Bei einem Anschlag in der südafghanischen Provinz Helmand wurde der mittlerweile zehnte Kandidat für die Parlamentswahlen getötet. Erneut treten wenige Frauen zur Wahl an.

Kabul - Am letzten Tag des offiziellen Wahlkampfs in Afghanistan ist der mittlerweile zehnte Kandidat für die Parlamentswahlen getötet worden. Abdul Dschabar Kahraman sei durch die Explosion einer in seiner Couch versteckten Bombe getötet worden, sagte die Provinzrätin Rasia Balutsch. Bei dem Anschlag in der südafghanischen Stadt Laschkar Gah seien mindestens weitere vier Personen getötet worden. Die radikalislamischen Taliban bekannten sich zu dem Angriff.

 

Kahraman saß für die Provinz Helmand im Parlament und wollte sich seiner Wiederwahl stellen. In den Wochen vor der Wahl wurden bereits neun weitere Kandidaten bei Anschlägen in sieben Provinzen getötet. Laut den Vereinten Nationen wurden bis Ende September zudem 126 Zivilisten bei Anschlägen auf Wahlregistrierstellen, Wahllokale oder Wahlkampfveranstaltungen getötet und 240 weitere verletzt.

Am Samstag wird mit mehr als drei Jahren Verspätung das afghanische Parlament gewählt. Mehr als 2500 Kandidaten ringen um 250 Sitze in der Wolesi Dschirga (Haus des Volkes). Die Wahl war aufgrund von Verzögerungen bei der Wahlrechtsreform mehrere Male verschoben worden.

Nur 16 Prozent aller Kandidaten sind Frauen

Erneut treten verhältnismäßig wenig Frauen an. Der Unabhängigen Wahlkommission zufolge stellen sich 417 Kandidatinnen der Wahl. Das sind rund 16 Prozent aller Kandidaten und nur 9 mehr als bei der letzten Wahl 2010.

Beobachter zeigen sich enttäuscht darüber, dass ungeachtet millionenschwerer Investitionen in Frauenprogramme in dem erzkonservativen Land die Beteiligung weiter niedrig ist. Frauenrechtsaktivistinnen geben die schlechte Sicherheitslage, „falsche“ Traditionen und kulturelle Einschränkungen als Gründe an.

Laut Verfassung sind 68 Sitze im Parlament für Frauen reserviert. Dem aktuellen Parlament dienen 69 Parlamentarierinnen - Farida Hamidi aus der südwestlichen Provinz Nimrus hatte 2010 als einzige Frau einen Sitz ohne Quote gewinnen können.

Kandidatinnen kritisieren fehlende Chancengleichheit

Kandidatinnen beschwerten sich in den vergangenen Wochen, dass es im Wahlkampf keine Chancengleichheit gegeben habe. Männliche Kandidaten hätten mehr Geld zur Verfügung. Kandidatinnen würden alleine aufgrund ihres Geschlechts bedroht. „Wir bekommen Drohanrufe, weil wir als Frauen an den Wahlen teilnehmen“, sagt eine Kandidatin für die Provinz Kabul, Saleha Saadat. Auch die allgemein schlechte Sicherheitslage schränke den Wahlkampf von Frauen ein. „Wenn Taliban an die Türen in meiner Provinz klopfen, wie soll ich als Frau von Tür zu Tür gehen, um Wähler zu treffen“, sagte Tamana Schinwari aus der Provinz Baghlan zu örtlichen Medien.

Tschechische Soldaten haben derweil einem Bericht zufolge nach einem Selbstmordanschlag auf drei ihrer Kameraden in Afghanistan Anfang August einen der Hintermänner getötet. Der Zugriff sei aufgrund von Geheimdienstinformationen eines Nato-Verbündeten erfolgt, berichtete die Zeitung „Lidove noviny“ aus Prag am Mittwoch. Dabei sei ein zweiter Aufständischer festgenommen worden. Tschechien beteiligt sich mit rund 250 Soldaten an dem Nato-Einsatz am Hindukusch. Sie helfen unter anderem beim Aufbau einer afghanischen Luftwaffe.