, so ein Ministeriumssprecher. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr teilte mit, Minister Volker Wissing (FDP) werde „wie jedes Jahr einige Tage mit seiner Familie in die Provence reisen“.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und seine Familie freuen sich nach eigenem Bekunden auf zwei Wochen gemeinsamen Urlaub. „Ein paar Tage Erholung und Familienzeit ohne feste Termine sind mir wichtig“, so der Minister. Wohin die Reise geht, verrät er nicht. Auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sagte dem „Stern“ lediglich, es gehe „diesmal in Richtung Süden“.

Causa Anne Spiegel hat Spuren hinterlassen

Mehrere Ministerien betonten die Erreichbarkeit ihrer Ministerinnen und Minister auch während des Urlaubs - mutmaßlich hat die Causa der ehemaligen Familienministerin Anne Spiegel (Grüne) im politischen Berlin ihre Spuren hinterlassen. Spiegel war nach Kritik an ihrer Amtsführung als Umweltministerin von Rheinland-Pfalz während der Flutkatastrophe im Ahrtal zurückgetreten. Unter anderem war sie wegen eines längeren Urlaubs zu dieser Zeit kritisiert worden.

Die Sprecher von Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) und Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) bestätigten lediglich, dass Sommerurlaube geplant seien. Details nannten sie nicht. Und der Regierungssprecher von Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte am Freitag zumindest für die kommende Woche noch Termine seines Chefs an. Er bleibt also erst einmal an Bord.

Dagegen wird Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) nach seiner Hochzeit auf Sylt mutmaßlich früher oder später in die Flitterwochen entschwinden. Bislang kann über das „wann“ oder „wohin“ nur spekuliert werden. Vielleicht offenbart ein Blick in die Sozialen Netzwerke im Laufe des Sommers mehr als der eine oder andere Sprecher der Ministerien.